Steigende Preise für Chalets und Ferienwohnungen

Zürich – Wer schon ein Chalet oder eine Ferienwohnung in einer Tourismusregion besitzt, sollte Franz Weber dankbar sein: Der Preis seiner Immobilie könnte dank der Zweitwohnungs-Initiative des Umweltschützers explodieren. Bestehende Zweitwohnungen dürften wohl zu deutlich höheren Preisen als früher verkauft werden, schreibt die Credit Suisse (CS) in einer ersten Analyse des Abstimmungsresultats.

Allerdings werden nur noch wenige Immobilien auf den Markt kommen. Die Besitzer werden mit dem Verkauf zurückhaltend sein, wenn sie nicht mehr bauen können und es schwierig sein dürfte, ein neues Feriendomizil zu finden. Allerdings sind viele Fragen bei der Umsetzung noch offen. Die CS wie auch andere von der Nachrichtenagentur sda angefragte Banken sind darum vorsichtig bei ihren Analysen. Erste Einschätzungen gehen aber alle in die gleiche Richtung. Wenn der Bau von Zweitwohnungen eingeschränkt werde, die Nachfrage aber bleibe, werde dies zu höheren Preisen führen, sagte ein Analyst der Zürcher Kantonalbank auf Anfrage.

Kräne stehen still
Zum gleichen Schluss kommt Raiffeisen-Sprecher Franz Würth. Er wies in dem Zusammenhang auch darauf hin, dass der ortsansässigen Bevölkerung damit nicht geholfen sei. «Es sind sicher nicht die Einheimischen, die sich eine teure Ferienwohnung kaufen werden», sagte er. Diese würden nur profitieren, wenn der eingeschränkte Bau von Zweitwohnungen mit neuen Erstwohnungen kompensiert werde. Damit rechnet die CS jedoch nicht: Im Erstwohnungsbau werde in den betroffenen Gemeinden auch in Zukunft wenig Dynamik herrschen, schreibt die Grossbank in ihrem Bericht. Sinkende Preise für Erstwohnungen sind nach ihrer Einschätzung jedoch trotzdem möglich, da diese in Zukunft nicht mehr als teure Ferienwohnungen verkauft werden können.

Auswirkungen auf weitere Branchen
Nicht nur auf den Immobilienmarkt dürfte die Initiative gemäss CS spürbare Auswirkungen haben: Im Hochbau rechnet die Bank mit einem Beschäftigungsrückgang von rund 5%, beim Bauinstallations- und Ausbaugewerbe gar um über 8%. In touristischen Regionen ist jeder sechste Arbeitnehmer im Bau oder in baunahen Branchen beschäftigt.

Chance für Hotellerie
Eine Chance sieht die CS für die Hotellerie, und zwar nicht nur wegen der Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten, sondern wegen der tendenziell sinkenden Bodenpreise. In der Hotellerie bestehe grosser Aufholbedarf, der für das zukünftige Wachstum der touristischen Destinationen unabdingbar sei, schreibt die CS. Gemäss einer Zählung der CS ist praktisch jede Gemeinde im Alpenbogen von der Initiative betroffen. Die Grossbank schätzt ihre Zahl auf 550. Der Bund war von jeder fünften Gemeinde, also rund 500, ausgegangen. (awp/mc/ps)

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