Jorge Lemann hat die Familien Hoffmann und Oeri auf Rang drei der reichsten Schweizer verdrängt. (Foto: Columbia University)
Zürich – Die Superreichen schwimmen im Geld: Trotz holprigen Aktienbörsen sind die 300 Reichsten der Schweiz in diesem Jahr nochmals um rund 6 Mrd CHF reicher geworden. Insgesamt häufen sie ein Vermögen von 595 Mrd auf. Das ist ein neuer Rekord.
Damit besitzt jeder Superreiche im Durchschnitt fast 2 Mrd CHF, wie aus der jährlichen Spezialausgabe des Wirtschaftsmagazins «Bilanz» hervorgeht. Und dies, obwohl die Aktienbörsen in diesem Jahr schwach gewesen seien, die Konjunktur gestottert habe und die Rohstoffpreise abgestürzt seien. «Die Rahmenbedingungen für die Reichsten, noch mehr Reichtum aufzuhäufen, waren in diesem Jahr nicht allzu gut», schreibt die «Bilanz». Dennoch seien die Gesamtvermögen nochmals um 6 Mrd CHF gestiegen und damit deutlich schwächer als im Vorjahr. 2014 hatten die Gesamtvermögen noch um 25 Mrd zugelegt.
54 Reichste haben an Vermögen gewonnen in diesem Jahr, während 34 im Vergleich zum 2014 an Reichtum eingebüsst haben. Weit mehr als jeder dritte der 300 Reichsten, nämlich deren 132, ist Milliardär.
Jeder 14. Milliardär lebt in der Schweiz
Das US-Magazin «Forbes», Beobachter globalen Reichtums, zählte seinerseits im Frühling in 66 Ländern 1’826 Milliardäre. Das sind 290 mehr als im Vorjahr. Mit anderen Worten: Jeder 14. Milliardär der Welt lebt in der Schweiz.
«Während bei uns die Milliardärsdichte konstant bleibt, nimmt sie in China rasant zu; im Paradies der Arbeiter leben bereits 213 Milliardäre», schreibt das Wirtschaftsmagazin.
Familie Kamprad an der Spitze
1988 veröffentlichte die «Bilanz» ihr erste Rangliste der Reichsten, die damals jedoch nur die «Top 100» umfasste. Sie vereinigten ein Vermögen von 66 Mrd CHF auf sich. Heute verfügen allein die zwei Reichsten mit geschätzt 72 Mrd über mehr Vermögen.
Zum 14. mal an der Spitze steht die Familie Kamprad mit einem Vermögen zwischen 44 und 45 Mrd CHF. Das sind 2 Mrd mehr als vor einem Jahr. Der Ikea-Gründer Ingvar Kamprad aber auch seine Söhne wohnen zwar nicht mehr in der Schweiz. Die Söhne, die heute den florierenden Möbelgiganten leiten, besitzen jedoch den Schweizer Pass.
Aufgeschäumter Reichtum
Auf Platz zwei hat sich Jorge Lemann vorgeschoben. 2015 wurde der Brasilien-Schweizer um weitere 3 Mrd CHF reicher. Vor allem dank seiner Beteiligung am weltgrössten Bierkonzern Anheuser-Busch (AB) Inbev kommt er auf ein Vermögen von 28 bis 29 Mrd. AB Inbev will derzeit für über 100 Mrd den global zweitgrössten Brauer, SAB Miller, übernehmen.
Der Bierkönig vom Zürichsee hat die Familien Hoffmann und Oeri, die langjährige Nummer zwei, auf Rang drei verdrängt. Der Roche-Besitzer-Clan büsste wegen des leichten Schwächeanfalls der Pharmaaktien 1 Mrd ein und steht nun mit 25 bis 26 Mrd zu Buche.
Glencore-Manager als Absteiger
Die Liste der Absteiger führt Ivan Glasenberg an. Der Chefhändler des Baarer Rohstoffkonzerns Glencore hat innerhalb von zwölf Monaten 3,25 Mrd CHF verloren. Der seit vier Jahren andauernde Kurssturz der Glencore-Aktien hat sein Vermögen von einst 8,2 Mrd im Jahre 2011 auf noch 2 bis 2,5 Mrd eingedampft. Der steile Absturz der Aktien betraf auch andere Glencore-Manager. Gegenüber 2014 wurden die Vermögen des Zinkhändlers Daniel Maté und des Kupferbereich-Chefs Aristotelis Mistakidis um je 1,4 Mrd CHF eingedampft. Die beiden Ex-Multimilliardäre kommen noch auf 800 bis 900 Mio.
Zu den Hauptverlierern gehört im Weiteren der Wahlzuger Viktor Vekselberg: In zwölf Monaten musste der russische Investor eine Einbusse von gegen 3 Mrd CHF hinnehmen. Mit noch 8 bis 9 Mrd ist er aus den Top Ten gefallen. Nicht einmal so sehr seine Schweizer Industriebeteiligungen als vielmehr die breit gestreuten Investments in Russland haben ihm wegen der dortigen Wirtschaftskrise und des Rubelzerfalls das Besitztum verhagelt.
Prominente Neuzugänge
Die Liste der Gut-Betuchten hatte auch in diesem Jahr einige prominente Zugänge. Diesmal sind es zwölf Reichste, die ein Mindestvermögen von 100 Mio CH ihr Eigen nennen. Darunter ist beispielsweise der Brasilianer Paulo Coelho, der in Genf lebt. Der Bestsellerautor hat bislang über 200 Millionen Bücher verkauft und ist 400 bis 450 Mio CHF schwer. Nicht minder berühmt ist der Stararchitekt Santiago Calatrava, der im bündnerischen Ort Rossa das Bürgerrecht erworben hat, wie «Bilanz» schreibt. Auch Andrea Agnelli, der Spross der berühmtesten Industriellenfamilie Italiens, befindet sich auf der Liste. Der milliardenschwere Fiat-Erbe lebt im Tessin. (awp/mc/pg)