Stephan Schmidheiny erwartet Freispruch in italienischem Eternit-Prozess
Zürich – Der Industrielle Stephan Schmidheiny erwartet im italienischen Eternit-Prozess weiterhin einen Freispruch. «Ich gehe davon aus, dass meine Leistungen am Schluss korrekt beurteilt werden und ich dereinst freigesprochen werde», sagte Schmidheiny in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag».
«Ich habe nicht vor, ein italienisches Gefängnis von innen anzuschauen», betonte Schmidheiny. Der frühere Chef der Eternit-Gruppe war im Mai im Prozess um Asbest-Opfer einer Eternit-Fabrik von einem italienischen Gericht der fahrlässigen Tötung für schuldig befunden und zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden. Seine Anwälte hatten Berufung eingelegt.
Es sei «verrückt», sagte Schmidheiny: «Wir haben alles Mögliche und Zumutbare auf dem Stand der damaligen Erkenntnisse unternommen, um das Asbest-Problem zu lösen. 40 Jahre später wird man als Massenmörder angeklagt und über Jahrzehnte verfolgt.» Als vor 18 Jahren Asbest-Klagen gegen ihn lanciert worden seien, habe er zuerst gedacht, es ginge um Recht, um Fakten, um Gerechtigkeit. «Dieser Glaube ist im Lauf der Zeit verflogen.»
Lob für Greta Thurnberg
Lob erteilte Schmidheiny, der sich bereits vor Jahrzehnten für den Umwelt- und Klimaschutz stark gemacht hatte war, der Klimaaktivistin Greta Thurnberg. «Ich finde, Greta macht das gut. Sie trägt dazu bei, dass sich die Leute des Problems bewusst werden», sagte er. Allerdings sei sie ein «Kind ihrer Zeit», die Resonanz auch dank Social Media habe.
Dass die Welt das Temperaturziel noch erreiche, daran glaubt Schmidheiny nicht. «Wenn wir es im vergangenen Jahr geschafft hätten, unseren CO2-Ausstoss um ein, zwei Prozent zu reduzieren, dann könnte ein Anflug von Optimismus aufkommen. Aber der Ausstoss steigt weiter.»
Mit dem Klima werde es «schneller schlimmer, als sich das die Leute vorstellen können», sagte Schmidheiny voraus. «Das wird eine Disruption sein für unsere ganze Art zu leben, für unsere Wirtschaft und Gesellschaft.»
Optimistisch sei er aber in dem Sinn, dass die Welt damit besser damit besser werde umgehen können, als man meine. «Es kommt ja nie so gut, wie man gehofft hat, aber auch nicht so schlecht, wie man befürchtet hat.» (awp/mcps)