Studie: öV ist wichtiger Wirtschaftszweig
Bern – Jede 40. Arbeitsstelle in der Schweiz hat einen Bezug zum öffentlichen Verkehr (öV). Laut einer neuen Studie generiert dieser eine jährliche Wertschöpfung von mehr als 13 Milliarden Franken und Investitionen von durchschnittlich 5,3 Milliarden.
Die vom Informationsdienst für den öffentlichen Verkehr (Litra) und des Bahnindustrieverbands Swissrail in Auftrag gegebene Studie vom Dienstag kommt zum Schluss, das landesweit 92’600 Vollzeitstellen auf das Konto des öffentlichen Verkehrs gehen. Dies dürfte rund 100’000 Personen entsprechen und 2,4 Prozent der schweizerischen Beschäftigung ausmachen.
Der volkswirtschaftliche Beitrag des öV ergibt sich aus Leistungen der Bahn-, Tram- und Busunternehmen, der Investitionen in Rollmaterial und Infrastruktur sowie der Bahn-Exportindustrie. Die Studie wurde vom Forschungsbüro Infras erstellt. Die Resultate beziehen sich auf das Jahr 2018. Wegen einer erwarteten Zunahme des öV-Verkehrs und der damit verbundenen Investitionen geht die Studie davon aus, die Wertschöpfung der öV-Leistungen in Zukunft weiter steigen wird.
«Der öffentliche Verkehr leistet einen ähnlich grossen Beitrag an das inländische Bruttoinlandprodukt wie die Energieversorger oder die Telekommunikation und beschäftigt ähnlich viele Leute wie die Pharmabranche», wird Litra-Präsident Martin Candinas in einer Mitteilung zitiert. An einer Medienkonferenz strichen die Verantwortlichen zudem die Bedeutung des öV in der Coronavirus-Krise hervor. Der öffentliche Verkehr gehöre zu den Grundfesten der Schweiz, hiess es. Auch während des Lockdowns sei der öffentliche Verkehr in der Schweiz fast uneingeschränkt gefahren.
Parlament will Finanzhilfe
Die Transportunternehmen sind aufgrund der Empfehlungen des Bundes gegen die Coronavirus-Pandemie finanziell stark unter Druck geraten. In den vergangenen Wochen waren die Passagierzahlen um bis zu 90 Prozent eingebrochen. Trotzdem verkehrten 70 bis 80 Prozent der öffentlichen Verkehrsmittel weiterhin.
Das Bahnunternehmen BLS beispielsweise rechnet für 2020 mit einem Verlust von 40 Millionen Franken im Regionalverkehr. Das eidgenössische Parlament verlangte in der ausserordentlichen Session im Mai, dass der Bund zusammen mit Kantonen und Transportunternehmen eine Vorlage zur Abschwächung der Ertragsausfälle im öV ausarbeitet. Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga erklärte, der Bundesrat werde die ungedeckten Kosten analysieren.
Wichtige Exportindustrie
Den grössten Teil der Wertschöpfung erbrachten der Studie zufolge die Bahn-, Tram- und Busunternehmen mit ihren Leistungen, nämlich 12,2 Mrd. Franken. Das sind 1,8 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP). Bei den öV-Unternehmen arbeiten rund 42’000 Personen. Weitere 20’000 Beschäftigte erbringen Vorleistungen beispielsweise im Marketing, in der Textilindustrie und bei Versicherten.
Zudem wurden in den vergangenen Jahren im Schnitt 5,3 Mrd. Franken in öV-Infrastruktur, Rollmaterial und Fahrzeuge investiert. Damit wurden rund 3,6 Mrd. Franken Wertschöpfung im Inland generiert. Rund 26’000 Personen arbeiten im Infrastrukturbau und in der Herstellung von Zügen und Bussen.
Die Bahnindustrie war auch ein wichtiger Mitstreiter im Export: Knapp 40 Prozent des Umsatzes wurden exportiert. Rund 700 Mio. Franken Wertschöpfung sind mit diesem Umsatz verknüpft. 4’400 Personen (Vollzeitäquivalente) arbeiten in der Bahnindustrie oder bei Vorleistern der Bahnindustrie für den Export. (awp/mc/ps)