Sulzer-CEO Greg Poux-Guillaume. (Foto: Sulzer)
Winterthur – Der Industriekonzern Sulzer hat im Geschäftsjahr 2015 stark unter dem widrigen Marktumfeld vor allem im Öl- und Gasmarkt gelitten und wie angekündigt Einbussen beim Bestellungseingang, Umsatz und Gewinn verzeichnet. Dank des hohen Barmittelbestandes zahlt das Unternehmen dennoch neben der ordentlichen eine hohe ausserordentliche Dividende aus, wovon in erster Linie aber Hauptaktionär Renova profitiert. Um dem für 2016 erwarteten weiteren Rückgang im Hauptgeschäft Öl und Gas zu begegnen, will Sulzer das bereits 2014 eingeleitete Transformationsprogramm «SFP» unter dem neuen CEO intensivieren.
«Das Jahr 2015 sei sehr herausfordernd gewesen und 2016 werde erneut schwierig», fasste der im vergangenen Dezember neu eingesetzte CEO Greg Poux-Guillaume vor den Medien die Ausgangslage von Sulzer zusammen. «Im Hauptmarkt Öl und Gas werden die Investitionen auch 2016 schwach bleiben.»
Der Bestellungseingang reduzierte sich 2015 um 8,4% auf 2,90 Mrd CHF und der Umsatz um 7,5% auf 2,97 Mrd, währungsbereinigt ergaben sich Minusraten von 3,7% und 3,2%. Den negativen Währungseffekt auf den Auftragseingang bezifferte Sulzer auf 148,9 Mio CHF.
Hohe Sonderdividende
Das starke Wachstum im Energiemarkt sowie die moderate Expansion der Aktivitäten am Wassermarkt hätten den deutlichen Rückgang der Bestellungen im Öl- und Gasmarkt nur teilweise kompensiert, sagte Poux-Guillaume. Der operative EBITA fiel gegenüber dem Vorjahreswert um gut 16% auf 254,1 Mio CHF zurück und die entsprechende Marge um 80 Basispunkte auf 8,6%. Der Reingewinn fiel mit 73,9 Mio CHF um 73% geringer aus als im Vorjahr.
Als Dividende soll insgesamt ein Betrag von 18,10 CHF je Aktie ausgeschüttet werden. Dies beinhaltet eine gegenüber dem Vorjahr unveränderte ordentliche Dividende von 3,50 CHF sowie eine einmalige Sonderdividende von 14,60 CHF, womit dem hohen Barmittelbestand Tribut gezollt wird. Dennoch bleibe die volle strategische Flexibilität gewährleistet, betonte Poux-Guillaume.
Auf die Frage, ob er dabei bestimmte Präferenzen habe, meinte er: «Ich habe Ideen für strategische Optionen von Sulzer, für einen Tango braucht es aber zwei.» Darüber hinaus sieht er Möglichkeiten für Ergänzungsakquisitionen, schränkt aber gleichzeitig auch ein, dass derzeit der Fokus vor allem auf der Umsetzung des SFP-Programms (Sulzer Full Potential) liege. Dass angesichts des widrigen Marktumfelds und der eher düsteren Prognosen für den Markt Öl und Gas bald mit der Ankündigung eines weiteren Spar- oder Abbauprogramms gerechnet werden müsse, verneinte er.
Prognose geht von weiterem Geschäftsrückgang aus
Im Ausblick auf das Geschäftsjahr 2016 zeigt sich Sulzer wenig optimistisch und prognostiziert einen Rückgang von Bestellungseingang und Umsatz von 5 bis 10% sowie eine Abschwächung der EBITA-Marge in den Bereich von 8%.
Das Sparziel, welches mit der Umsetzung des SFP-Programm verbunden ist, hat Sulzer am Morgen auf rund 200 Mio von zuvor 120 bis 180 Mio hinaufgeschraubt. Es soll ab 2018 voll umgesetzt sein. Mit der bisherigen Zielsetzung wurde als Vorgabe auch genannt, dass die EBITA-Marge ab 2018 um 4 bis 6 Prozentpunkte über derjenigen von 2014 (9,4%) liegen soll, also im Bereich von 13 bis 15%.
Diese konkrete Prognose wollte Poux-Guillaume gegenüber AWP nicht bestätigen. «Wir halten daran fest, dass aus den Einsparungen bis dann eine Verbesserung der EBITA-Marge von 4 bis 6 Prozentpunkten resultieren wird», so der seit Dezember bei Sulzer als CEO engagierte Poux-Guillaume. Dies sei aber keine Prognose für das absolute Margenlevel, denn dieses hänge von der Umsatzentwicklung ab. Und wann die Märkte wieder anziehen würden, sei derzeit nicht absehbar.
An der Börse kletterten Sulzer dank der sehr hohen Ausschüttung um 6,3% auf 97,50 CHF in die Höhe. Allerdings war das Papier seit Mitte 2013 praktisch nur noch billiger geworden, wobei sich der Wert bis Anfang 2016 in etwa halbiert hatte. (awp/mc/pg)