Basel – Der Zahnimplantathersteller Straumann plant wegen der Coronakrise einen massiven Stellenabbau. Dieses Jahr sollen weltweit rund 660 Stellen gestrichen werden, davon etwa 60 am Hauptsitz in Basel. Die Aktien reagieren mit massiven Kursabgaben auf die Ankündigung, wobei diese nicht ganz unerwartet kommt.
Konkret verkleinert das Unternehmen die Belegschaft um rund 9 Prozent. Aktuell beschäftigt Straumann weltweit 7’680 Mitarbeiter, davon 595 in Basel. Der geplante Abbau erstrecke sich auf alle Länder und Funktionen.
Der Markt für zahnmedizinische Wahleingriffe sei durch die Pandemie stillgelegt, sagte CEO Guillaume Daniellot an einer Telefonkonferenz. Er gehe davon aus, dass eine rasche Erholung wegen der sich abzeichnenden Wirtschaftsentwicklung ausbleibe.
Reaktionen aus wieder geöffneten Märkten deuteten nämlich darauf hin, dass ein grosser Anteil nicht dringender Zahnbehandlungen aufgeschoben werde. Aufgrund dessen rechen er eher mit einer U-förmigen als einer V-förmigen Erholung der Märkte, sagte der Firmenchef weiter.
Einsparungen im zweistelligen Millionenbereich
Aus diesem Grunde reichten die bisherigen Sparmassnahmen nicht mehr aus. Zudem sei Straumann auf anhaltend hohes Wachstum ausgerichtet gewesen und habe den Personalbestand in den letzten drei Jahren verdoppelt. Es gelte, die Organisation auf diese neue Realität auszurichten, so Daniellot weiter.
Wie schon bekannt war, verringerte das Unternehmen wegen der Krise die kurzfristigen Kosten sowie die Arbeitspensen und Löhne. Zudem seien freiwillige Kürzungen der Topmanagement-Saläre vorgenommen und Investitionsvorhaben heruntergefahren worden.
Mit all den Massnahmen erwartet Straumann für 2020 Einsparungen im hohen zweistelligen Millionenbereich – einschliesslich der Kosten für Personalabbau und Restrukturierung in der Höhe von etwa 15 Millionen Franken. 2021 würden durch den Stellenabbau Einsparungen von etwa 30 Millionen erwartet.
Ganz unerwartet kommt der angekündigte Stellenabbau allerdings nicht. Bereits vor zwei Wochen anlässlich der Präsentation der Erstquartalszahlen sagte Daniellot im Gespräch mit AWP, man halte sich alle Optionen offen – darunter auch einen Stellenabbau – um die Kosten gegebenenfalls weiter zu senken.
Naheliegender Schritt
Für Analysten stellt denn auch der angekündigte Stellenabbau einen naheliegenden Schritt dar. Die Gesellschaft sichere sich damit ihre finanzielle Gesundheit, hiess es in einem Kommentar. Gewürdigt wird auch, dass Straumann rasch auf die veränderten Bedingungen reagiert hat. An der Börse brachen die Titel allerdings um über 8 Prozent ein.
Aufgeschreckt haben dürfte die Markteilnehmer vor allem, dass die Gesellschaft, die in den letzten Jahren die hohen Markterwartungen jeweils zu übertrumpfen pflegte, nun von einem schwierigeren Szenario auszugehen scheint, als noch vor zwei Wochen. Das sei man von einer Gesellschaft, bei der es scheinbar nur aufwärts ging, nicht gewohnt, hiess es. Allerdings ist das Straumann-Management auch für seine konservativen Prognosen bekannt. (awp/mc/ps)