Bussnang – Der Zughersteller Stadler Rail gibt nach der Coronavollbremsung im vergangenen Jahr wieder Gas: Im ersten Semester steigerte der Ostschweizer Konzern den Umsatz um 52 Prozent auf 1,42 Milliarden Franken.
Der Betriebsgewinn EBIT erreichte 48,9 Millionen Franken, nachdem er im Vorjahr wegen der Pandemie auf 5,0 Millionen zusammengeschmolzen war, wie Stadler Rail am Mittwoch in einem Communiqué bekannt gab. Unter dem Strich fuhr das Unternehmen von Peter Spuhler einen Reingewinn von 26,3 Millionen Franken ein. Vor einem Jahr waren lediglich 15,7 Millionen in der Kasse geblieben.
Damit hat Stadler Rail die Erwartungen der Analysten beim Umsatz übertroffen, bei den Gewinnzahlen leicht verfehlt. «Belastet wurde der Reingewinn insbesondere durch Wechselkurseffekte im Finanzergebnis, während vorteilhafte Steuereffekte das Ergebnis gestützt haben», erklärte Stadler.
Auswirkungen von Corona weiterhin spürbar
Die Auswirkungen der Coronakrise auf die Lieferketten, die Zulassungs- und Auslieferungsprozesse sowie das Servicegeschäft seien weiterhin spürbar, schrieb das Unternehmen im Halbjahresbericht: «Dennoch ist es Stadler gelungen, an die Erholung in der zweiten Jahreshälfte 2020 anzuknüpfen und pandemiebedingte Verzögerungen bei den Abnahmen neuer Fahrzeuge weiter aufzuholen. Zudem konnte das Servicegeschäft weiter vorangetrieben werden.»
Beim Rollmaterial kletterte der Umsatz um 57 Prozent auf 1,24 Milliarden Franken. Auch das Segment Service & Components habe den Wachstumskurs erfolgreich fortgesetzt, hiess es. Der Umsatz legte erneut zweistellig um 23 Prozent auf 179,6 Millionen Franken zu.
Auftragsbücher so dick wie noch nie
Der Bestellungseingang blieb habe mit 3,12 Milliarden Franken das hohe Vorjahresniveau erreicht, hiess es weiter. Darin nicht enthalten seien ursprünglich noch vor Ende Juni erwartete Vergabeentscheide einzelner Grossprojekte.
Laut Medienberichten winkt in Österreich ein Milliardenauftrag der Bundesbahnen ÖBB. Zudem steht Stadler gemäss Medienberichten vor dem Erhalt zweier Aufträge für zusammen rund 163 Millionen Euro aus Spanien und der Slowakei.
Der Auftragsbestand sei dennoch auf ein neues Rekordhoch von 17,9 Milliarden Franken gestiegen nach 16,1 Milliarden Ende Dezember, schrieb das Unternehmen weiter. Einen wichtigen Auftrag habe man in Spanien verbuchen können: Der staatliche Bahnbetreiber Renfe hat im März 59 Doppelstock-Triebzüge für den Nahverkehr bestellt. Dies sei das erste Mal, dass Renfe Passagierzüge bei Stadler bestelle.
Deutlich mehr Umsatz und Gewinn erwartet
Stadler erwartet in der zweiten Jahreshälfte eine starke Erhöhung des Umsatzes und der Profitabilität gegenüber dem ersten Halbjahr 2021. Den Ausblick für das Gesamtjahr bestätigt das Unternehmen unter der Annahme einer weiteren Normalisierung der Coronalage sowie stabiler Wechselkurse.
So rechnet Stadler im laufenden Geschäftsjahr weiterhin mit einer EBIT-Marge von über 6 Prozent, nachdem diese im ersten Semester 3,5 Prozent erreicht hatte. Der Umsatz soll auf 3,5 und 3,8 Milliarden Franken klettern und der Bestellungseingang sich auf rund 4 bis 5 Milliarden Franken belaufen. Zur Bereitstellung der benötigten Kapazitäten rechnet Stadler 2021 mit Investitionen von circa 200 Millionen Franken.
Stadler verfolgt weiterhin eine Dividendenpolitik mit einer Ausschüttungsquote von circa 60 Prozent des Nettoergebnisses sowie mittelfristige Finanzziele einer EBIT-Marge von 8 bis 9 Prozent ab dem Jahr 2023. (awp/mc/pg)