Winterthur – Sulzer zieht sich vollständig aus dem russischen Markt zurück. Wurden nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine und den globalen Sanktionen gegen Russland vorerst noch Teile des Geschäfts weitergeführt, sollen die Aktivitäten nun verkauft werden.
Der Verkaufsprozess beginne mit sofortiger Wirkung, teilte der Industriekonzern am Dienstag mit. Sulzer bedauert die Notwendigkeit des Entscheids nach jahrzehntelanger Tätigkeit in Russland. Nach sorgfältiger Prüfung der möglichen Optionen sei man jedoch zum Schluss gekommen, dass dies die beste Lösung für alle Stakeholder sei.
«Es steht das ganze Sulzer-Geschäft in Russland zum Verkauf: unser lokales Servicegeschäft, das Chemtech-Geschäft und das Pumpen Sales-Office inklusive die dazugehörenden Serviceaktivitäten», erklärte ein Sulzer-Sprecher gegenüber AWP.
Betreffend eines möglichen Käufers seien alle Möglichkeiten offen. So könne es das lokale Management in Russland sein oder ein anderer privater Käufer, der mit dem «Sanktionsregime compliant» sei. Zu finanziellen Einzelheiten könne er sich aber nicht äussern, da diese stark von den Eckwerten des konkreten Verkaufs abhingen.
Sulzer musste wegen der gegenüber Russland verhängten Sanktionen schon früh einen Grossteil des Geschäfts in Russland runterfahren, da sowohl Ein- als auch Ausfuhren unmöglich gemacht wurden. CEO Frédéric Lalanne erklärte dazu im April, dass im Startquartal 2021 die Aufträge aus Russland um 80 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres gelegen hatten.
Service-Geschäft in Russland lief noch weiter
Innerhalb Russlands hielt Sulzer indes das Service-Geschäft vorerst noch aufrecht, da Sulzer Produkte für kritische Infrastrukturen wie die Wasserversorgung oder die Stromversorgung lieferte. Das Geschäft in Russland war für Sulzer aber auch im vollen Umfang klein. Im vergangenen Jahr steuerte Russland 2,7 Prozent zum Umsatz bei.
Erst vor wenigen Tagen musste Sulzer die sofortige Schliessung seiner Niederlassungen in Polen verkünden, dies aufgrund von Anordnungen der polnischen Regierung. Sulzer will den Entscheid allerdings anfechten.
Die polnischen Sanktionen betreffen laut Sulzer eigentlich den Hauptaktionär Viktor Vekselberg, sind aber auf die polnischen Sulzer-Gesellschaften ausgeweitet worden.
Sulzer beschäftigte in den beiden Niederlassungen in Polen 192 Mitarbeitende und erzielte einen Jahresumsatz von gut 21 Millionen Franken oder 0,6 Prozent des Gesamtumsatzes im Jahr 2021. (awp/mc/ps)