Ulrich Fricker, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Suva. (Foto: Suva)
Luzern – Zum ersten Mal seit mehreren Jahren weist der Unfallversicherer Suva für 2015 einen Betriebsverlust aus. Die Suva-Spitze spricht aber von einem guten Ergebnis und rechnet für 2017 mit stabilen Prämien. 2014 hatte die Suva einen Überschuss von 105,8 Mio CHF ausgewiesen, für 2015 schliesst die Rechnung mit einem Minus von 20,7 Mio. Der letzte Jahresverlust hatte die Unfallversicherungsanstalt 2008 hinnehmen müssen.
Die Suva wies an ihrer Bilanzmedienkonferenz vom Freitag an ihrem Hauptsitz in Luzern darauf hin, dass sie Ausgleichsreserven im Umfang von 47,7 Mio CHF abgebaut habe. Ohne diesen Abbau hätte ein Überschuss von 27,0 Mio resultiert.
Die Suva hatte schon 2013 und 2014 Ausgleichsreserven abgebaut, aber Überschüsse erzielt. Mit diesen Reserven sollen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Prämienerhöhungen und damit höhere Lohnnebenkosten verhindert werden.
Auf mittlere Rezession ausgelegt
Die Ausgleichsreserven sollen so gross sein, dass sie für eine mittlere Rezession genügen. Übersteigen sie den festgelegten Höchstwert, werden sie abgebaut. Dem Werkplatz Schweiz solle nicht unnötig Kapital entzogen werden, sagte Felix Weber, der seit Anfang 2016 Vorsitzender der Suva-Geschäftsleitung ist.
Die Suva bezeichnete das Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres als gut. Das Unternehmen habe ein finanziell schwieriges Anlagejahr gut überstanden und den Schaden in Grenzen halten können, sagte Finanzchef Ernst Mäder. Alle Versicherungszweige seien finanziell stabil gewesen. Der finanzielle Deckungsgrad lag Ende 2015 bei 133,6% (2014: 134,2%). Die Performance der Gesamtanlagen ging gegenüber 2014 von 7,0% auf 1,2% zurück. Die Suva betrachtet dies angesichts der Umstände als «beachtlich».
Der Unfallversicherer konnte nach eigenen Angaben dank Währungsabsicherungen den Wegfall des Euro-Mindestkurses gut überstehen. Allerdings führten diese Absicherungen auch zu höheren Kosten.
Kollateralschaden statt Nutzen
Die Suva übte indes Kritik an den von der Nationalbank eingeführten Negativzinsen. Verwaltungsratspräsident Markus Dürr bezeichnete die Kosten, die diese verursacht hätten, auf 250 Millionen Franken. Die Negativzinsen seien ein «Schuss in den Ofen», sagte er. Bestraft würden alle institutionellen Sparer. Für Finanzchef Mäder ist der Nutzen der Negativzinsen gering, ihr Kollateralschaden aber riesig.
Einen Einfluss hatte die Freigabe des Frankenkurses auch auf die Prämieneinnahmen, wo es gemäss Mäder «Bremsspuren» gegeben hat. Weil die Maschinen- und Metallindustrie den harten Franken besonders spürten, ist die Zahl der Beschäftigten und damit die versicherte Lohnsumme gesunken.
Die Suva sei weiterhin solide finanziert, sagte Mäder. Dies sei wichtig, denn die kommenden Jahre würden wegen der tiefen Zinsen und der unsicheren Aussichten auf den Finanzmärkten nicht einfach sein. Eine Performance von 1 bis 2% sei im laufenden Jahr aber «nicht unmöglich».
Stabiles Prämienniveau
Die Zeit der Prämiensenkungen ist bei der Suva zwar vorbei, vorderhand dürften die Prämien aber auch nicht teurer werden. Das Prämienniveau bleibe 2017 stabil, teilte der Unfallversicherer mit. Wie bereits im März mitgeteilt, hat die Suva 2015 mehr Unfälle und Berufserkrankungen registriert als 2014. Gestiegen sind auch die Heilkosten. Die Zahl neuer IV-Renten war mit 1605 leicht rückläufig. Seit 2011 pendelt diese zwischen 1776 und 1584. (awp/mc/pg)