Biel – Die Swatch Group ist von der Marktschwäche in China hart getroffen worden. Der Umsatz und der Gewinn brachen in der ersten Jahreshälfte ein. Auf Entlassungen wird aber verzichtet, auch weil das Geschäft in vielen Ländern gut läuft und die Wachstumsaussichten intakt sind.
«In China zusammen mit Hongkong und Macau haben wir im ersten Halbjahr einen Umsatzrückgang von rund 30 Prozent erlitten», sagte Konzernchef Nick Hayek am Montag im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP. «Mit einem derart starken Rückgang hatten wir Anfang Jahr nicht gerechnet.»
Vor allem teure Uhren von Blancpain, Breguet oder Omega wurden im «Reich der Mitte» weniger verkauft. Denn die Kauflust vieler Konsumentinnen und Konsumenten wurde durch die Folgen der Immobilienkrise oder der wachsenden Arbeitslosigkeit in der jungen Bevölkerung gebremst.
Im Gegensatz dazu haben sich Uhren aus dem tieferen Preissegment in China besser verkauft. Die Marke Swatch etwa hat den Umsatz um 10 Prozent gesteigert. Verkaufserfolge bescherten der Marke unter anderem die beliebten Modelle im Design von Kultuhren aus den Häusern Omega und Blancpain.
Marge schmilzt
Insgesamt fiel der Umsatz der Swatch Gruppe in den Monaten Januar bis Juni um 14 Prozent auf 3,45 Milliarden Franken. In Lokalwährungen gerechnet sank er um 11 Prozent, das allerdings von einem rekordhohen Niveau aus.
Zugleich verzichtete der Konzern bewusst darauf, die Kosten im Marketing oder in der Produktion deutlich zu senken. Als Folge davon sackte der Betriebsgewinn um 71 Prozent auf 204 Millionen Franken ab und die Marge dazu fiel auf 5,9 von 17,1 Prozent zurück. Der Konzerngewinn kam bei 147 Millionen (-70%) zu liegen.
Wachstumschancen in den USA
Mit Blick auf die kommenden Monate rechnet die Swatch Group in China mit einer weiterhin «schwierigen Lage» für die gesamte Luxusgüterindustrie. Immerhin liegt die zu überspringende Vergleichsbasis aus dem Vorjahr im zweiten Jahresabschnitt auf einem etwas tieferen Niveau.
Besser läuft das Geschäft laut Hayek in anderen Teilen der Welt: «In Japan sind wird im ersten Halbjahr in Lokalwährungen um 30 Prozent gewachsen. Und auch in den USA, Südkorea, Dubai oder in gewissen europäischen Ländern wie der Schweiz entwickelt sich das Geschäft gut.»
Vor allem in Japan und in den USA sei im zweiten Halbjahr mit gutem Wachstum zu rechnen. Aber auch in Europa seien die Aussichten vielerorts erfolgversprechend. Einen Schub erhofft sich Hayek vom Omega-Auftritt als offizieller Zeitnehmer der Olympischen Spiele in Paris.
Keine Entlassungen
Die langfristig guten Wachstumsaussichten halten den Konzern davon ab, einschneidende Massnahmen einzuleiten. «Wir haben keine Stellen abgebaut und auch nicht Kurzarbeit eingeführt», sagte Hayek. Anpassungen seien dagegen etwa im Einkauf von Rohmaterialien wie Gold oder im Schichtbetrieb vorgenommen worden.
An der Börse reagierten die Anleger enttäuscht auf die klar schlechter als erwartet ausgefallenen Halbjahreszahlen. Im Handel am Montag brach der Kurs der Swatch-Inhaberaktie um 9,8 Prozent auf 170,70 Franken ein. Erste positive Entwicklungen wie der von Swatch gemeldete Anstieg der operativen Marge auf über 15 Prozent im Juni verhinderten einen noch deutlicheren Rückgang, sagten Börsianer. (awp/mc/ps)