Stäfa – Der Verlust eines grossen Vertrags in den USA und der starke Franken: Der Schweizer Hörgerätehersteller Sonova blick auf ein schwieriges erstes Geschäftshalbjahr 2023/24 zurück. An der Börse reagiert die Aktie trotzdem mit Kursgewinnen.
Sonova ist in dem per Ende September abgeschlossenen Semester wie erwartet nur verhalten gewachsen – in Lokalwährungen. In Schweizer Franken stand ein deutliches Minus zu Buche, denn die Aufwertung der hiesigen Währung belastete das Resultat massiv.
So sanken die ausgewiesenen Verkäufe um rund 5 Prozent auf noch 1,75 Milliarden Franken, wie der für die Marke Phonak bekannte Konzern am Dienstag mitteilte. Die Wechselkursentwicklung schmälerte die Umsätze um knapp 124 Millionen.
Der Betriebsgewinn sank gar um rund 12 Prozent auf 350,0 Millionen. Unter dem Strich verblieb schliesslich ein klar tieferer Reingewinn von 249,6 Millionen (VJ 296,2 Mio).
Nebst den Wechselkursen versetzte dem Geschäft der Verlust eines grossen US-Kunden einen Dämpfer. Die grosse Handelskette Costco verkauft keine Hörgeräte des Schweizer Anbieters mehr. Sie tat dies zuvor unter einer Eigenmarke, für die sie auf Geräte des Branchenführers setzte.
Tieferer Betriebsgewinn erwartet
Das schwache erste Halbjahr hat nun Konsequenzen für die Prognose für das Gesamtjahr. So möchte Sonova mit Blick nach vorne – unter Annahme konstanter Wechselkurse – beim konsolidierten Umsatz zwar wie bisher ein Wachstum von 3 bis 7 Prozent erzielen. Die Prognose für den Betriebsgewinn wurde jedoch gesenkt. Hier strebt Sonova noch einen Anstieg um 4 bis 8 Prozent an (zuvor: 6-10%).
Damit diese Prognose erfüllt werden kann, muss sich das Geschäft von Sonova aber deutlich beschleunigen. Die Zeichen hierfür sind laut Firmenlenker Arnd Kaldowski gegeben. Eine klare Erholung habe zu Ende des ersten Semesters eingesetzt, sagte er zur Nachrichtenagentur AWP.
Weil es schwierig sei, die Wechselkursschwankungen zu antizipieren, prognostiziere man in Lokalwährungen, betonte er. Und zumindest in diesen erwarte Sonova ganz klar eine weitere Erholung des weltweiten Hörgerätemarkts. «Dabei ist die Erholung in Nordamerika derjenigen in Europa einen Schritt voraus», sagte er.
Ausserdem werde die Vergleichsbasis im zweiten Halbjahr nicht mehr vom verlorenen Grossauftrag aus den USA belastet, betonte Kaldowski. Er verspricht sich schliesslich auch Schwung von den jüngsten Produkteinführungen, basierend auf der Lumity-Hörgeräte-Plattform. Mit diesen Produkten sei die Kundenzufriedenheit spürbar gestiegen.
Aktie klar im Plus
An der Börse scheint man Kaldowskis Versprechungen Glauben zu schenken. Die Aktie von Sonova schloss am Dienstag 5,4 Prozent höher bei 246,30 Franken, das Tageshoch lag sogar bei deutlich über 250 Franken.
Etwas kritischer ist man in Analystenkreisen. Es bleibe abzuwarten, ob Sonova das bessere Momentum wirklich umsetzen könne, schrieb der Analyst der Zürcher Kantonalbank. Denn gerade laufe es dem dänischen Konkurrenten Demant sehr gut. Und GN Store Nord und WS Audiology – ebenfalls zwei wichtige Player in der Branche – hätten gerade neue Produkte lanciert. (awp/mc/ps)