Steuerbelastung stabil – international attraktiver Standort

Zürich – Trotz der zunehmenden wirtschaftlichen Belastungen bleiben die Schweizer Kantone attraktive Steuerstandorte. Der Grossteil hält die Steuern im laufenden Jahr stabil oder senkt die Steuerlast sogar. Die Schweiz ist im internationalen Umfeld weiter gut positioniert. Laut einer Studie des Wirtschaftsinformationsinstituts BAK-Basel halten 16 von 19 erfassten Kantone ihre Steuerlast für Unternehmen wie auch für hoch qualifizierte Arbeitskräfte stabil oder senken sie sogar spürbar.

«Das Steuerklima in der Schweiz dürfte auch in Zukunft vergleichsweise milde bleiben», sagte Boris Zürcher, Direktor und Chefökonom des BAK-Basel an der Vorstellung des BAK Taxation Index 2012 in Zürich. «In Gegensatz zu den meisten EU-Ländern ist die steuerliche Standortattraktivität der Kantone nachhaltig abgesichert», so Zürcher weiter. Die Tendenz in der Schweiz sei bemerkenswert angesichts der anhaltenden Finanzkrise und der damit verbundenen Belastungen sowie der zusätzlichen finanziellen Herausforderungen wie der Neuordnung der Pflege- und Spitalfinanzierung oder der Sanierung der öffentlichen Pensionskassen.

Unternehmenssteuern in Nidwalden und Luzern am tiefsten
Bei den Unternehmen erhöht einzig St. Gallen die Steuerlast. Der Kanton liegt aber mit einem durchschnittlichen Steuersatz (Gewinn-, Kapital- und Grundsteuern) von 14,4% weiterhin im Mittelfeld. Die geringste Belastung für Unternehmen gewähren erneut Nidwalden (10,6%) und, infolge einer markanten Steuersenkung, Luzern (ebenfalls 10,6%). Am höchsten sind die Unternehmenssteuern in der Waadt (19,7%), in Basel-Stadt (20,2%) und in Genf (21,4%).

«Insgesamt besteht auch in 2012 die Tendenz zu weiterer Reduktion, die Zeit der grösseren Bewegungen scheint allerdings ersteinmal vorbei zu sein», sagte Martin Eichler, Senior Economist des BAK Basel bei der Erläuterung der Zahlen.

Attraktiv für hochqualifizierte Arbeitnehmer
Auch bei der Steuerlast hochqualifizierter Arbeitnehmer am Kantonshauptort schwingen die Zentralschweizer Kantone oben aus: Zug (23,6%), Schwyz (23,7%) und Obwalden (24,4%) vermochten ihr tiefes Steuerniveau zu bewahren und belegen wie bereits im letzten Jahr die Podestplätze, wie BAK-Basel schreibt. Gegenläufig zum Trend erhöhten das durchschnittlich besteuernde St. Gallen (32,7%) und das Schlusslicht Waadt (37,2%) ihre Steuerlast spürbar. Auch in Genf stiegen die Steuern für Hochqualifizierte leicht (36,4%).

Dabei ist die Spanne der Effektivbelastung innerhalb der Kantone zwischen den Gemeinden teilweise sehr gross. Unter den Gemeinden mit mehr als 2’000 Einwohnern liegt die Belastung im Schwyzer Wollerau mit einem Satz von 20% am niedrigsten. Aber auch in den Kantonen Luzern, Zürich Thurgau, Graubünden, St Gallen, Bern Tessin oder Basel-Land liegt die Spanne zwischen den Orten mit der höchsten und niedrigsten Belastung um mindestens vier Prozentpunkte auseinander.

«Dabei ist zu beachten, dass die Metropolregionen wie Basel, Zürich oder Genf nicht im innerschweizerischen Wettbewerb stehen, sondern mit Städten wie London, München oder Singapur konkurrieren», merkte Eichler an.

Verschärfung des Steuerklimas in der EU erwartet
Chefökonom Zürcher erwartet in der EU insbesondere bei den indirekten Steuern weitere Steigerungen. Dabei spiele auch die Austeritäts- und Gerechtigkeitsdebatte eine gewisse Rolle. Zudem werden in vielen europäischen Ländern Steuern als konjunkturelles Steuerungsinstrument eingesetzt. «Die ‹Financial Repression›, also die tiefen Zinsen und der mittelfristig zu erwartende Inflationsdruck, wirken zudem als implizite Steuern», so der Ökonom.

Im Gegensatz dazu sei in der Schweiz kaum eine Zunahme der Fiskallast in Folge der Finanzkrise zu verzeichnen gewesen. Nach innen kann das Land zudem seine Steuerpolitik relativ rasch und autonom optimieren. Der Steuerföderalismus , -wettbewerb und -autonomie der Kantone würde zudem zügelnd auf den Steuerappetit wirken.

Nachteile der Schweizer Steuerlandschaft
Volkswirt Zürcher sieht aber auch Nachteile der Schweizer Steuerlandschaft. Das Land habe aufgrund seiner Grösse nur eine begrenzte Steuerbasis und es gebe eine hohe Aussenhandelselastizität. «Unternehmen und Hochqualifizierte können bei einer Verschlechterung des Standortfaktoren schnell abwandern», so der BAK-Direktor. Zudem weist er auf die hohe Unsicherheit bei der Besteuerung von Holding, Verwaltungs-, und gemischten Gesellschaften hin, sowie auf die Problemfelder Pauschalbesteuerung und Besteuerung ausländischer Vermögen.

Im Vergleich zu den meisten EU-Ländern, in denen die Schuldenlast teilweise deutlich steigt, seien die Staatsausgaben in der Schweiz jedoch nachhaltig abgesichert. Auch werde sich das Land dem international vorherrschenden Trend einer Zentralisierung der Steuern entziehen können. «Der internationale Druck auf die Schweiz wird in Zukunft aber steigen», zeigt sich Zürcher überzeugt. (awp/mc/pg)

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