Bieterwettstreit gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber verloren: Sulzer-VRP Peter Löscher. (Foto: Sulzer)
Winterthur – Der Industriekonzern Sulzer sieht sich mit seinen aktuellsten Expansionsplänen ausgebremst. Die Pläne für ein Zusammengehen mit dem amerikanischen Öl- und Gastechnik-Spezialisten Dresser-Rand wurden von einem hohen Angebot des deutschen Konzerns Siemens durchkreuzt. Sulzer hat in der Folge die Gespräche mit Dresser-Rand für beendet erklärt. Die Sulzer-Aktie ist mittlerweile wieder in den Bereich zum Zeitpunkt vor dem Durchsickern der Expansionspläne zurückgefallen.
«Sulzer hat die Gespräche mit Dresser-Rand beendet», erklärte Sulzer-Sprecherin Verena Gölkel auf schriftliche Anfrage von AWP. Dies im Anschluss auf das in der Nacht zum Montag bekanntgegebene Übernahmeangebot von Siemens an Dresser-Rand über 83 USD je Aktie oder insgesamt rund 7,6 Mrd USD.
Konzentration auf operatives Geschäft
Sulzer habe indes immer mehrere M&A-Projekte in der Pipeline, fügte Gölkel an. «Wir konzentrieren uns nun wieder auf diese sowie auf die Evaluation weiterer Möglichkeiten und auf das eigene operative Geschäft.»
Sulzer hatte am vergangenen Mittwoch Gespräche mit Dresser-Rand bestätigt, nachdem die «Handelszeitung» darüber berichtet hatte. Allerdings wies der Technologiekonzern darauf hin, dass die Gespräche nicht unbedingt zu einer Fusion führen müssten. Es handle sich um nicht-exklusive Gespräche. Die Sulzer-Aktien gewannen am Mittwoch und vor allem am Donnerstag insgesamt rund 10%.
Nun ist Siemens Sulzer zuvorgekommen. Die beiden Unternehmen hätten vereinbart, alle ausgegebenen und ausstehenden Aktien von Dresser-Rand im Zuge eines freundlichen Übernahmeangebots zu übernehmen, teilte Siemens in der Nacht auf Montag mit. Der Verwaltungsrat von Dresser-Rand unterstütze die Offerte einstimmig. Der deutsche Konzern geht davon aus, dass die Dresser-Rand-Übernahme bis zum Sommer 2015 unter Dach und Fach ist. Siemens hatte bereits 2013 versucht, Dresser-Rand zu übernehmen.
Die Sulzer-Grossaktionärin Renova des russischen Milliardärs Viktor Vekselberg verfügt nach Angaben von vergangener Woche über eine Beteiligung von rund 5% an Dresser-Rand. Was Renova mit dem Paket angesichts des Siemens-Angebots vor hat, war bis anhin von AWP nicht in Erfahrung zu bringen.
Das Buhlen um das US-Unternehmen war offenbar gross: Medienberichten vom Wochenende zufolge erwog auch der US-Rivale General Electric in den Firmenpoker mit einzusteigen.
Aktie erneut unter Druck
Die Sulzer-Aktie gibt aktuell wie bereits am Freitag, als die Siemens-Pläne für eine Gegenofferte bekannt wurden, gut 4% nach. Sie notiert mit knapp 125 CHF wieder im Bereich von Anfang vergangener Woche, womit zumindest die Gewinne vom August verteidigt werden. Auf Jahressicht resultiert indes noch immer ein klares Minus von über 13%.
Für das Aktienresearch von Helvea Baader ergibt sich durch die Übernahme von Dresser-Rand durch Siemens keine grosse Veränderung in der Wettbewerbslandschaft für Sulzer. Der Aktienkurs von Sulzer dürfte sich allerdings wieder in den Bereich von vor dem Zeitpunkt des Aufkommens der Merger-Fantasien zurückbewegen, heisst es in einer Kurzeinschätzung von Helvea Baader. Darüber hinaus sei jedoch zu befürchten, dass Sulzer in den vergangenen Wochen und Monaten in den Endmärkten an Geschwindigkeit eingebüsst haben könnte. Entsprechende Zeichen im für Mitte Oktober angekündigten Quartalsabschluss oder im entsprechenden Ausblick würden nicht überraschen. Das Institut wäre zudem nicht überrascht, wenn Sulzer am Capital Markets Day vom November noch keine neuen Finanzziele präsentieren würde. (awp/mc/upd/ps)