Schweiz tappt bei Energie-Einsparungen immer noch im Dunklen

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Zürich – Die Schweizer Bevölkerung soll mit einem neuen Online-Portal über die Energieversorgungslage des Landes informiert werden. Allerdings ist die Datenlage alles andere als gut. Die aktuellen Einsparungen beim Strom- und Gasverbrauch können derzeit nicht verlässlich gemessen werden.

Trotz einiger Schwachstellen liefere das «Energiedashboard Schweiz» bereits eine gute Übersicht zur Entwicklung der aktuellen Energieversorgungslage, hiess es am Mittwoch vom Bundesamt für Energie (BFE). Das Portal zeigt wichtige Kennzahlen zur hiesigen Versorgungssituation: Daten zum Verbrauch von Strom und Gas, zur Entwicklung der Preise für Strom, Gas, Heizöl und Benzin kombiniert mit dem Wetter (sprich den Temperaturen).

Die Versorgungslage bei Strom und Erdgas ist derzeit «angespannt», aber «gewährleistet», wie es auf dem Portal heisst. Wegen der geringeren Lieferungen aus Russland nach Europa ist die Versorgung mit Gas «angespannt». Mit Blick auf den Stromverbrauch bleibe insbesondere die Situation in Frankreich «unsicher». Gemeint ist die eingeschränkte Stromproduktion aus Atomkraft im Nachbarland.

«Mit Vorsicht zu geniessen»
Die Energie-Versorgungslage wird jeweils in einem «Ampelsystem» von fünf Stufen dargestellt, wobei «angespannt» der Stufe 2 entspricht. Das System basiert auf den vom Bund definierten fünf Kategorien: von «normaler» Versorgungslage (Stufe 1) über «drohende Mangellage» (Stufe 3) bis hin zur «ungenügenden Versorgung» (Stufe 5), wie Projektleiter Matthias Galus vom BFE am Mittwoch vor Medien erläuterte.

Wegen der Energiekrise in Europa gibt es Befürchtungen, dass Strom und Gas zum Ende des Winters knapp werden könnten. Mit den öffentlichen Daten will der Bund die Bevölkerung noch effizienter zum Sparen animieren. Die Daten seien aber nicht belastbar genug, um daraus Einsparungen herauszurechnen, sagte Galus auf eine entsprechende Frage. Das sei «mit Vorsicht zu geniessen».

Zu sehen sind die Daten über den Stromverbrauch, die -produktion und die Stromimporte aus den Nachbarländern vom Vortag. Gerade beim Verbrauch fehlen allerdings derzeit noch verlässliche aktuelle Daten. Daher greift das BFE auf Modellierungen zurück.

Die Angaben zum Stromverbrauch basieren laut BFE zunächst auf Daten, welche die Energieversorger an die nationale Netzbetreiberin Swissgrid melden. Diese Daten können jedoch unvollständig oder fehlerhaft sein und werden mitunter auch nachkorrigiert. Zeitnahe Daten seien nicht verfügbar, weshalb mit einem Modell der Verbrauch auf Basis der Vergangenheit geschätzt werden müsse, hiess es. Das Bundesamt arbeite mit dem Swiss Data Science Center der ETH Zürich und der EPFL in Lausanne zusammen.

Sensibilisierung und Information
Das Portal soll laut BFE in den kommenden Wochen weiterentwickelt werden, insbesondere die «teils noch mangelhafte Datenqualität» soll laufend weiter verbessert werden. Unter anderem sollen demnächst tatsächliche Messungen einiger Schweizer Energieversorger stärker mit einfliessen. Tagesaktuelle Informationen zu den Einsparungen seien notwendig, sagte Galus. Derzeit sei nur «modellhaft verfügbar, was wirklich aus der Steckdose kommt».

Auch das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL), das im Falle einer Mangellage aktiv wird, greift auf ähnliche Daten zurück, wie jetzt im öffentlichen Energie-Portal zu sehen sind. «Wir wären sehr froh, hätten wir in der Schweiz flächendeckend Smart Meter», sagte Patrick Rötheli, Leiter Geschäftsstellen Energie und Industrie beim BWL, am Mittwoch. «Das ist zentral, da muss man möglichst rasch hinkommen.»

Bei dem BFE-Portal gehe es aber vor allem um die Sensibilisierung der Bevölkerung und darum, einem breiten Publikum die Möglichkeit zu geben, sich zu informieren, sagte Galus. (awp/mc/pg)

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