Basel – Straumann hat im ersten Halbjahr 2017 sowohl Umsatz als auch Gewinn gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Der Dentalimplantat-Hersteller blickt zuversichtlich auf den Rest des Jahres und bestätigt die bisherige Guidance. Mit den Zahlen gab Straumann ausserdem die Akquisition von ClearCorrect bekannt, die im Bereich digitaler Kieferorthopädie tätig ist. Der Markt reagierte mit deutlichen Kursaufschlägen auf die Neuigkeiten.
Den Gruppenumsatz steigerte Straumann im ersten Semester insgesamt um 18% auf 543 Mio CHF. Organisch ergab sich ein Plus von 14%. Dabei erzielten alle Geschäftsbereiche zweistellige Zuwächse, wie dem am Donnerstag veröffentlichten Semesterbericht zu entnehmen ist.
Dank eines starken Volumenwachstums bei Premium- und Value-Implantatlösungen erhöhte sich der Bruttogewinn um 16% auf 418 Mio. Die Bruttomarge verminderte sich aber um 110 Basispunkte auf 77%, was einem höheren Anteil an tiefermargigen Value-Produkten, Produkten von Drittanbietern sowie Währungseffekten geschuldet ist.
EBIT-Marge über 25%
Das Betriebsergebnis auf Stufe EBIT stieg um 21% auf 138 Mio. Die Marge erhöhte sich auf 25,4% (VJ 24,8%), womit erstmals seit 2010 die 25%-Marke überschritten wurde.
Mit 141 Mio (+4,4%) überstieg der ausgewiesene Reingewinn den Betriebsgewinn um 3 Mio CHF. Dies erklärt sich mit Sondereffekten im Zusammenhang des Zusammenschlusses mit Medentika, darunter einer Neubewertung von Lagerbeständen von 2 Mio bei den Beschaffungskosten der verkauften Waren und einem einmaligen Gewinn von 25 Mio.
Vorstoss in den wachstumsstarken Aligner-Markt
Am bisherigen Ausblick hält Gadola fest, obwohl er auch im bisherigen Verlauf des dritten Quartals keine Abschwächung in den Märkten festgestellt hat. Die Gruppe erwarte weiterhin ein organischen Umsatzwachstum im niedrigen zweistelligen Prozentbereich und eine weitere Verbesserung der bereinigten Betriebsmarge, bestätigte der CEO die im April nach oben revidierte Guidance.
Anlässlich der Halbjahreszahlen gab Straumann ausserdem den Einstieg in den Bereich der digitalen Kieferorthopädie bekannt. Dazu übernimmt die Gesellschaft den US-Anbieter ClearCorrect und beteiligt sich am spanischen Start-up Geniova.
Ziel sei es, im Aligner-Markt, in dem ClearCorrect tätig ist, einen substanziellen Marktanteil zu gewinnen, sagte Gadola. ClearCorrect sei ein etablierter Anbieter transparenter Zahnschienen für Zahnkorrekturen (sogenannte Aligner). Dieses Segment der zahnmedizinischen Orthopädie, das gemäss Gadola weltweit ein Umsatzvolumen von rund 1,5 Mrd USD aufweist, wird dominiert von einem Anbieter Align Technology, der etwa 75% des Marktes vereinnahmt. ClearCorrect komme auf einen Anteil von rund 2-3% und sei damit einer der Top-5-Anbieter.
Der Aligner-Markt verzeichne zweistellige Wachstumsraten, während jener mit konventionellen Spangen und Schienen lediglich in tiefen einstelligen Raten zulege, führte Gadola aus. Zudem würden in dem Segment der Aligner höhere Margen erzielt.
Neue Geschäftseinheit Digital
Zudem gab die Gesellschaft bekannt, dass sie die Gruppe neu organisiere um die Wachstumschancen in der digitalen Zahnmedizin und bei Dentalketten nutzen zu können. Deshalb wird eine globale Geschäftseinheit Digital unter der Führung von Mike Rynerson, ehemaliger CEO von Dental Wings, aufgestellt. An Dental Wings hat Straumann seinen bisherigen Anteil von 55% auf 100% aufgestockt. Rynerson wird Mitglied der Geschäftsleitung. Gleichzeitig wird unter der Leitung von Petra Rumpf eine ausschliesslich auf Dentalketten ausgerichtete Einheit aufgebaut.
Der Markt reagierte mit überdurchschnittlichen Kursaufschlägen auf die Neuigkeiten aus dem Hause Straumann. Die Aktien schossen um 11% auf 609,50 CHF in die Höhe. Analysten, deren Prognosen teilweise übertroffen wurden, strichen das organische Umsatzwachstum als besonders positiv hervor. Auch die angekündigte Akquisition stiess auf ihr Wohlwollen.
Nach Börsenschluss teilte das Unternehmen noch mit, dass sie 400’000 eigene Aktien in einem beschleunigten Orderbuch-Verfahren institutionellen Investoren zum Verkauf anbieten wird. Dies entspricht rund 2,6% aller ausstehenden Anteilsscheine. (awp/mc/pg)