Sonova verfehlt zum Halbjahr die Erwartungen
Stäfa – Der Hörgeräte-Hersteller Sonova hat im ersten Halbjahr 2017/18 Umsatz und Gewinn zwar gesteigert, die Schätzungen des Marktes aber relativ klar verfehlt. Das Management gibt sich mit dem Erreichten trotzdem zufrieden und bestätigt die Ziele für das Gesamtjahr. Die Aktie verliert allerdings deutlich an Terrain, was zu einem guten Teil aber auch mit der starken Performance bisher im Jahr erklärt wird.
CEO Lukas Braunschweiler zeigte sich am Montag vor den Medien in Stäfa/ZH zufrieden mit den Zahlen: «Wir sind im bisherigen Kerngeschäft stark organisch gewachsen, viele unserer neuen Produkte haben gute Resultate erzielt.» Konkret stieg Umsatz stieg im ersten Halbjahr gegenüber der Vorjahresperiode um 17,1% auf 1,25 Mrd CHF (+16,9% in LW). Das organische Wachstum lag derweil bei 5,0%.
Starkes Wachstum im Hörgerätesegment
Nach Sparten betrachtet stieg der Umsatz im Hörgerätesegment um 17,8% auf 1,15 Mrd CHF. Der Anteil des Hörgerätegeschäft mit unabhängigen Audiologen oder Retailketten lag bei 700,4 Mio CHF (+5,7% in LW) . Mit seinem eigenen Retailgeschäft erzielte Sonova einen Umsatz von 451,3 Mio. Letzteres wuchs damit um über 42%, wobei der grösste Teil auf die im vergangenen Geschäftsjahr übernommene AudioNova zurückging.
Im Cochlea-Segment wiederum betrug der Umsatz im ersten Halbjahr 101,3 Mio CHF. Das Wachstum von 9,7% in Lokalwährungen wurde laut Firmenangaben vor allem im Geschäft mit Upgrades bzw. Servicedienstleistungen erwirtschaftet.
Starkes Wachstum in EMEA
Nach Regionen betrachtet verzeichnete vor allem EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) mit fast 35% ein starkes Wachstum beim Umsatz. Ein hohes organisches Wachstum erzielte Sonova dabei laut eigenen Angaben vor allem in grossen europäischen Märkten wie Grossbritannien, Frankreich und Italien. Mit gewissen Problemen kämpfte das Unternehmen hingegen in den Niederlanden und in Deutschland, wo laut Braunschweiler vor allem das erste Quartal schwierig gewesen war.
Ausserdem verspürte Sonova in den USA, wo die Umsätze um 1% in Lokalwährungen stiegen, Gegenwind im Retailgeschäft. «Das hatten wir allerdings erwartet, da wir gerade in einem Restrukturierungsprozess unseres Ladennetzwerkes im amerikanischen Markt sind», erklärte der CEO, der seinen Posten im kommenden Jahr an Arnd Kaldowski abgeben wird.
In der Region Asien/Pazifik (+9,4% in LW) wiederum war die Rede von einem «starken Wachstum» in Japan und China, das durch eine verhaltene Entwicklung in Australien beeinträchtigt worden sei.
Niedrigere Margen bei Cochlea
Die Gewinnzahlen haben bei Sonova im ersten Halbjahr in etwa mit dem Umsatz Schritt gehalten. Das sei erstaunlich, weil die Marge bei der akquirierten AudioNova tiefer sei, sagte Braunschweiler. Es handle sich somit um einen weiteren Indikator für das gute organische Wachstum.
Der Bruttogewinn nahm um 22% auf 883,3 Mio zu. Der «normalisierte» EBITA – exklusive Einmalkosten der Akquisition von AudioNova in der Höhe von 6,8 Mio CHF – stieg um knapp 17% auf 240,5 Mio, die entsprechende Marge blieb dabei unverändert bei 19,2%. Unter dem Strich blieb ein Reingewinn (ausgewiesen) von 176,2 Mio CHF (+16%).
Ausblick bestätigt
Für das laufende Rechnungsjahr 2017/18 bestätigt Sonova die Guidance. Man erwarte sowohl im Hörgeräte- als auch im Cochlea-Implantate-Segment weiterhin ein solides Umsatz- und Gewinnwachstum. Diese Entwicklung werde durch ein «attraktives Portfolio an Produkten und Lösungen sowie einem ständigen Einsatz für Innovation» unterstützt. Konkret soll das Umsatzwachstum 10% bis 12% und die Steigerung des «normalisierten» EBITA 10% bis 14% betragen, jeweils in Lokalwährungen.
Viel verspricht sich der Sonova-Chef besonders vom Verkauf der im August lancierten Audéo-BDirect-Hörgeräte, die auf der unternehmenseigenen Sword-Technologie basieren. Im Oktober habe der Umsatzanteil des BDirect an der gesamten Audéo-Linie schon 20% betragen, derjenige der aufladbaren Geräte 30%. «Dabei sind wir noch nicht einmal in allen Märkten mit den neuen Produkten drin, in den USA steht der Launch erst noch bevor», so Braunschweiler an der Pressekonferenz.
Aktienmarkt reagiert negativ
An der Börse gerieten die Aktien des Unternehmens nach Bekanntgabe des Zahlenkranzes stark unter Druck und büssten im frühen Handel fast 10% ein. Zum Handelsschluss standen die Papiere noch 2,4% tiefer. Die Abgaben wurden von Analysten aber auch mit dem massiven Plus der Aktie im bisherigen Jahresverlauf erklärt. Entsprechend sei es zu Gewinnmitnahmen gekommen, hiess es im Handel. (awp/mc/ps)