Sulzer-CEO Klaus Stahlmann. (Foto: Sulzer)
Winterthur – Der Industriekonzern Sulzer hat im ersten Semester 2015 den Bestellungseingang in etwa gehalten, bzw. auf währungsbereinigter Basis dank eines guten zweiten Quartals gar leicht gesteigert. Wegen der schwierigen Lage im Öl- und Gasmarkt gingen dagegen Umsatz und Gewinn weiter zurück. Die Prognosen für 2015 wurden etwas nach unten revidiert.
Der Bestellungseingang blieb im Vergleich zum Vorjahr mit 1,58 Mrd CHF in etwa gehalten. Währungsbereinigt ergab sich ein Plus von 3,9%. Der wachsende Bestellungseingang im Wasser- und Energiemarkt habe die niedrigere Aktivität im Öl- und Gasmarkt sowie im Bereich allgemeine Industrie kompensiert, teilt Sulzer am Dienstag mit. Vor allem der bereinigt um knapp 9% höhere Auftragseingang im zweiten Quartal beeinflusste das Halbjahresresultat positiv.
Verschobene Bestellungen drücken Marge
Der Umsatz reduzierte sich dagegen um 6,6% auf 1,39 Mrd (bereinigt -3,8%). Der EBIT fiel gegenüber dem Vorjahr um gut 50% auf 47,6 Mio CHF zurück und der operative EBITA um knapp 19% auf 98,3 Mio. Das Minus im EBITA ist sowohl in Franken als auch währungsbereinigt praktisch identisch. Die EBITA-Marge reduzierte sich auf 7,1% um 100 Basispunkte.
Im Öl- und Gasmarkt sei die Lage nach wie vor herausfordernd, schreibt Sulzer zur Begründung für den schwächeren Umsatz und den tieferen Betriebsgewinn. Per Juni 2015 seien Bestellungen in der Höhe von insgesamt 114 Mio CHF ausgesetzt worden, was sich sowohl auf den Umsatz als auch auf die operative Marge ausgewirkt habe.
Besonders in der Division Pumps Equipment in China und in Südostasien sei man mit rückläufigen Märkten und intensivem Wettbewerb konfrontiert, worunter aber auch die Geschäftseinheit Stoffaustauschtechnologie der Division Chemtech speziell zu leiden habe. Auf die operative Marge habe sich überdies der starke Franken belastend ausgewirkt. Der vergleichbare Reingewinn schliesslich erreichte noch 26,8 Mio, nach 64,4 Mio in der Vorjahresperiode.
Damit hat Sulzer die Prognosen der Analysten mit dem Auftragseingang knapp übertroffen, mit dem Umsatz und den Gewinnziffern dagegen verfehlt.
Kapazitäten reduziert
Angesichts der niedrigen Volumina seien Massnahmen getroffen worden, um die Kapazitäten anzupassen. Das Produktionsnetzwerk in der grössten Division Pumps Equipment sei umgestellt und die Kapazitäten der Division in China, Brasilien und den USA angepasst worden. Auch in der Division Chemtech wurden strukturelle Massnahmen ergriffen, was bereits im Juni bekanntgegeben wurde.
Nun sollen auch die Service-Zentren der Division Rotating Equipment Services in Grossbritannien und in anderen europäischen Ländern neu aufgestellt und im Hinblick auf die operative Leistung verbessert werden. Per Ende Juni seien insgesamt 635 Arbeitsplätze abgebaut worden, um den negativen Entwicklungen entgegenzuwirken und die betrieblichen Kapazitäten an die aktuellen Volumen anzupassen. Aufgrund von Zugängen und Akquisitionen ging die Zahl der Mitarbeiter auf Gruppenstufe netto um 335 zurück.
Dafür nehme das «Sulzer Full Potential»-Programm Fahrt auf, dessen Ziel es ist, die operative Marge (ROSA) ab 2018 um vier bis sechs Prozentpunkte gegenüber dem Wert von 9,4% von 2014 zu steigern. Man liege mit den Massnahmen auf Kurs, heisst es. Bis Ende des Jahres wird die Anzahl der rechtlich eigenständigen Gesellschaften von 110 auf rund 95 verringert.
Für das Gesamtjahr 2015 soll das Sulzer Full Potential-Programm rund 0,6 Prozentpunkte zur operativen ROSA beitragen und mithelfen, die Auswirkungen des herausfordernden Marktumfelds zumindest teilweise aufzufangen. Während der Anlaufphase dieses Jahr würden die Kosten für das Programm den Gewinnbeitrag jedoch noch übersteigen.
Prognosen werden zurückgenommen
Für das Gesamtjahr 2015 reduziert Sulzer die bisherigen Prognosen: Demnach ist neu auf währungsbereinigter Basis mit einem leichten Rückgang des Bestellungseingangs zu rechnen sowie mit einem moderaten Rückgang beim Umsatz und beim operativen EBITA. Zuvor wurde mit einem gehaltenen Umsatz und operativen EBITA und lediglich mit einem leicht rückläufigen Bestellungseingang gerechnet.
Das Marktumfeld bleibe anspruchsvoll und von hoher Volatilität geprägt, heisst es weiter dazu. Der Öl- und Gasmarkt dürfte weiterhin schwach bleiben und die Lage in den Märkten Energie, Wasser und allgemeine Industrie dürfte sich auch nicht wesentlich verändern.
Im Gespräch mit AWP begründete Stahlmann am Dienstag die defensivere Einschätzung mit dem sehr anspruchsvollen Marktumfeld. «Es gab Sistierungen von Aufträgen mit einem negativen Einfluss auf das erste Semester in der Höhe von 75 Mio CHF», sagte Stahlmann. Diese Aufträge seien zwar nicht storniert worden, er sehe aber nicht, dass diese im laufenden Jahr noch kommen werden. Grundsätzlich hält er trotz der reduzierten Prognose an seiner ebenfalls im Mai bestätigten Einschätzung fest, dass das zweite Semester besser ausfallen werden als das erste.
Aktie leicht im Plus
An der Börse gerieten die Sulzer-Aktien in einem freundlichen Gesamtmarkt zuerst unter Druck, haben sich im Handelsverlauf aber ins Plus vorgeschoben und diesen mit +0,8% abgeschlossen. Die Analysten zeigten sich von der Reduktion der Guidance nicht überrascht. (awp/mc/upd/ps)