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Zürich – Jüngste Auswertungen des Standortqualitätsindikators der Credit Suisse zeigen, dass die Kantone Zug und Zürich weiterhin die Spitze des Rankings bilden. Neben der steuerlichen Attraktivität stehen die hohe Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte in den beiden Kantonen sowie ihre hohe Erreichbarkeit im Vordergrund. Am Ende der Rangliste liegen die Kantone Jura, Wallis, Neuenburg und Graubünden.
Gemäss der Analyse zeigt sich bei der Verfügbarkeit von Fachkräften mit abgeschlossener Berufslehre ein Ost-West-Gefälle, während bei der Verfügbarkeit von Hochqualifizierten ein Stadt-Land-Graben besteht. Mit Blick auf die verkehrstechnische Erreichbarkeit haben die Ökonomen der Credit Suisse erstmals Verkehrsstauzeiten berücksichtigt und berechnet, mit welchem zusätzlichen Zeitbedarf Pendler auf dem Weg in die Zentren zu rechnen haben.
Der intensive Standortwettbewerb zwingt die Schweizer Kantone und Regionen, ihre Attraktivität im Rahmen des Möglichen zu optimieren. Der Standortqualitätsindikator der Credit Suisse misst die Attraktivität der Schweizer Regionen und Kantone für Unternehmen. Er fokussiert auf sieben «harte» Standortfaktoren und ist damit einerseits ein Wegweiser für Unternehmen, die verschiedene Standorte evaluieren. Andererseits kann er als Benchmarking-Instrument für die Optimierung der kantonalen oder regionalen Standortpolitik dienen.
Zug bleibt an der Spitze
Die höchste Standortqualität weist gemäss dem Ranking des Standortqualitätsindikators der Kanton Zug auf, gefolgt von Zürich. Neben der steuerlichen Attraktivität trägt die hohe Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte zu diesem Resultat bei. Während sich insbesondere die Zentralschweizer Kantone durch steuerliche Vorteile auszeichnen, glänzen die beiden Basel, Zürich und der Aargau vor allem bei den Erreichbarkeitsindikatoren. Analysiert wird die verkehrstechnische Erreichbarkeit der Bevölkerung, der Beschäftigten und der Flughäfen.
Gebirgskantone mit unterdurchschnittlicher Standortqualität
Unterhalb des Landesmittels kommen einerseits die ländlichen und gebirgigen Kantone zu liegen, etwa die Kantone Jura, Wallis, Neuenburg und Graubünden. Gemäss den Ökonomen der Credit Suisse ist dies vor allem auf die anspruchsvolle Topografie zurückzuführen. Diese schränkt etwa die verkehrstechnische Erreichbarkeit stark ein. Andererseits erreichen auch die Zentrumskantone Waadt und Bern Werte unter dem Schweizer Durchschnitt. Ein genauerer Blick auf die einzelnen Kantonsteile zeigt jedoch, dass die Stadt Bern und die Region Nyon überdurchschnittlich attraktiv sind. Für heterogene Kantone lohnt sich demnach eine detaillierte Betrachtung der Standortqualität auf Ebene der Wirtschaftsregionen.
Basel-Stadt, Schwyz, Luzern und Uri als Aufsteiger
Aufgrund von methodischen Änderungen gegenüber früheren Berechnungen des Standortqualitätsindikators sind Zeitvergleiche nur bedingt möglich. Die grössten Veränderungen betreffen die Westschweizer Kantone Genf und Waadt sowie den Thurgau und Graubünden, die mehrere Ränge verlieren. Neben dem Einschluss von neuen Indikatoren – der Erreichbarkeit von Beschäftigten und Flughäfen – trägt die erstmalige Berücksichtigung von Verkehrsstaus sowie neuer Daten zur Ausbildungsqualität zu diesen Veränderungen bei. Zu den Aufsteigern zählen Basel-Stadt, Schwyz, Luzern sowie Uri, was unter anderem auf steuerliche Entlastungen zurückgeht.
Steuerwettbewerb: Grenzen der diskretionären Steuerpolitik treten zutage
Bezüglich der Gewinnsteuersätze haben die Schweizer Kantone in den letzten Jahren einen regen Aktivismus gelebt. Die namhaftesten Aufsteiger sind die Kantone Luzern und Neuenburg, die ihre Steuersätze stark gesenkt haben. Im Gegenzug hat St. Gallen an steuerlicher Attraktivität eingebüsst – der Kanton musste aufgrund der Ertragslage und der kantonalen Schuldenbremse den Staatssteuerfuss erhöhen. Hinsichtlich Steuerbelastung schneiden vor allem Westschweizer Kantone weniger attraktiv ab, da die Standortqualitätsberechnung auf öffentlich verfügbaren Steuersätzen basiert und die in der Westschweiz verbreiteten diskretionären Steuervereinbarungen nicht abbilden kann. Die internationale Kontroverse um die Unternehmenssteuerbelastung und die absehbare Abschaffung von Steuerprivilegien für Spezialgesellschaften dürften jedoch die Bedeutung der gesetzlichen Steuersätze stärker in den Vordergrund rücken. Jüngste Sitzverlagerungen von betroffenen Unternehmen könnten damit im Zusammenhang stehen.
Zuwanderer machen 17% aller Hochqualifizierten aus
Gemäss den Ökonomen der Credit Suisse zeigt sich ein Stadt-Land-Graben bei der Verfügbarkeit von Hochqualifizierten. Diese ist in den Genfersee-Regionen sowie in den Deutschschweizer Grosszentren ausgeprägt hoch. Rund 17% aller ansässigen Hochqualifizierten sind seit 2000 in die Schweiz eingewandert, im Arc Lémanique sowie in Zürich sind es sogar weit über 20%. Wissen und Innovation – die wichtigsten Erfolgsfaktoren der Schweizer Wirtschaft – sind daher stark auf die internationale Migration angewiesen. Bei der Verfügbarkeit von Fachkräften mit einer abgeschlossenen Berufslehre zeigt sich hingegen ein deutliches Ost-West-Gefälle. In den französischsprachigen Kantonen sind solche Fachkräfte vergleichsweise rar.
Zürich: Stau betrifft vor allem Pendler aus Nord und Süd
Die Analyse der verkehrstechnischen Erreichbarkeit bis auf die Ebene von Quadratkilometern verdeutlicht eindrücklich die kleinräumigen Unterschiede in der Schweiz. So trägt der öffentliche Verkehr punktuell stark zur Erreichbarkeit der Gebiete um die grösseren Bahnhöfe bei. Im Individualverkehr haben die Hauptachsen und ihre Zubringerstrassen gemäss den Ökonomen der Credit Suisse eine breitere Wirkung auf die Erreichbarkeit.
Eine Analyse der Zeitverzögerungen durch Staus zeigt grosse Unterschiede zwischen den Landeszentren: Während Pendler nach Lausanne aus dem Westen Verzögerungen von rund 15-20% in Kauf nehmen müssen, sind die Aufschläge aus östlichen und nördlichen Gebieten nur rund halb so hoch. Im Raum Zürich zeigt sich die bremsende Wirkung der Nordumfahrung: Pendler aus Winterthur, Schaffhausen und Frauenfeld mit dem Ziel Stadt Zürich haben mit Verzögerungen von 20-30% zu rechnen. Ähnliche staubedingte Zeitaufschläge gelten für die morgendliche Zufahrt aus dem Knonaueramt sowie aus der Region Zimmerberg. (CS/mc/pg)