Bussnang – Der Thurgauer Hersteller von Schienenfahrzeugen, Stadler Rail, hat die Folgen des Frankenschocks überwunden: 2016 wurde ein Bestellvolumen von 4,9 Mrd CHF erreicht. 2015 waren es noch 2,1 Mrd CHF gewesen. Das Unternehmen geht in den nächsten Jahren von steigenden Umsätzen aus.
In den letzten Monaten hatte Stadler Rail regelmässig Abschlüsse von neuen Aufträgen vermeldet: Aus dem norwegischen Bergen, aus Limburg in Deutschland, aus St. Petersburg oder Glasgow, aus den USA, aber auch von der Jungfraubahn, den Appenzeller Bahnen oder der Südostbahn (SOB).
Unter dem Strich summierten sich die Bestellungen 2016 zu einem Rekordergebnis von 4,9 Mrd CHF. Dazu kommen weitere Aufträge, bei denen das Unternehmen zwar den Zuschlag bereits erhalten hat, die aber noch nicht rechtsgültig sind. Der Unterschied zum Ergebnis für 2015 mit einem Auftragsvolumen von 2,1 Mrd CHF fällt damit markant aus. Damals wurde das zwischenzeitliche Tief mit den Folgen des Frankenschocks begründet.
Auf den starken Franken reagiert
Man leide zwar weiterhin unter den Nachteilen der hoch bewerteten Währung, stellte Konzernchef Peter Spuhler am Mittwoch an der Jahresmedienkonferenz in Bussnang fest. Das Unternehmen habe aber inzwischen reagiert und vermehrt auf Highend-Produkte gesetzt, für die es in Billiglohnländern weniger Konkurrenz gebe. Zudem wurde bei allen Fahrzeugfamilien ein «Kosten-Redesign» vorgenommen.
Die Firma ist in Familienbesitz und veröffentlicht nur einige wenige Zahlen. Neben dem Auftragsvolumen ist dies jeweils der Gesamtumsatz – 2,1 Mrd CHF – sowie die Anzahl der Beschäftigten. Sie liegt aktuell bei 7’300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Davon sind rund 3’000 in der Schweiz angestellt.
Weiteres Wachstum
Das Hoch im Bestellungseingang setzte sich in den ersten Monaten von 2017 fort – und wird sich in den nächsten Jahren auf die Umsätze auswirken. Es sei von eher steigenden Zahlen auszugehen, kündigte Spuhler an. «Wir sind aber nicht umsatzgetrieben, sondern wollen die besten Fahrzeuge bauen und damit Geld verdienen», so der Konzernchef.
In den letzten zwölf Monaten ist das Unternehmen weiter gewachsen. Zwei neue Gesellschaften sind dazugekommen: Stadler Chemnitz erbringt Engineering-Leistungen unter anderem in den Sparten Konstruktion, Elektrik oder Pneumatik. Im Joint Venture Solaris Tram in Polen werden Wagenkästen gefertigt und lackiert.
Niederlagen in Zürich und Sydney
Nicht immer ist Stadler Rail bei den Ausschreibungen erfolgreich. Spuhler zeigte sich vor allem über die Niederlage gegen Bombardier um 70 neue VBZ-Trams enttäuscht. Ebenfalls nicht zum Zug kam das Unternehmen bei einer Ausschreibung im australischen Sydney. Ohne Basis in der dortigen Region sei dies allerdings auch schwierig gewesen, kommentierte der Konzernchef.
Während Spuhler daran glaubt, nun den Einstieg in den Markt für Strassenbahnen in Russland geschafft zu haben und auch in die USA Züge liefern wird, gibt es andere Märkte, in denen das Unternehmen chancenlos bleibt: «In China von Europa aus eine Ausschreibung zu gewinnen, kann man vergessen.»
Das Unternehmen plant allerdings nicht nur Montagewerke in den USA oder einen Servicebetrieb in Grossbritannien – auch in der Schweiz wird ausgebaut. Stadler Rail hat angekündigt, die Betriebe am Standort Altenrhein SG in einen Neubau in St. Margrethen verlegen zu wollen. Nun zeichnet sich dort ein Kompromiss ab: «Wir werden nicht mit Pauken und Trompeten ausziehen», kündigte Spuhler an. Einige Unternehmensteile könnten danach in Altenrhein bleiben. In St. Margrethen soll hingegen eine moderne Fabrik erstellt werden, von der sich das Unternehmen «Effizienzgewinne» erhofft. (awp/mc/pg)