Stromverbrauch in der Schweiz stabil – doch Importe nehmen zu
Bern – Trotz mehr Heiztagen, mehr Einwohnern und einem höheren BIP ist der Stromverbrauch in der Schweiz im letzten Jahr stabil geblieben – dank mehr Effizienz. Weil die Produktion aber zurückging, musste die Schweiz erstmals mehr Strom importieren, als sie verkaufen konnte.
Nach Abzug der Übertragungs- und Verteilverluste verbrauchte die Schweizer Bevölkerung im letzten Jahr noch 58,239 Mrd Kilowattstunden (kWh), wie das Bundesamt für Energie (BFE) am Freitag mitteilte. Das sind 0,01% oder 7 Mio kWh weniger als im Vorjahr.
Der Rückgang entspricht in etwa dem Jahresverbrauch von 14’000 Haushalten – und dies, obwohl das Bruttoinlandprodukt (provisorisch) um 1,3% stieg, die Bevölkerung um 1,1% wuchs und 6,7% mehr Heiztage zu verzeichnen waren. Diese Faktoren führten zwar zu einem höheren Stromverbrauch, konnten gemäss BFE aber durch Effizienzsteigerungen kompensiert werden.
Winterproduktion eingebrochen
Dagegen sank im Vergleich zum Vorjahr die inländische Stromproduktion um 6,6% auf 61,6 Mrd kWh. Sowohl die Wasserkraftanlagen (-8%) als auch die Atomkraftwerke (-8,4%) erzeugten weniger Strom.
Bei den AKW waren nach Angaben des BFE die ausserordentlichen Stilllegungen von Beznau I und Leibstadt für den Produktionsrückgang verantwortlich. Die Verfügbarkeit der AKW in der Schweiz lag 2016 noch bei 69,4% gegenüber 76% im Vorjahr.
Bei den Wasserkraftwerken brach vor allem im Winter die Produktionsleistung der Speicherkraftwerke ein (-21,2%): Grund dafür ist die «Bewirtschaftung» der Speicherseen durch die Energieunternehmen. Diese produzieren lieber im Sommer, wenn die Strompreise höher sind.
Mehr Importe im Winter
In den beiden Winterquartalen musste die Schweiz deshalb viel mehr importieren, als sie exportieren konnte: Der Importüberschuss stieg in diesen Monaten um fast 250% auf 8,2 Mrd kWh. In den anderen beiden Quartalen blieb der Exportüberschuss wie im Vorjahr bei 4,3 Mrd kWh.
Über das ganze Jahr kaufte die Schweiz im letzten Jahr im Ausland 38,0 Mrd kWh Strom im Wert von 1,532 Mrd CHF ein, gegenüber der exportierten 34,1 Mrd kWh im Wert von 1,387 Mrd CHF. Das ergibt einen Importüberschuss von 3,9 Mrd kWh und damit erstmals einen negativen Aussenhandelssaldo von 145 Mio CHF.
2015 hatte die Schweiz noch einen Exportüberschuss von 1 Mrd kWh erwirtschaftet und damit auch einen positiven Aussenhandelssaldo von 234 Mio CHF erreicht.
Der in der Schweiz produzierte Strom bestand im letzten Jahr zu 59% aus Wasserkraft, zu 32,8% aus Kernkraft und zu 8,2% aus konventionell-thermischen und erneuerbaren Anlagen. (awp/mc/ps)