Peter Spuhler, Inhaber und CEO Stadler Rail.
Bussnang – Der Schienenfahrzeug-Hersteller Stadler Rail hat im Geschäftsjahr 2014 mit dem Auftragseingang einen Rekord erzielt allerdings ging der Umsatz deutlich zurück. Das Familienunternehmen leidet unter dem starken Franken und das Geschäft in die GUS-Staaten wurde sowohl vom schwachen Rubel als auch von den international gegen Russland ausgesprochenen Sanktionen gebremst.
Der Auftragseingang von Stadler Rail wuchs im Jahr 2014 auf 2,9 Mrd CHF nachdem er sich Jahr davor noch auf 2,6 Mrd belief. Damit seien die Bestellungen nach den schwachen Jahren 2011 und 2012 ein weiteres Mal angestiegen, wie das Unternehmen am Freitag mitteilt. Zum Umsatz oder zum Gewinn macht Stadler Rail in der Mitteilung keine Angaben. Wie aber aus den Präsentationsunterlagen anlässlich der Bilanzmedienkonferenz hervorgeht, lag der Umsatz bei 1,9 Mrd nach 2,5 Mrd im Vorjahr.
Gute Auftragslage sichert Auslastung
Der gute Auftragseingang trage dazu bei, dass die Auslastung der Standorte der Gruppe in einem währungspolitisch schweren Umfeld für die nahe Zukunft weitgehend sichergestellt werden konnte, heisst es weiter. In Deutschland lag der Auftragseingang allerdings unter Budget, da einige grosse Ausschreibungen wie die S-Bahn Berlin verschoben werden mussten oder wie die RRX in Nordrhein Westfallen an die Konkurrenz verloren gingen.
Als Highlight bezeichnet Stadler Rail den Zuschlag zum SBB-Auftrag für 29 Eurocity-Züge, der nach einer hart umkämpften Ausschreibung gewonnen wurde. Die Mehrsystemzüge werden für die Schweiz, Italien, Deutschland und Österreich zugelassen und werden in Zukunft auf der Verbindung Frankfurt-Mailand durch den neuen Gotthard-Basistunnel fahren. Das Auftragsvolumen betrag rund 970 Mio CHF, wobei 80% der Wertschöpfung in der Schweiz erfolge, so die Mitteilung.
Weiter sei im vergangenen Jahr der tausendste Flirt (Flinker Leichter Innovativer Regional Triebzug) und inzwischen insgesamt 1’099 Flirts verkauft worden. Flirt-Aufträge gingen etwa aus Finnland oder den Niederlanden ein, aber auch aus den USA. Vor gut einer Woche unterschrieb Stadler Rail im texanischen Fort Worth den Vertrag für die Lieferung von acht Flirt-Zügen im Volumen von rund 100 Mio USD.
Mit Blick auf die laufenden Ausschreibungen sei von der norwegischen Staatsbahn eine weitere Option für über 44 Flirt zu erwarten. Ungarn habe derweil weitere 21 Flirt und die Bochum-Gelsenkirchener Strassenbahnen AG 50 Variobahnen ausgeschrieben. Hängig sei auch die Tram-Bestellung der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ).
Starker Franken belastet
Trotz der guten Auftragslage bleibt das Marktumfeld mit dem starken Franken für Stadler Rail herausfordernd. Mit der Aufhebung des Mindestkurses vom Franken zum Euro durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) seien die Produkte erneut auf einen Schlag um gut 20% teurer geworden. Stadler Rail habe daher die Kosten senken und die Arbeitszeit auf 45 Stunden erhöhen müssen. Als weitere Massnahme seien Einkaufsvolumen vom Franken in den Euro verlagert aber auch in Innovationen investiert worden.
Die Verlagerung einzelner Aufträge aus High-Cost- in Low-Cost-Länder werde dagegen als allerletzte Massnahme in Erwägung gezogen, verspricht das Unternehmen. Stadler Rail setze alles daran, den Werkplatz Schweiz zu verteidigen.
Ein weiteres Problem stellt die Rubelschwäche dar. Direkt betroffen sei etwa der Prestige-Auftrag über 25 Doppelstocktriebzüge für Russland gewesen. Aeroexpress habe Liquiditätsprobleme angemeldet und um eine Anpassung der Zahlungsbedingungen oder um eine Reduktion der Anzahl Züge gebeten. Verhandlungen mit den finanzierenden Banken und der Schweizerischen Exportrisikoversicherung (SERV) seien am Laufen. Auch im arabischen Raum liege Stadler Rail klar hinter den Erwartungen.
Vor diesem Hintergrund passt Stadler Rail die Strategie an. Peilte das Unternehmen im Jahr 2013 noch die GUS-Staaten und den arabischen Raum an, strecke man nun die Fühler verstärkt nach Grossbritannien und in die USA aus. Das Ziel sei es, die bestehenden Märkte zu erhalten und im Westen in neue vorzudringen, heisst es dazu. Mit dem Auftrag aus Texas sei dazu ein wichtiger Schritt getan. Weitere Optionen würden sich abzeichnen. (awp/mc/ps)