Sulzer-CEO Greg Poux-Guillaume. (Foto: Sulzer)
Winterthur – Der Industriekonzern Sulzer hat im ersten Quartal 2016 einen markanten Rückgang des Bestellungseingangs verzeichnet, vor allem wegen des Hauptmarkts Öl- und Gas. Die weiteren Schlüsselmärkte Energie, Wasser und allgemeine Industrie holten im Vorjahresvergleich mehr Aufträge herein, womit die Schätzungen klar übertroffen wurden. Und immerhin scheint dank einer klaren Verbesserung gegenüber dem vierten Quartal 2015 vorerst ein Boden erreicht, was der Aktie Schub gibt.
Der Bestellungseingang reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr insgesamt um 14,5% auf 684,6 Mio CHF, währungsbereinigt lag das Minus bei 13,1%. Akquisitionen beeinflussten den Auftragseingang mit 1,2% positiv, wie Sulzer am Donnerstag mitteilte. Trotz des deutlichen Rückgangs schloss Sulzer damit klar besser ab als von Analysten befürchtet (AWP-Konsens: 661 Mio).
Von den drei Divisionen verzeichneten Pumps Equipment und Chemtech im Vorjahresvergleich zweistellige Minusraten auf währungsbereinigter Basis, während die Service-Division Rotating Equipment Services lediglich 2,2% einbüsste.
Öl- und Gasmarkt zeigt gewisse Stabilisierung
Während also alle drei Divisionen einen rückläufigen Auftragseingang auswiesen, sieht es nach Märkten betrachtet anders aus: Von diesen verzeichneten die Schlüsselmärkte Energie, Wasser und allgemeine Industrie allesamt im ersten Quartal 2016 ein moderates Wachstum im Vergleich zum Vorjahr. Das Umfeld im Öl- und Gasmarkt blieb hingegen schwierig.
Im Energiemarkt sei das Wachstum insbesondere auf die Division Rotating Equipment Services zurückzuführen gewesen, während in der grössten Division Pumps Equipment der Wassermarkt ein stabiles Wachstum aufgewiesen habe. Das Sulzer-Mixpac-Geschäft der Division Chemtech sowie auch hier das Pumpengeschäft hätten zum Wachstum in der allgemeinen Industrie geführt.
Zentral bleibt für Sulzer aber der Öl- und Gasmarkt mit einem Umsatzanteil von rund 50%. In diesem herrscht zwar weiterhin ein steifer Gegenwind, es zeichnet sich allerdings eine gewisse Stabilisierung ab. Verglichen mit dem vierten Quartal 2015 sei dieser Markt auf gleichem Niveau geblieben, schreibt Sulzer. Insgesamt legte deshalb der Bestellungseingang auf Konzernebene sequentiell bereinigt um gut 10% zu.
Dabei verzeichneten die drei Divisionen auf den Öl- und Gasmarkt bezogen unterschiedliche Entwicklungen: In der Division Pumps Equipment gingen die Bestellungen weiterhin zurück, in der Service-Division blieben sie stabil und in der Division Chemtech nahmen sie zu.
Finanzchef bleibt vorsichtig
Trotz dieses Lichtblicks gab sich Finanzchef Thomas Dittrich an einer Telefonkonferenz zurückhaltend: «Es ist noch zu früh, um zu sagen: dieser Markt hat den Boden erreicht. Wir bleiben vorsichtig eingestellt, freuen uns aber an der momentan guten Entwicklung.» Mit Blick auf die Division Chemtech ergänzte er, dass die Raffinerie-Betreiber bei den Kosten weiter auf der Bremse stünden. Eine positive Entwicklung macht er im Wassermarkt aus. «Die Restrukturierungen in diesem Geschäft zahlen sich nun aus», so Dittrich.
Für das Gesamtjahr 2016 hat Sulzer bereits im vergangenen Februar einen Rückgang von Umsatz und Auftragseingang in der Grössenordnung von 5 bis 10% sowie eine Abschwächung der EBITA-Marge in den Bereich von 8% in Aussicht gestellt, was nun bekräftigt wurde.
Laut Einschätzung eines Analysten könnte nach den Quartalszahlen das obere Ende der Prognose für die Bestellungen realistisch werden. CFO Dittrich wollte dies indes nicht bestätigen: «Wir sind hinsichtlich der Guidance für das Gesamtjahr auf gutem Weg und haben diese deshalb auch bestätigt.»
Mit dem Kostenprogramm SFP (Sulzer Full Potential) sieht sich der Konzern auf gutem Weg. Dittrich bestätigte das Einsparungsziel von 200 Mio CHF, das ab 2018 voll zum Tragen kommen soll. Für das laufende Jahr sollen es Einsparungen von 60 bis 80 Mio CHF bei Restrukturierungskosten von 80 bis 90 Mio sein. (awp/mc/upd/pg)