Sulzer-CEO Greg Poux-Guillaume. (Foto: Sulzer)
Winterthur – Der Industriekonzern Sulzer baut mit einer Expansion in Deutschland seine Geschäftseinheit Sulzer Mixpac Systems und damit den Bereich Präzisions-Spritzgusstechnologie aus. Für 260 Mio EUR übernimmt Sulzer die Geka GmbH mit einem Umsatz von rund 150 Mio EUR. Neu bedient Sulzer damit auch das Segment Kosmetik. Eine Abkehr von der bisherigen Hauptausrichtung auf die Märkte Öl und Gas, Wasser sowie Energie ist dies jedoch nicht.
«Wir wollen Sulzer nicht neu ausrichten, Geka war aber eine gute Gelegenheit für Mixpac», sagte CEO Greg Poux-Guillaume an einer Telefonkonferenz. Die Akquisition sei ein hervorragender Schritt für die Geschäftseinheit Sulzer Mixpac Systems (SMS) und ein ebensolcher für Sulzer insgesamt.
Mit dem Erwerb soll ein führender Anbieter von urheberrechtlich geschützten Mischsystemen und Applikatoren im B2B-Bereich entstehen, wie Sulzer am Montag mitteilte. Die Sulzer-Geschäftseinheit SMS soll mit der Übernahme knapp doppelt so gross werden wie bisher. SMS soll demnach 2016 einen Umsatz von rund 200 Mio CHF erzielen und Geka einen solchen von rund 150 Mio EUR. Geka gehörte bislang dem Investmentunternehmen 3i.
SMS wird geografisch breiter aufgestellt
Der Unternehmenswert der Geka GmbH mit Sitz in Bechhofen wird mit 260 Mio EUR beziffert, Sulzer kauft sich damit nebst dem Umsatz vier Standorte hinzu; zwei in Deutschland sowie je einen in den USA und in Brasilien. Damit ergebe sich eine optimale geografische Ergänzung, erklärte Poux-Guillaume. Der Kaufpreis wird laut Poux-Guillaume bar entrichtet, die rund 900 Angestellten von Geka will Sulzer übernehmen.
SMS ist im Dentalmarkt und im Segment industrielle Klebstoffe tätig, während Geka als führende Herstellerin von Applikatoren für die Kosmetikindustrie gilt. Mit der Übernahme wird Sulzer verstärkt im Gesundheitsmarkt und neu auch im Kosmetikmarkt tätig sein. SMS ist in der Division Chemtech angesiedelt und stellt Kunststoffteile durch präzises Spritzgiessen her. Mit Geka erreiche SMS eine bedeutende industrielle Grösse und werde geographisch sowie in den Marktsegmenten breit aufgestellt, hiess es. Beide Geschäfte hätten zudem den gleichen industriellen Kern, nämlich die Herstellung von Kunststoffteilen durch präzises Spritzgiessen. Dies führe zu attraktiven Kostensynergien.
Der Geschäftsbereich SMS wird auf das kommende Jahr hin aus der Division Chemtech ausgegliedert. Zusammen mit Geka wird SMS dann eine neue Division bilden, was die Visibilität erhöhen soll. Der Abschluss der Transaktion wird für das dritte Quartal 2016 erwartet, sie bedarf allerdings noch der Zustimmung der Kartellbehörden.
Margensteigerung für Konzern
Den erwarteten Synergien von rund 9 Mio EUR stehen Einmalkosten für die Integration von rund 10 Mio EUR gegenüber. Beides soll laut Finanzchef Thomas Dittrich einigermassen gleichmässig auf das laufende und die kommenden beiden Jahre verteilt sein.
Poux-Guillaume schloss an der Telefonkonferenz weitere Ergänzungsakquisitionen nicht aus, auch wenn der Fokus vorerst auf der Integration von Geka liege. Expansions-Möglichkeiten sucht Sulzer dabei weiterhin vor allem für die grösste Geschäftseinheit Pumpen.
Die erwarteten EBITA-Margen im laufenden Jahr liegen bei 21% für SMS und bei 13% für Geka. Für die Geschäftseinheit SMS bedeutet dies somit eine Verwässerung, für den Gesamtkonzern aber, welcher 2015 eine EBITA-Marge von 8,6% auswies, kommt es zu einer klaren Stärkung der Margen. Entsprechend fallen auch diverse Analystenkommentare positiv aus.
Diese bezeichneten die Transaktion in ersten Kommentaren einhellig als strategisch sinnvoll und preislich moderat. Sulzer erhalte dank der Übernahme im hochmargigen Mischbereich eine kritische Grösse und dieser Bereich sei überdies weniger zyklisch veranlagt als andere Divisionen, hiess es unter anderem. Die Aktie schloss denn auch mit einem deutlichen Plus von 11,5%. (awp/mc/upd/pg)