Straumann gerät im ersten Halbjahr wegen Corona aus der Wachstumsspur
Basel – Straumann spürt die Corona-Pandemie. Statt der üblichen zweistelligen Zuwachsraten brach der Umsatz des Herstellers von Zahnimplantaten im ersten Semester ein. Unter dem Strich stand wegen Wertberichtigungen gar ein Verlust zu Buche. Nun zeichnet sich aber bereits die Erholung ab.
Einen drastischen Geschäftsrückgang verzeichnete die Gruppe vor allem im März und April. Zahnarztpraxen waren in vielen Teilen der Welt wegen der Corona-Pandemie geschlossen.
Erst im Zuge der «Lockdown»-Lockerungen konnten die Praxen ab Mai wieder öffnen. Bei der Straumann-Gruppe machte sich dies zum Ende des Semesters mit einem Umsatzanstieg bemerkbar, der sich bis in den Juni fortsetzte.
Trotzdem brach der Umsatz über das ganze Semester hinweg um gut 22 Prozent auf 605,1 Millionen Franken ein, wie es in einem Communiqué vom Donnerstag hiess. Für das Basler Unternehmen ist das ungewöhnlich, wuchs der Umsatz vor der Krise doch jahrelang in jedem Quartal zweistellig.
Beim Betriebsgewinn (EBIT) rutschte der Konzern gar in die roten Zahlen. Hier resultierte ein Minus von 73,8 Millionen. Unter dem Strich verblieb ein Verlust von 93,7 Millionen, nach einem Gewinn von 146,5 Millionen im ersten Halbjahr 2019.
Wertberichtigungen von 150 Millionen
Hierfür waren hohe Wertberichtigungen in der Höhe von 150 Millionen Franken verantwortlich. Diese fielen auf einige von Straumann in der Vergangenheit gekauften Firmen an und wurden nun aufgrund der Pandemie notwendig. Für die zweite Jahreshälfte erwartet Finanzchef Peter Hackel keine weiteren Wertberichtigungen, wie er an einer Telefonkonferenz sagte.
Deutlich besser fällt das Ergebnis aus, wenn man es auf «Kern»-Basis betrachtet, also die Sonderposten sowie Abschreibungen auf akquisitionsbezogene Vermögenswerte herausrechnet. Dieser «Kern-EBIT» lag im ersten Semester bei 100,2 Millionen Franken. Das Unternehmen blieb somit operativ in den schwarzen Zahlen. Doch sank auch dieser Wert im Vergleich zum Vorjahr auf die Hälfte.
Kein Prognose für 2020
Mit Blick nach vorne bleibe nun vieles unsicher. Daher verzichtet die Straumann-Gruppe auf einen Ausblick für den Rest des Jahres. «Noch weiss niemand genau, wie und wann wir diese Pandemie bezwingen werden, die Lage bleibt unvorhersehbar», erklärte CEO Guillaume Daniellot. Nichtsdestotrotz werde man wohl gestärkt aus der Krise hervorgehen und auch künftig Marktanteile gewinnen, betonte der Firmenchef.
Derzeit sei die Pandemie aber besonders in Nord- und Südamerika alles andere als vorbei. Gerade der für Straumann sehr wichtige Markt Brasilien sei nach wie vor stark betroffen, sagte der Manager. Entsprechend nehme man die Produkteinführung der wichtigen BLX-Premium-Implantat-Reihe dort noch nicht in Angriff. Erst müssten in dem Land wieder mehr Zahnarztpraxen öffnen, damit sich ein solcher Schritt lohne.
Auto oder Implantat
Die weitere Entwicklung hänge schliesslich auch nicht nur vom Verlauf der Pandemie ab, sondern davon, wie sich die Situation bei Arbeitslosigkeit und Konjunktur entwickele. Denn die Kunden müssten in den meisten Ländern zumindest einen Anteil der Implantat-Behandlungen selbst bezahlen.
«Sie müssen sich entscheiden, gehe ich jetzt in die Ferien, kaufe ich ein neues Auto oder lasse ich mir ein Implantat setzen», erklärte Daniellot. Daher habe es auf das Geschäft von Straumann einen direkten Einfluss, wenn sich die ökonomische Situation der Patienten verschlechtere. (awp/mc/ps)