Biel – Die Coronakrise hält seit Wochen auch die Schweizer Uhrenbranche in Atem: Hersteller wie Rolex oder Hublot haben vorübergehend Fabriken geschlossen. Und auch die Swatch Group macht zum Schutz ihrer Mitarbeitenden Teile ihrer Produktion in der Schweiz für Tage dicht. Jobs sollen aber nicht abgebaut werden.
Die Welt befinde sich in Zeiten von Corona in einer schwierigen Situation, sagte Konzernchef Nick Hayek am Donnerstag zum Auftakt der im Internet ausgestrahlten Bilanzmedienkonferenz. Hayek hielt in seinen Ausführung aber auch fest, dass es sich um eine temporäre Situation handle, die es zu überstehen gelte.
In China, wo die Coronawelle Ende Dezember ihren Ursprung hatte, beginne sich die Lage zu normalisieren, fuhr Hayek fort. «In China sind unsere Shops und jene unserer Partner seit 10, 14 Tagen wieder offen. Die Kunden kommen zurück in die Läden und kaufen unsere Produkte.» Demgegenüber befänden sich Europa und die USA noch im Stillstand.
Für Swatch-Marken wie Omega, Longines oder Tissot ist China die wichtigste Absatzregion. Im vergangenen Jahr wurde mehr als ein Drittel des Umsatzes in «Greater China», also China, Hongkong, Macau und Taiwan erwirtschaftet.
Kein Jobabbau
Swatch habe auf die sich zuspitzende Krise rasch reagieren müssen, sagte Hayek. Davon betroffen ist auch die Produktion von Uhren und Komponenten. Die Arbeitszeiten seien reduziert und gewisse Teile der Produktion vorübergehend geschlossen worden, führte Controlling-Chef Peter Steiger aus. Ein Problem sei etwa, dass Grenzgänger aus Frankreich oder Italien nur noch erschwert oder gar nicht mehr an ihre Arbeitsplätze in der Schweiz gelangten.
Der Bieler Konzern hat hierzulande in seinen Werken, Büros und Shops Kurzarbeit eingeführt. Derzeit seien mehr als 40 Prozent der rund 17’000 Mitarbeitenden in der Schweiz in Kurzarbeit und bis Ende Woche dürfte dieser Wert auf 70 Prozent ansteigen, sagte Steiger. Davon betroffen seien alle Uhrenmarken der Gruppe. «Wie es weitergeht, wird täglich und von Fall zu Fall beschlossen.»
Von einem Jobabbau indessen will man bei Swatch nichts wissen. «Wir brauchen die Leute, wenn die Erholung in der Uhrenbranche kommt – und die wird kommen», zeigte sich Hayek optimistisch. Darauf will Swatch gut vorbereitet sein, um die Produktion rechtzeitig und rasch hochfahren zu können, sollte sich die Marktlage bessern.
Starke Bilanz
Die Bilanz des Konzerns scheint derweil gut vor drohenden Krisen geschützt zu sein. Sie sei «gesund und stark», sagte Finanzchef Thierry Kenel. Das zeige sich etwa an dem per Ende 2019 weit über eine Milliarde dicken Liquiditätspolster. Und auch das Eigenkapital sei mit einem Anteil von 84 Prozent an der Bilanzsumme stark. Man sei daher kaum von Banken abhängig, ergänzte Hayek.
Die Zahlen zum vergangenen Jahr hat die Swatch Group bereits Ende Januar vorgelegt: Der Umsatz sank und dieser Rückgang drückte auf den Gewinn. Zu schaffen machten dem Uhrenkonzern vor allem die Unruhen im Shoppingmekka Hongkong, das von chinesischen Touristen mehr und mehr gemieden wurde.
Der Nettoerlös der Gruppe ging 2019 um 2,7 Prozent auf 8,24 Milliarden Franken zurück. Um Währungseinflüsse bereinigt lag das Minus bei 1,8 Prozent. Klammert man aber den Hongkong-Effekt aus, dann wäre Swatch mit rund 5 Prozent gewachsen, hielt Kenel fest.
Die tieferen Verkaufszahlen wirkten sich auf die Profitabilität der Gruppe negativ aus: Der Betriebsgewinn (EBIT) sank um 11 Prozent auf 1,02 Milliarden Franken und die Marge schmolz um 1,2 Prozentpunkte auf 12,4 Prozent. In den besten Jahren ab 2010 bis 2014 lagen die Margen über 20 Prozent.
Unter dem Strich nahm der Reingewinn im letzten Jahr um 14 Prozent auf 748 Millionen Franken ab. An die Aktionäre soll dennoch eine zum Vorjahr unveränderte Dividende in Höhe von 8,00 Franken je Inhaber- bzw. von 1,60 Franken je Namenaktie bezahlt werden. (awp/mc/ps)