Investor Viktor Vekselberg.
Winterthur – Das öffentliche Pflichtangebot an die Sulzer-Aktionäre des Sulzer-Hauptaktionärs Renova wurde in den Tagen der Nachfrist offenbar nochmals rege angenommen. Nach Ablauf der Nachfrist hält Viktor Vekselberg über seine Gesellschaften Tiwel/Renova nun deutlich mehr als die Hälfte der Aktien von Sulzer. Renova bestätigt gleichzeitig, hinter der bisherigen Strategie von Sulzer zu stehen.
Gemäss dem provisorischen Schlussresultat der Pflichtangebots an die Sulzer-Aktionäre vom 3. August, das über die Renova-Tochter Tiwel lanciert wurde, seien Renova insgesamt 29,50% der Aktien oder 43,68% der Aktien, auf die sich das Angebot bezogen hatte, angedient worden, teilte Renova am Montag mit. Mit den bereits zuvor gehaltenen ergibt dies das provisorische Schlussergebnis von 62,86%.
Anteil steigt in Nachfrist um 20 Prozentpunkte
Nach Ablauf der normalen Angebotsfrist Mitte September lag die Beteiligung von Viktor Vekselberg an Sulzer noch bei 42,25%. Während der Nachfrist, welche am vergangenen Freitag abgelaufen ist, haben verschieden Banken die Titel zum Andienen empfohlen, da der Aktienkurs von Sulzer unter den Angebotspreis von 99,20 CHF gefallen ist. Am Freitag gingen Sulzer bei 94,10 CHF mit einem Minus von 1,3% aus dem Handel.
Renova zeigt sich in der Mitteilung «erfreut über den erfolgreichen Abschluss des Pflichtangebots». Man werde das Management von Sulzer und die vom Verwaltungsrat bestätigte Strategie, welche eine nachhaltige Verbesserung der Unternehmensleistung zum Ziel habe, weiterhin voll unterstützen. Renova bestätigt weiter frühere Angaben, wonach der Wechsel in den Eigentumsverhältnissen keinen Einfluss auf die Geschäftstätigkeit von Sulzer haben werde.
In einem nächsten Schritt soll die Lage indes sorgfältig analysiert und eine Beurteilung der strategischen Optionen vorgenommen werden. Aufgrund der Anzahl angebotener Aktien, die zu einer über 50%igen Beteiligung von Renova an der Sulzer AG nach Abschluss des Pflichtangebotverfahrens führen werde, sei zudem die Genehmigung der Transaktion durch die Wettbewerbsbehörden verschiedener Länder zwingend.
Ursprünglich war nicht eine wesentliche Erhöhung der Beteiligung das Ziel. Renova wollte stattdessen mit dem Pflichtangebot den Weg für einen Aktienrückkauf freimachen. Denn die Beteiligungsgesellschaft besass bereits knapp ein Drittel der Sulzer-Anteile und wäre bei einem Aktienrückkauf wahrscheinlich dazu gezwungen worden, ein Pflichtangebot zu lancieren. So erwarb Renova Ende Juli einige Aktien, überschritt damit die Schwelle von einem Drittel und musste gemäss Börsengesetz ein Übernahmeangebot lancieren. Dabei bot Renova lediglich den Mindestpreis von 99,20 Franken und erklärte, nicht an einer vollständigen Übernahme interessiert zu sein.
Aktie bleibt verhältnismässig stabil
Laut einer eigenen Mitteilung von Sulzer ist der Vollzug für das vierte Quartal 2015 zu erwarten, aber unter keinen Umständen vor dem 16. Oktober. Tiwel resp. die Renova Gruppe wird in der Meldung des definitiven Endergebnisses am 8. Oktober 2015 weitere Informationen zum Stand der wettbewerbsrechtlichen Anmeldungen und zum erwarteten Zeitpunkt des Vollzugs des Kaufangebots veröffentlichen.
An der Börse warf die Mitteilung keine hohen Wellen, die Aktie notiert nach einem leicht schwächeren Start derzeit 0,7% höher. Einige Marktteilnehmer hätten sich angesichts der Schwäche des Gesamtmarktes wohl eine noch höhere Beteiligung am Pflichtangebot vorgestellt, heisst es in einem Kommentar der Bank Vontobel. Mit einem Anteil von beinahe zwei Dritteln habe aber Renova dennoch praktisch die volle Kontrolle über das Unternehmen und die Minderheitsaktionäre seien von den Entscheiden Renovas abhängig. Die ZKB rechnet vorderhand mit einer unterdurchschnittlich Kursentwicklung, da die kursstützende Wirkung des Angebots nun wegfalle. (awp/mc/upd/ps)