Sunrise-CEO Libor Voncina. (Foto: Sunrise)
Zürich – Sunrise hat im zweiten Quartal eine deutliche Umsatzeinbusse erlitten. Und auch für das Gesamtjahr rechnet das Management mit einem tieferen Umsatz als im Vorjahr. An der Börse wurden die Nachrichten ungnädig aufgenommen: Die Sunrise-Papiere stürzten auf ein Allzeittief ab.
Der Börsengang von Sunrise ist vorläufig keine Erfolgsgeschichte mehr. Am Donnerstagmorgen fiel der Kurs erstmals seit dem IPO von Anfang Februar unter den Emissionspreis von 68 CHF. Bei 66,45 CHF wurde im frühen Handel ein Rekordtief markiert. Um 15 Uhr notieren die Papiere zwar wieder bei 67,45 CHF, was aber gegenüber dem Vortag noch immer einem Minus von 6,6% entspricht (SPI -0,75%).
Auslöser für die Kursverluste waren die Resultate des zweiten Quartals sowie der neue und konkretere Ausblick auf die zweite Jahreshälfte. Sunrise enttäuschte damit die Hoffnungen mancher Analysten, das Unternehmen werde schon kurzfristig zu einem starken Herausforderer von Branchenprimus Swisscom.
Produktemix schadet
Im zweiten Quartal nahm der Umsatz um 6,9% auf 488 Mio CHF ab. Stark rückläufig war insbesondere das Mobilfunkgeschäft, das rund zwei Drittel zum Konzernumsatz beisteuert. Dies sei eine Folge davon, dass Kunden auf die günstigeren Freedom-Tarife gewechselt hätten. Zudem sei der eigene Produktmix tieferwertig, teilte Sunrise am Donnerstag mit.
CEO Libor Voncina erwähnte ausserdem die härtere Konkurrenz von Salt und UPC Cablecom. Die Nummer zwei auf dem Schweizer Telekommarkt spürt zudem auch die Frankenstärke. Dies gelte insbesondere für den Weiterverkauf von Hardware und für das Handelsgeschäft mit Telefonminuten (Hubbing).
Zufrieden mit steigenden Kundenzahlen im Mobilfunk
Gleichzeitig zeigt sich das Unternehmen aber zufrieden mit der Entwicklung der Kundenzahl im Mobilfunk. Im Abobereich sei im zweiten Quartal die höchste Nettozunahme seit dem Schlussquartal 2013 verzeichnet worden, hiess es dazu.
Im Bereich Festnetz nahm der Umsatz ebenfalls ab. Im Internetbereich blieb er hingegen stabil, wobei die Anzahl Kunden stieg und sich der Wachstumstrend somit verstärkte. Und auch im TV-Segment vergrösserte sich die Kundenbasis – innert Jahresfrist um gut ein Drittel auf über 122’000. Mit der Entwicklung im Geschäftskundensegment ist das Management ebenfalls zufrieden, auch wenn Swisscom laut CEO Voncina im Grosskundenbereich eine starke Konkurrentin ist.
Höhere Marge
Im operativen Geschäft verbesserte das Unternehmen die Profitabilität. Der bereinigte EBITDA verringerte sich nämlich weniger stark als der Umsatz um 1,9% auf 155 Mio CHF. Die entsprechende Marge (ohne Hubbing) kam somit bei 34,2% nach 32,6% zu liegen. Begründet wird diese Entwicklung mit Massnahmen zur Effizienzsteigerung. Zum Kostenprogramm zählt laut CFO André Krause unter anderem, dass die Wartungskosten gesenkt und im Servicebereich Anrufe von Kunden effizienter abgewickelt werden.
Unter dem Strich weist der Konzern einen doppelt so hohen Quartalsgewinn von 14 Mio CHF aus. Haupttreiber seien die tieferen Zinskosten gewesen. Diese konnten wegen Refinanzierung, die im Zuge des Börsengangs erfolgte, deutlich gesenkt werden.
Konkretere Guidance
Über das ganze erste Halbjahr betrachtet nahm der Umsatz um 1,2% auf 976 Mio CHF ab. Der bereinigte EBITDA erhöhte sich um 1,4% auf 293 Mio CHF. Auf Stufe Reinergebnis schrieb Sunrise tiefrote Zahlen: Das Minus von 152 Mio CHF ist allerdings eine Folge der Börsengangs- und Refinanzierungskosten von 155 Mio CHF, die im ersten Quartal anfielen.
Das zweite Halbjahr dürfte keine grossen Fortschritte bringen. Das Minus beim Umsatz im Gesamtjahr werde im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich liegen, lautet die neue Zielsetzung. Die Absicht, einen EBITDA auf Vorjahresniveau erreichen zu wollen, wurde bestätigt.
Auch am Plan, im nächsten Jahr Dividenden im Umfang von mindestens 135 Mio CHF auszuschütten, ändert sich nichts. Zudem sieht sich das Unternehmen auf Kurs, die Nettoverschuldung auf den Zielwert von 2,2mal den EBITDA abzubauen. «Wir werden dieses Ziel relativ schnell erreichen, wahrscheinlich schon 2016», so Krause. (awp/mc/upd/pg)