Der Flirt, hier im Einsatz der ungarischen Staatsbahn MAV, ist der bestverkaufte Stadler-Zug. (Foto: Stadler Rail)
Bussnang – Der Schienenfahrzeug-Hersteller Stadler Rail hat im Geschäftsjahr 2013 den Auftragseingang auf 2,6 Mrd CHF beinahe vervierfacht. Nach dem Einbruch im Geschäftsjahr 2012 mit einem Auftragseingang von lediglich 0,7 Mrd liege dieser nun wieder auf dem Niveau früherer Jahre, teilt Stadler Rail mit. Die im Vorjahr entstandene Lücke sei dadurch allerdings noch nicht vollständig geschlossen worden und deshalb sei die Auslastung der Schweizer Werke ab Mitte 2015 noch ungenügend.
Um die Auslastung zu verbessern, setzt Stadler Rail auf den SBB-Auftrag für die Gotthard-NEAT-Züge. Dieser 980 Mio CHF schwere Auftrag ist durch Beschwerden von Alstom und Talgo gegen die Vergabe beim Bundesverwaltungsgericht blockiert. Mittelfristig würde dieser Auftrag dazu beitragen, die Auslastung zu verbessern, so Stadler Rail.
Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit als wichtiges Plus
Die von Peter Spuhler geführte Stadler Rail betont die Pünktlichkeit ihrer Auslieferungen und spielt damit auf die mehrjährigen Verzögerungen von Bombardier bei der Lieferung neuer Doppelstock-Züge für die SBB an: Auch im vergangenen Jahr sei es Stadler erneut gelungen, rund 250 Züge und Trams termingerecht und in hoher Qualität auszuliefern, heisst es. Die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit hätten 2013 auch ihre Wirkung gezeigt: Etliche langjährige zufriedene Kunden hätten Optionen eingelöst, Züge bestellt oder Wartungsverträge abgeschlossen.
Flirt bestverkaufter Zug
Rund 50% des Umsatzes erzielte Stadler Rail im vergangenen Jahr mit Kunden aus der Schweiz. Der am besten verkaufte Zug aus den Stadler-Produktionsstätten ist der Flirt (Flinker Leichter Innovativer Regional Triebzug); mit ihm erzielte das Familienunternehmen rund 40% des Umsatzes.
Dank des hohen Auftragsbestandes aus den Jahren 2008 bis 2010 konnte Stadler Rail im vergangenen Jahr den Umsatz um rund 4% auf 2,5 Mrd CHF steigern. Für das laufende Jahr wird mit einem Umsatz von 1,7 Mrd gerechnet, wie Peter Spuhler am Freitag anlässlich der Bilanzmedienkonferenz sagte.
Neue Märkte und Segmente im Visier
Wegen der EU-Schuldenkrise und der Währungsverwerfungen peilt Stadler neue Märkte und neue Segmente an. Bereits konnten in Zentral- und Osteuropa einige Aufträge gewonnen werden. Zuletzt hat Stadler Rail am Donnerstag eine Bestellung für 27 Schlaf- und 3 Speisewagen der Aserbaidschanischen Eisenbahn im Volumen von 120 Mio CHF gemeldet. Peter Spuhler erhofft sich auch, dass der 350-Millionen-Euro-Auftrag für die S-Bahn in Moskau Folgeaufträge nach sich ziehen wird.
In Minsk in Weissrussland hat Stadler Rail den Neubau eines Werkes abgeschlossen. In der weissrussischen Hauptstadt beschäftigt das Unternehmen mit Hauptsitz im thurgauischen Bussnang rund 800 Mitarbeitende. Laut Peter Spuhler will sein Unternehmen von Minsk aus die Märkte in den GUS-Staaten noch besser erschliessen. Ausserdem sei auf Anfang 2014 das wachsende Geschäftsfeld Service weiter gestärkt worden. Die Instandhaltungsaktivitäten wurden in einer neuen Tochtergesellschaft gebündelt.
Wieder vollere Auftragsbücher
In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres sind laut Spuhler, der gegenwärtig wieder 83% der Aktien der Stadler Rail Group besitzt, Bestellungen von Zügen und Trams in der Summe von rund 2 Mrd CHF eingegangen. Er schloss nicht aus, dass 2014 in Sachen Auftragseingang zu einem Rekordjahr werde.
Im Moment plant Spuhler keinen Gang an die Börse, wie er vor den Medien bekräftigte. Aus diesem Grund habe er das Aktienpaket der Beteiligungsgesellschaft Capvis mit Sitz in Zug wieder zurückgekauft. (awp/mc/pg)