Sparprogramm: Meyer Burger baut 250 Stellen ab
Baar – Meyer Burger leitet ein weiteres Sparprogramm ein und will die Kosten senken. Das führt zu einem Stellenabbau und zunächst zu Belastungen durch die Restrukturierung. Die Aktie reagierte positiv.
Der Solarzulieferer will die Kosten um knapp ein Viertel verringern. Erreicht werden soll dies mit einem Abbau von rund 250 Stellen, der zu einem Drittel in der Schweiz erfolgen soll, hauptsächlich in Thun BE. Das Unternehmen sieht die Massnahmen als Voraussetzung für eine Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Es sei das Ziel, die jährlichen operativen Gesamtkosten nachhaltig um 50 Mio CHF zu senken, teilte Meyer Burger am Donnerstag mit. Im vergangenen Jahr wies das Unternehmen einen Personal- und Betriebsaufwand von 210 Mio CHF aus.
Um dieses Ziel zu erreichen, soll der Personalbestand um rund 16% verringert werden. Von den insgesamt rund 250 Stellen, die wegfallen, betreffen laut den Angaben ein Drittel Jobs in der Schweiz – und dabei insbesondere am Standort Thun. Kündigungen für «etliche Mitarbeiter» würden wahrscheinlich nicht zu umgehen sein, heisst es weiter. Wo immer möglich, werde der Abbau aber über natürliche Fluktuationen oder auch vorzeitige Pensionierungen erfolgen.
Voraussetzung für schwarze Zahlen
Es handle sich um «einschneidende Massnahmen», lässt sich CEO Peter Pauli zitieren. «Diese Entscheidung fällt uns nicht leicht.» Mit dem Sparprogramm würden jedoch die Voraussetzungen geschaffen, dass das Unternehmen die operative Ertragskraft nochmals steigern könne.
«Wir müssen es schaffen, das Unternehmen auch auf Stufe Nettoergebnis nachhaltig wieder in die Gewinnzone zu bringen», so der CEO weiter. Im ersten Halbjahr hatte Meyer Burger erstmals seit 2012 beim operativen Gewinn (EBITDA) wieder die Gewinnzone erreicht; ausserdem wurde ein positiver operativer Cashflow erzielt. Unter dem Strich resultierte jedoch ein Halbjahresverlust von knapp 26 Mio CHF. In den letzten vier Jahren hatte das Unternehmen jeweils Jahresverluste in dreistelliger Millionenhöhe geschrieben.
Schlanker und fokussierter
Konkret sollen mit dem Sparprogramm die Organisationsstrukturen optimiert und auf die Kerntechnologien ausgerichtet werden, wie es weiter heisst. Zudem würden in Asien Kapazitätsanpassungen vorgenommen. Die Abteilung für Forschung und Entwicklung, die Verkaufs- und Serviceorganisation sowie gewisse Teile des Produktportfolios würden ausserdem gestrafft. Insgesamt führten die Massnahmen zu einer «sehr schlanken Unternehmensstruktur mit Fokus auf Highend-Anwendungsmärkte in der Photovoltaik».
In der Jahresrechnung 2016 fallen wegen ausserordentlichen Aufwendungen für das Sparprogramm einmalige Kosten von rund 3 bis 4 Mio CHF an, wie das Unternehmen weiter mitteilt.
Auf und ab beim Personal
Es handelt sich nicht um das erste Sparprogramm bei Meyer Burger. In den letzten fünf Jahren seien die operativen Kosten wegen der schwierigen Situation in der Solarindustrie schon um über ein Drittel gesenkt worden, hält die Gesellschaft fest.
Der Personalbestand nahm in der Folge von knapp 2’800 im Jahr 2011 auf aktuell gut 1’500 ab. Zuvor war er jedoch rasant angestiegen – auch wegen Übernahmen. So hatte Meyer Burger im Jahr 2005 nicht einmal 200 Mitarbeiter beschäftigt.
Die Angestellten Schweiz reagierten am Donnerstag mit «Unverständnis» auf den erneuten Abbau von 80 Stellen in der Schweiz. Obwohl beim Turnaround auf gutem Weg, verschreibe sich der Konzern eine neue Abmagerungskur, gebe aber die Strategie dahinter nicht bekannt.
Positive Analystenkommentare
Bei den Analysten stossen die dagegen Massnahmen auf ein positives Echo. Das Programm könne eine Basis für eine nachhaltige Gewinn- und Cashgenerierung legen. heisst es etwa bei der ZKB. Zur Finanzierungsfrage seien jedoch keine Angaben gemacht worden. Für den Vontobel-Experten bleibt die Refinanzierung des 130-Mio-CHF-Bonds im Jahr 2017 ein offenes Thema. (awp/mc/pg)