Basel – Der Dentalimplantat-Hersteller Straumann hat die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie im ersten Quartal in einem rückläufigen Umsatz zu spüren bekommen. Da die wirtschaftlichen Folgen dieser Krise noch längst nicht absehbar sind, kippt das Management die bisherigen Jahresziele 2020.
Zum ersten Mal seit vielen Quartalen muss der erfolgsverwöhnte Konzern, der jeweils mit zweistelligen organischen Wachstumsraten aufzuwarten pflegte, einen Umsatzschwund in einem Quartal hinnehmen. Konkret schrumpfte der Umsatz in den ersten drei Monaten um 4,0 Prozent auf 357,3 Millionen Franken. Organisch, also ohne Akquisitionen und Währungseffekte, betrug der Rückgang 1,4 Prozent.
Kleiner Lichtblick China
Am stärksten verringerte sich der Umsatz in der Region Asien/Pazifik, wo er um 25,5 Prozent auf 53,5 Millionen Franken abnahm. Dabei hätten in China die Verkaufszahlen von digitalen Geräten positiv überrascht, sagte CEO Guillaume Daniellot an einer Telefonkonferenz am Donnerstag.
Zudem hätten die Bestellungen in China seit Anfang April mit der Wiedereröffnung der Zahnarztpraxen wieder langsam angezogen. Die Entwicklung in China im laufenden Quartal werde eine Indikation dafür liefern, wie sich die Branche weltweit nach der schrittweisen Öffnung Richtung Normalität entwickeln könnte, so der Firmenchef weiter.
Auch in Lateinamerika reduzierte sich der Absatz in Schweizer Franken um 12,0 Prozent auf 26,0 Millionen, was aber auf negative Währungseffekte zurückzuführen ist. Eine leichtes Plus von 0,9 Prozent auf 162,2 Millionen verzeichnete dagegen die gemessen am Umsatz grösste Region EMEA und auch in Nordamerika (+4,9% auf 115,7 Millionen) nahmen die Verkäufe zu.
Bei den Produkten verzeichneten die beiden grössten Segmente, Implantate und das restaurative Geschäft, am Anfang des Quartals noch ein starkes Wachstum. Infolge der Geschäftsunterbrechungen im März resultierte für das Gesamtquartal allerdings ein Rückgang.
Die Nachfrage nach digitalen Geräten hat sich den Angaben zufolge «stark» entwickelt. ClearCorrect konnte ein zweistelliges Wachstum vermelden.
Umsatz- und Gewinnprognosen nicht mehr gültig
Das erste Quartal 2020 habe für Straumann zwar vielversprechend begonnen, sagte der CEO. Der solide Wachstumstrend der vergangenen Quartale habe sich fortgesetzt. Doch im Zuge der weltweiten Verbreitung des Coronavirus hätten die Zahnarztpraxen ihren Betrieb grösstenteils einstellen müssen.
Die Auswirkungen dürften auch im zweiten Quartal spürbar bleiben und würden es verunmöglichen, die ursprüngliche Jahresprognose der Gruppe zu erreichen, führte er weiter aus. Angesichts der Corona-bedingten aktuellen Unsicherheit zieht die Gruppe ihre Umsatz- und Gewinnprognose für das Gesamtjahr 2020 deshalb zurück.
Mit der Einführung verschiedener Kostensenkungsmassnahmen habe Straumann auf die Covid-19-Krise reagiert, ergänzte CFO Peter Hackel. Diese Massnahmen werde voraussichtlich die Kostenbasis im zweiten Quartal in einem hohen zweistelligen Millionenbetrag senken. Straumann evaluiert aber weitere Massnahmen zur Anpassung der Kostenstruktur.
Die Aktien reagierten mit leichten Kursaufschlägen auf die Zahlen, obwohl diese unter den Erwartungen der Analysten ausgefallen waren. Das scheint die Marktteilnehmer angesichts der vielen Unwägbarkeiten aber nicht zu überraschen. Möglicherweise bauen sie auf die Beteuerung des Managements, dass Straumann gestärkt und als Gewinner aus der Krise hervorgehen werde. Um 11.30 Uhr verzeichnen Straumann ein Plus von 0,7 Prozent und stehen bei 742,40 Franken. Der Gesamtmarkt (SPI) büsst gleichzeitig leicht an Terrain ein. (awp/mc/pg)