Sunrise-Aktionär fordert Abwahl von VRP – Freenet-Chef sieht sich bestätigt

Sunrise-Aktionär fordert Abwahl von VRP – Freenet-Chef sieht sich bestätigt
Sunrise-Verwaltungsratspräsident Peter Kurer. (Foto: Sunrise)

Zürich – Bei Sunrise bläst der Firmenspitze ein immer eisigerer Wind ins Gesicht. Die Luxemburger Fondsgesellschaft Axxion fordert die Abwahl von Verwaltungsratspräsident Peter Kurer und Verwaltungsrat Jesper Ovesen an der geplanten ausserordentlichen Generalversammlung im Herbst.

Das Begehren solle laut einem Axxion-Brief auf die Traktandenliste für die GV gesetzt werden, teilte Sunrise am Dienstag mit. Man prüfe diesen Antrag und werde zu gegebener Zeit antworten.

Die ausserordentliche Generalversammlung ist laut früheren Angaben für diesen Herbst geplant. Wichtigstes Traktandum soll die milliardenschwere Kapitalerhöhung sein, welche für den 6,3 Milliarden-Kauf der Kabelnetzbetreiberin UPC notwendig ist.

Gegen diesen Deal formierte sich zuletzt Widerstand. Insbesondere hatte sich Sunrise-Grossaktionär Freenet dagegen ausgesprochen, der rund ein Viertel der Aktien besitzt.

Axxion ist bislang nicht als Grossaktionär bei Sunrise in Erscheinung getreten. Die Gesellschaft muss aber mindestens 1 Prozent des ausstehenden Aktienkapitals von Sunrise vertreten. Denn das ist laut den Statuten des Telekomkonzerns die Mindestschwelle für Aktionäre, um die Traktandierung eines Antrags an einer GV zu verlangen.

Axxion selber wollte sich nicht äussern. Laut Angaben auf der Internetseite verwaltet die Gesellschaft mit Sitz in Luxemburg rund 150 Fonds mit einem Volumen von 9 Milliarden Euro.

Aktivist offenbar eingestiegen
Zudem solle sich der aktivistische Investor Active Ownership Capital (AOC) aus Deutschland an Sunrise beteiligt haben, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Es sei damit zu rechnen, dass sich AOC kritisch zur geplanten Übernahme des Kabelnetzbetreibers UPC durch Sunrise stellen werde. AOC stehe aber nicht hinter dem Antrag zur Abwahl der Verwaltungsräte.

AOC hält zwar weniger als drei Prozent an Sunrise. Dennoch reagierten die Aktien mit einem Plus von 2,3 Prozent auf die Nachricht über den Einstieg der Deutschen. AOC hat etwa beim deutschen Generikahersteller Stada vor einigen Jahren gegen den damaligen Aufsichtsratschef der Firma mobil gemacht – und konnte andere Aktionäre überzeugen, diesen abzuwählen. Händler erklärten, die Sunrise-Aktien legten zu, wenn Zweifel am Gelingen der Transaktion aufkämen.

Freenet: «Wir sind nicht allein»
Freenet-Chef Christoph Vilanek sieht sich nun in seiner Ablehnung der geplanten Übernahme des Kabelnetzbetreibers UPC durch Sunrise bestätigt. «Wir sind mit der Situation nicht zufrieden und es hat sich bereits in den vergangenen Wochen deutlich gezeigt, dass wir damit nicht allein sind», sagte er der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Offensichtlich werde die Kritik an dem Deal nun deutlicher.

Als Sunrise-Grossaktionär erachtet Freenet die aktuellen Transaktionsbedingungen der Übernahme, insbesondere die Höhe der geplanten Kapitalerhöhung, den Kaufpreis, die geplanten Synergien sowie die Transaktionsstruktur, als unausgewogen und nachteilig für alle Sunrise-Aktionäre, wie es zuletzt Mitte August hiess. Der Kaufpreis für UPC sollte laut Vereinbarung 6,3 Milliarden Franken betragen. Zur Finanzierung will Sunrise das Kapital um 4,1 Milliarden Franken erhöhen.

Für den Sunrise-Verwaltungsrat sind die Bedenken aber weder gerechtfertigt noch im besten Interesse aller Aktionäre. Das Unternehmen geht davon aus, dass der Zukauf – sofern die Generalversammlung zustimmt – per Ende November 2019 abgeschlossen werden kann.

Vilanek hielt sich im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP bedeckt, ob er den Axxion-Antrag unterstütze oder nicht. Er kenne weder den genauen Wortlaut des Abwahlbegehrens von Axxion, noch die Reihenfolge der Abstimmungstraktanden an der geplanten ausserordentlichen Sunrise-Generalversammlung im Herbst, sagte der Freenet-Chef. Deshalb könne er sich heute nicht festlegen, ob er einer Abwahl von Sunrise-VRP-Kurer und -Verwaltungsrat Jesper Ovesen zustimmen werde oder nicht, sagte Vilanek.

Kurer hatte die beiden Freenet-Vertreter im Sunrise-Verwaltungsrat mit der Begründung eines Interessenkonflikts von den Beratungen im Zusammenhang mit der UPC-Transaktion ausgeschlossen. Aus diesem Grunde ist der Freenet-Chef laut eigenen Angaben nicht genau im Bilde über das Begehren von Axxion. (awp/mc/ps)

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