AKW Mühleberg vor den Toren Berns.
Bern – Die Kosten für die Stilllegung der fünf schweizerischen Atomkraftwerke werden teuerungsbereinigt rund 10% höher ausfallen als noch vor fünf Jahren angenommen. Insbesondere die Stilllegungskosten kommen deutlich teurer zu stehen als erwartet. Entsprechend erhöhen sich auch die jährlichen Jahresbeiträge für die AKW-Betreiber.
Teuerungsbereinigt kostet der Ausstieg aus der Atomenergie gemäss den neuen Studien 20,65 Mrd CHF. Diese Kosten umfassen die Stilllegung, die Nachbetriebsphase und die Entsorgung der radioaktiven Abfälle, wie das Bundesamt für Energie (BFE) am Donnerstagmorgen mitteilte.
Die Kostenstudien wurden von swissnuclear im Auftrag der Kommission für den Stilllegungsfonds und den Entsorgungsfonds durchgeführt. Diese Studien müssen gemäss Stilllegungs- und Entsorgungsverordnung (SEFV) alle 5 Jahre aufgrund des neusten Stands von Wissen und Technik aktualisiert werden. Die letzten Kostenstudien stammen aus dem Jahr 2006. Die neuen Studien werden nun durch das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) unter Einbezug externer Experten überprüft.
Aktueller Wissensstand
Die Stilllegungskosten der AKW und des Zentralen Zwischenlagers in Würenlingen (ZWILAG) betragen gemäss der neuen Studie 2,97 Mrd CHF, das sind 17% mehr als vor fünf Jahren geschätzt. Die Kostenschätzungen für die 15 bis 20 Jahre dauernden Demontage- und Rückbauarbeiten seien nach Erfahrungen aus den laufenden Stilllegungsprojekten in Deutschland angepasst worden, heisst es. Die Entsorgungskosten werden aus heutiger Sicht um 10% höher ausfallen als noch vor fünf Jahren angenommen. Die aktuelle Kostenstudie geht von 15,97 Mrd CHF aus. Dabei hätten die gesammelten Erfahrungen im Tunnelbau und verschärfte Anforderungen an nukleare Bauten zu höheren Kostenschätzungen für die geologischen Tiefenlager geführt.
Steigende Jahreskosten
Insgesamt müssen die fünf Kernkraftwerke einschliesslich des Zwischenlagers ZWILAG für die Periode 2012-2016 gemäss provisorischen Zahlen neu pro Jahr 127,7 Mio CHF in den Entsorgungsfonds sowie 60,7 Mio CHF in den Stilllegungsfonds einzahlen. Als Berechnungsgrundlage für die Kostenstudien wird eine Betriebsdauer der Kernkraftwerke von 50 Jahren angenommen. Das gelte vorläufig auch für das Kernkraftwerk Mühleberg, solange über das Gesuch um Aufhebung der Befristung der Betriebsbewilligung nicht rechtskräftig entschieden sei.
BKW schätzt Stilllegungskosten Mühleberg auf 2,64 Mrd CHF
Die Stromgesellschaft BKW teilte am Donnerstagmorgen in einer separaten Mitteilung mit, dass die Schätzungen für die Kosten zur Stilllegung des KKW Mühleberg um 11% auf 2,64 Mrd CHF gestiegen seien. Dadurch ergebe sich für die BKW eine Anhebung der Rückstellungen um voraussichtlich 200 Mio CHF sowie ein um rund 20 Mio CHF höherer Abschreibungs- und ein um rund 10 Mio CHF höherer Finanzaufwand.
Alpiq: Mehrkosten von jährlich 30 Mio CHF
Der Energiekonzern Alpiq rechnet seinerseits wegen der neuen Kostenstudien mit einem jährlichen Mehraufwand von 30 Mio CHF. Die Studien würden «zur Kenntnis genommen», teilte die Alpiq am Donnerstagmorgen mit. Der Konzern ist am KKW Gösgen mit einem Anteil von 40% und am KKW Leibstadt mit 32,4% beteiligt. Für das KKW Gösgen ist Alpiq zudem für die Geschäftsleitung verantwortlich. (awp/mc/upd/ps)