Starker Anstieg der Corona-Infektionen – 2G-Regel kein Thema
Bern – Seit Mitte Oktober nimmt die Anzahl der Coronavirus-Fälle in der Schweiz zu, sie verdoppelt sich laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) alle zwei Wochen. So wurden am Dienstag 2986 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet. Ein Zertifikat nur für Geimpfte oder Genesene (2G-Regel) ist für die Behörden aber derzeit kein Thema.
«Die Zahlen sind nicht so schlecht, dass eine 2G-Regel in der Schweiz derzeit gerechtfertigt ist», sagte Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle beim (BAG), am Dienstag vor den Medienb in Bern.
Auch der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, ist dieser Meinung. «Jetzt ist es richtig, dass wir bei 3G sind. Die Zahlen sind noch nicht so schlecht. Das bedeutet auch, dass die Tests noch eine gewisse Wirkung haben. Aber man muss das beobachten», sagte er. Für die Zukunft sei eine 2G-Regel nicht ganz auszuschliessen.
Weiter bezeichnete Hauri die aktuelle Virusaktivität in der Schweiz und Europa als hoch. Milde Verläufe seien in der Schweiz zwar die Regel, aber die schweren gerade unter Ungeimpften nicht selten.
Eine Million Erwachsene nicht immun
Rund 80 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz seien immun gegen das Virus, davon 74 Prozent dank der Impfung, 6 Prozent seien ohne Impfung immun. Eine Million Erwachsene in der Schweiz sei momentan jedoch weder geimpft noch genesen, so Masserey.
Die Entwicklung sei – auch mit Blick ins Ausland – schwierig vorherzusehen. «Eine hohe Impfquote reicht nicht, um die Fallzahlen zu senken «, sagte Masserey weiter. Zertifikat, Masken und andere Massnahmen seien weiterhin notwendig.
«Die Zahl der Spitaleintritte nimmt auch zu, allerdings nicht so schnell wie die Ansteckungen», sagte sie weiter. Die meisten Ansteckungen gibt es bei jungen Erwachsenen, die meisten Spitaleinweisungen bei älteren Personen. «Das Problem der Pandemie ist, dass das Virus sehr schnell und rasch zirkuliert.»
Bisher rund ein Fünftel der Bundesgelder beantragt
Die Aktivitäten der Kantone in der laufenden nationalen Impfwoche gegen das Coronavirus lassen sich laut Hauri nicht an den abgeholten Bundesgeldern messen. Bisher beantragten die Kantone insgesamt 18,7 Millionen der vom Bund vorgesehenen rund 96 Millionen Franken.
Ein Grund dafür sei, dass in den Kantonen bereits zahlreiche niederschwellige Impfangebote bestehen, sagte Hauri. Insgesamt werden im Endausbau 120 mobile Impfangebote durchs Land kurven. Zu den 50 bestehenden kommen gemäss Hauri 70 neue hinzu.
Masserey sagte weiter, der Bund habe im ersten Quartal des laufenden Jahres 359 Millionen Franken für Corona-Tests ausgegeben. Es sei nicht zu rechtfertigen, dass für Tests bei Menschen ohne Symptome weiter die Gemeinschaft für diese Kosten aufkomme.
Sieben Todesfälle, 64 Spitaleinweisungen
Dem BAG wurden am Dienstag innerhalb von 24 Stunden 2986 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet. Gleichzeitig registrierte das BAG sieben neue Todesfälle und 64 Spitaleinweisungen.
Auf 100’000 Einwohnerinnen und Einwohner wurden in den vergangenen zwei Wochen 332,1 laborbestätigte Coronavirus-Infektionen gemeldet. Die Reproduktionszahl R, die angibt, wie viele Personen eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt, lag vor rund zehn Tagen bei 1,33.
Die Auslastung der Intensivstationen in den Spitälern beträgt zurzeit 76,8 Prozent. 13,8 Prozent der verfügbaren Betten werden von Covid-19-Patientinnen und -Patienten belegt.
Gemäss dem neuesten Lagebericht der Corona-Taskforce des Bundes vom Dienstag steigen seit drei Wochen die Fallzahlen wieder «signifikant»: Die bestätigten Fälle nahmen demnach um 50 Prozent pro Woche zu, die Hospitalisationen um 19 Prozent. Der Anteil der doppelt geimpften Menschen unter den hospitalisierten Personen habe bei den über 80-Jährigen in den letzten Wochen stark zugenommen.
Die Todesfälle gingen derweil um 28 Prozent zurück. Diese Werte spiegeln gemäss Lagebericht das Infektionsgeschehen vor mehreren Wochen wider. (awp/mc/ps)