Sportfachhändler wegen Euroschwäche unter Druck

Sportfachhändler wegen Euroschwäche unter Druck

Sportfachhandel hofft auf einen guten Winter.

Zürich – Die Schweizer Sportfachhändler blicken nach vielen guten Jahren sorgenvoll auf die anlaufende Wintersaison. Ihre Umsätze schrumpfen seit drei Quartalen. Die Euroschwäche macht Einkäufe im Ausland und im Internet attraktiver. Eine Kampagne soll nun Gegensteuer geben.

«Der Baum brennt. Bestes Löschmittel wäre möglichst bald ein halber Meter Schnee», sagte der Präsident des Verbandes Schweizer Sportfachhandel (ASMAS), Claude Benoit, am Dienstag vor den Medien in Zürich. Die Rahmenbedingungen seien wegen Frankenstärke und schrumpfender Konsumentenzuversicht wohl so schwierig wie in den letzten 20 Jahren nicht mehr.

Seit dem sehr guten Start in die letzte Wintersaison mit frühem Schneefall gingen die Umsätze teils stark zurück: im ersten Quartal 2011 um über 10 Prozent, im zweiten um 3 Prozent und im dritten Quartal um 10 Prozent. Auch im laufenden Quartal werde mit grösster Wahrscheinlichkeit wieder ein Minus herauskommen.

Preisdruck steigt
Die Sportfachhändler hätten wegen der Frankenstärke die Preise um bis zu 20 Prozent gesenkt. Sie gäben die Wechselkursvorteile 1:1 weiter. Der Preisabschlag sei je nach Produktekategorie verschieden, erklärte Benoit im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Ein grosser Teil der Produkte seien Markenartikel, welche von den Herstellern exklusiv in die Schweiz importiert würden. Diese richteten die Preise teils nach der hohen Kaufkraft in der Schweiz aus. Zudem seien die Einkaufspreise für viele Rohmaterialen und die Herstellung in Asien im letzten Jahr deutlich gestiegen.

Gebremst wird eine schnelle Weitergabe der Wechselkursvorteile durch den langen Lagerumschlag, also die Zeit von der Bestellung beim Lieferanten bis zum Verkauf an den Kunden. Diese dauere im Schnitt etwa ein Jahr, sagte Benoit. Gegen die Währungsrisiken sichere sich der Fachhandel ab, an diesen Termingeschäften hätten die Banken in letzter Zeit gut verdient.

Arbeitsplätze bedroht
Bei vielen Sportfachhändlern bestehe dagegen ein Einstellstopp, langfristig sei auch ein Stellenabbau denkbar, sagte Benoit. Die Sportartikel-Detailhändler zählen an 1680 Standorten rund 9200 Beschäftigte, hinzu kommen 3400 Beschäftigte bei Grosshändlern.

Im Jahr 2010 belief sich das Marktvolumen der Winter-Sportartikel auf 1,05 Mrd. Franken, bei den Sommer- und Ganzjahresartikeln auf 1,25 Mrd. Franken.

Stärken betonen
Neben den grossen Herausforderungen sieht die Branche, die in den beiden letzten Jahrzehnten ihre Umsätze um 37,5 und 19,8 Prozent kräftig steigern konnte, aber auch Chancen. Einkäufe in der Nähe bedeuteten Zeitgewinn.

Die Sportfachhändler wollen mit der Kampagne «hier-gekauft.ch» auf weitere Vorteile hinweisen: Produktequalität, Beratung und Serviceleistung. Gemäss einer Studie der Universität St. Gallen sind diese Faktoren für Schweizer Konsumenten bei Sportartikeln – insbesondere etwa bei Skis – wichtiger als der Preis.

Beim Kauf schenkten die Konsumenten, anders als in anderen Branchen, dem Verkaufspersonal das grösste Vertrauen, noch vor Freunden und Bekannten. Zudem liege viel Umsatzpotenzial in der Inspiration der Kunden zu Zusatzkäufen.

Einkaufstour ins Ausland
Gerade diese Ergänzungskäufe werden aber vermehrt bei der Einkaufstour im Ausland getätigt. Gemäss der Umfrage bei 2000 Konsumenten ist der Ausland-Anteil hier seit letztem Winter von 13 auf 21 Prozent gestiegen. 26 Prozent empfinden inzwischen die Preise als unfair. Dies ist mit dem Textilhandel nach Branchen der höchste Wert. (awp/mc/pg)

Verband Schweizer Sportfachhandel

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