Bern – Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) baut in den kommenden Monaten unternehmensweit rund 75 Vollzeitstellen ab. Die «Tagesschau» am Mittag sowie die Ausgabe um 18 Uhr werden durch Newsflashes ersetzt.
Nach dem nun erfolgten Abschluss des Konsultationsverfahrens startet bei SRF die Umsetzung der Personalmassnahmen, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Rund 10 Prozent der 75 Vollzeitstellen sollen laut Mitteilung im Kader abgebaut werden. Bei dem Stellenabbau handelt es sich um eine Massnahme des bereits früher angekündigten Unternehmensprojekts «SRF 4.0».
Der Schritt ist laut Mitteilung nötig, um ab 2025 ein finanzielles Defizit zu vermeiden. Die Gründe dafür seien rückläufige kommerzielle Einnahmen sowie die Teuerung.
Neben dem Stellenabbau hat die Geschäftsleitung von SRF organisatorische Anpassungen in den Informationsabteilungen beschlossen, um mehr Synergien zwischen Audio, Video und Digital nutzen zu können. Die bisher getrennten Chefredaktionen Video und Audio/Digital sollen zu einer multimedialen Chefredaktion zusammengelegt werden.
Keine «Tagesschau» am Mittag und Vorabend
Die «Tagesschau»-Ausgaben am Mittag sowie um 18 Uhr sollen durch moderierte Newsflashes ersetzt werden. Am Wochenende wird die Mittagsausgabe ganz entfallen. Die Sendungen «Club» und «Gesichter & Geschichten» werden künftig im Sommer pausieren, so wie andere Magazine und Talk-Sendungen auch.
Das Angebot der Radio-Regionaljournale soll am Wochenende reduziert werden – mit Ausnahme von Wahl- und Abstimmungssonntagen. Zudem werden an den Regionalstandorten die Regionalredaktionen Audio/Digital mit den TV-Korrespondentenstellen zusammengelegt.
Abbauen will SRF auch beim Drittmarktgeschäft. Entsprechende Produktionsaufträge sollen nur noch angenommen werden, wenn die Übertragungsrechte bei der SRG und bei SRF liegen.
Verkleinerung der Geschäftsleitung geplant
Mit «SRF 4.0» will sich das Medienhaus für zukünftige Herausforderungen rüsten. Neben der finanziellen Stabilisierung soll damit auch die digitale Transformation vorangetrieben werden. So soll beispielsweise die SRF News-App als Hauptnachrichtenkanal gestärkt werden.
Ab 2026 sind weitere organisatorische und personelle Massnahmen geplant, darunter eine Verkleinerung der Geschäftsleitung. Bereits jetzt nicht mehr wiederbesetzt werden soll die Stelle Abteilungsleitung Kultur. Diese ist vakant, seit Susanne Wille zur SRG-Generaldirektorin gewählt wurde.
Gewerkschaft ist «schockiert»
Die Mediengewerkschaft SSM hat sich am Montag in einer Mitteilung «schockiert» gezeigt über den geplanten Stellenabbau bei SRF. Sie warnt vor dem Verlust an Vielfalt und Qualität sowie vor den Folgen für die Mitarbeitenden. Besonders schmerzlich sei das Sparprogramm für die Informationsangebote der «Tagesschau» sowie in den Regionen. (awp/mc/pg)