Zürich – Die Stadt Zürich kauft der Swisscanto Anlagestiftung das Bauprojekt «Harsplen» in Witikon ab. Der Kaufpreis beträgt stolze 211 Millionen Franken. Der Stadtrat erfüllt damit eine Forderung der linken Parteien. Es entstehen rund 370 vergleichsweise günstige Wohnungen.
Im Preis inbegriffen sind rund 30’000 Quadratmeter Land und die Pläne für das Bauprojekt «Harsplen» mit 370 Wohnungen. Die Stadt werde das Bauvorhaben der Swisscanto übernehmen und weiterführen, wie der Stadtrat am Mittwoch mitteilte.
In den 370 Wohnungen sollen die Mindestbelegungsvorschriften der Stadt gelten. In Witikon entsteht damit Wohnraum für 700 Menschen. Mit dem Bau dieser Wohnungen leiste die Stadt einen wichtigen Beitrag zum Ziel, den Anteil gemeinnütziger Wohnungen bis 2050 auf einen Drittel zu heben, schreibt der Stadtrat dazu.
Linke wollten Umzonung verweigern
Mit dem Kauf des Projekts «Harsplen» erfüllt der Stadtrat eine Forderung der linken Parteien. Diese hatten im vergangenen Jahr kritisiert, dass die Swisscanto keine günstigen Wohnungen baue. Ohne die Aussicht auf günstigen Wohnraum wollten die Parteien die nötige Umzonung für die Zufahrtsstrasse aber nicht unterstützen.
Die Swisscanto sah sich deshalb gezwungen, ihren Antrag auf Zonenänderung via Stadtrat zurückzuziehen, um «andere Optionen zu prüfen». Nun bringt der Stadtrat die gleiche Umzonung erneut ins Parlament, unter neuen Vorzeichen.
Die linken Parteien reagierten erfreut auf die Ankündigung des Stadtrates, das Projekt «Harsplen» zu kaufen. Dieses Beispiel zeige, dass sich die «konsequente und standhafte Wohnbaupolitik» der SP für die Bevölkerung auszahle, teilte die SP mit. Jetzt entstünden bezahlbare statt unerschwingliche Wohnungen.
Auch die Grünen freuten sich über die Ankündigung. Damit nehme eine leidige Geschichte eine überraschende und sehr gute Wendung. Durch den Kauf entstünden nun zu 100 Prozent gemeinnützige Wohnungen.
FDP kritisiert «eklatanten Machtmissbrauch»
Die Bürgerlichen hingegen reagierten empört. «Dreist, dreister, Stadt Zürich», teilte die GLP mit. Das Stadtparlament blockiere aktiv private Bauvorhaben und erpresse Bauherrschaften. Es könne nicht sein, dass das attraktivste Angebot am Schluss jenes der Stadt sei. Für die Bekämpfung der Wohnungsnot brauche es alle Beteiligten, nicht nur städtische und gemeinnützige Wohnungen.
Für die FDP stellt der Kauf durch die Stadt einen «eklatanten Machtmissbrauch» dar. Die FDP zeigte sich in einer Mitteilung «fassungslos über diesen dreisten Machtmissbrauch der rotgrünen Mehrheit». Das sei unserem politischen System nicht würdig.
Die städtische FDP fordert nun eine «umfassende Aufarbeitung dieses dubiosen Grundstücksgeschäfts», wenn nötig auch durch Aufsichtsbehörden und die Justiz. (awp/mc/pg)