Stäfa – Sonova blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2019/20 zurück. Zum Schluss des per Ende März beendeten Periode machte sich aber die Coronakrise in den Zahlen bemerkbar, und so schnell dürfte die Pandemie den Hörgeräteproduzenten nicht wieder loslassen.
Bereits im März hatte der Stäfner Konzern wegen Corona seine Prognose für das Umsatzwachstum gesenkt. Schliesslich legten die Verkäufe noch um 5,6 Prozent auf neu 2,92 Milliarden Franken zu, respektive um 8,7 Prozent in Lokalwährungen, wie die Gesellschaft am Dienstag bekanntgab.
Betrachtet man den operativen Betriebsgewinn (EBITA), so gelang der Firma ebenfalls eine Steigerung. Der um Einmalkosten bereinigte Wert legte um 4,5 Prozent auf 620,8 Millionen zu.
Unter dem Strich hat Sonova die Erwartungen mit einem Reingewinn von 489,5 Millionen nach 460,2 Millionen im vorangehenden Geschäftsjahr dagegen klar verfehlt. Dies schreiben Experten aber in erster Linie dem Einfluss der Steuerreform in der Schweiz zu.
Neue Ausgangslage
Vor allem mit Blick nach vorne präsentiert sich die Marktlage nun grundsätzlich verändert. «Vor der Pandemie waren wir sehr gut unterwegs, klar über den Erwartungen», sagte der CEO des für die Marke Phonak bekannten Unternehmens am Dienstag zur Nachrichtenagentur AWP. Doch änderte sich dies mit der Verbreitung des Coronavirus fundamental, sagte Arnd Kaldowski.
Im April 2020 verzeichnete Sonova einen Umsatzeinbruch von 65 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit stehen die Stäfner zwar trotz allem immer noch etwas besser da als die Konkurrenz, wie ein Analyst anmerkte.
Doch machten Sonova gleich mehrere Faktoren zu schaffen. Erstens waren und sind viele Hörgeräte-Geschäfte weltweit wegen der Lockdowns geschlossen. Zweitens bewegt sich die Zielgruppe von Sonova – Senioren – derzeit nur sehr vorsichtig.
Schliesslich läuft es beim Unternehmen auch im Geschäft mit den Cochlea Implantaten für Gehörlose derzeit nicht rund. Denn bei chirurgischen Eingriffen gibt es vielerorts Einschränkungen, die Spitäler konzentrieren sich auf die Corona-Patienten.
Kein konkreter Ausblick
Einen konkreten Ausblick auf das nun begonnene Jahr wagt das Unternehmen unter diesen Umständen nicht. Es stelle sich für ihn aber schon die Frage, wie schnell sich der Konzern von dieser Wachstumsdelle erholen werde, sagte Kaldowski. Er rechne dabei mit einer eher verhaltenen, langsamen Erholung.
Immerhin, so zeigte sich der Manager überzeugt, seien die «fundamentalen Merkmale des Marktes für Hörlösungen nach wie vor attraktiv». Entsprechend will das Unternehmen die für die nächsten Monate geplanten Produktlancierungen trotz allem durchziehen.
Aufgrund der Krise stehen bei Sonova aber vor allem die Sicherung der Liquidität und die Senkung der Kosten im Vordergrund. Der Konzern hatte, um die Liquidität zu erhöhen, im März mit der Ausgabe und Aufstockung eines Bonds insgesamt 330 Millionen eingesammelt. Nun verfügt er über liquide Mittel von rund einer Milliarde Franken.
Dividende in Form von Aktien
Den Aktionären wird aufgrund der angespannten Lage statt einer Bardividende ausserdem eine Ausschüttung in Form von Aktien vorgeschlagen. Dabei sollen 150 bestehende Papiere zum Bezug einer neuen Aktie berechtigen.
Entsprechend dem Schlusskurs vom Vortag entspreche die Ausschüttung etwa 1,30 Franken pro Anteilsschein nach 2,90 Franken im Vorjahr. Hierzu sagte Kaldowski, dass sich der Schritt «angeboten» habe. Denn Sonova verfüge noch über vor kurzem zurückgekaufte, noch nicht vernichtete Aktien.
Schliesslich setzt Sonova – wie so viele Unternehmen derzeit – auf Kurzarbeit. Insgesamt sind etwa die Hälfte der weltweit rund 15’000 Angestellten aktuell zu einem tieferen Pensum als gewöhnlich beschäftigt.
An der Schweizer Börse legten die Aktien von Sonova derweil kräftig zu. Bis Handelsschluss kletterten sie um 4,9 Prozent auf 203,80 Franken, während der SPI lediglich um 0,43 Prozent gewann. (awp/mc/ps)