Swatch setzt auf die zweite Jahreshälfte
Swatch-CEO Nick Hayek. (Foto: Omega)
Neuenburg – Swatch hat wie angekündigt ein äusserst schwaches erstes Halbjahr hinter sich. Die Gruppe verkaufte weniger Schmuck und Uhren, der Gewinn brach um mehr als die Hälfte ein. Nun setzt das Unternehmen auf das zweite Semester. Man spüre bereits eine stärkere Nachfrage, schreibt Swatch.
Auf die anziehende Nachfrage könne man schnell reagieren, schreibt Swatch in einer Mitteilung vom Donnerstag. Dies, weil man die Mitarbeiter trotz weniger Umsatz weiterbeschäftigt habe. Das Unternehmen hat lediglich einzelne reguläre Abgänge nicht ersetzt. Kündigungen gab es keine, obwohl die Produktion nicht ausgelastet war.
Stellenabbau kein Thema
Die Arbeitsstellen seien bewusst beibehalten worden, schreibt Swatch. Das entspreche der Strategie und Philosophie des Konzerns. Man betrachte die Mitarbeiter nicht als blossen Kostenfaktor. Swatch will so das Know-how an Bord halten. Bereits im Mai, an der Generalversammlung, hatte Verwaltungsratspräsidentin Nayla Hayek gesagt, dass ein Stellenabbau auch in Krisenzeiten kein Thema sei. Dies war ein Seitenhieb gegen die Genfer Konkurrentin Richemont, die bis Ende April in der Schweiz rund 500 Stellen abbaute.
Erinnerung an Patrons
Die Achtung der Mitarbeiter ist den Hayeks mit dieser Haltung sicher. Bei den Aktionären könnte das Verhalten weniger gut ankommen. Ein Analyst der Neuen Helvetischen Bank befand, es erinnere an private Unternehmen, wo der Patron nicht auf Kosten der Mitarbeiter sparen möchte, solange noch einigermassen vorzeigbare Gewinne erwirtschaftet würde. «Die Publikumsaktionäre dürften hier eine etwas andere Optik haben», hiess es in dem Kommentar vom vergangenen Freitag. Damals hatte Swatch vor dem bevorstehenden Gewinneinbruch gewarnt. Die Anleger reagierten schockiert. Der Kurs der Swatch-Aktie brach ein.
Nach der Veröffentlichung der definitiven Halbjahreszahlen am Donnerstag machte sich dann Erleichterung breit. Denn die tatsächlichen Umsatz- und Gewinnzahlen fielen zwar im Bereich des Angekündigten aus, jedoch eher an der oberen Grenze.
Konzerngewinn 52% unter dem Vorjahr
So hatte Swatch vor einem 50- bis 60-prozentigen Rückgang bei Betriebs- und Konzerngewinn gewarnt. Schliesslich sank der Konzerngewinn um 52% auf noch 263 Mio CHF, der Betriebsgewinn lag mit 353 Mio CHF 54% unter jenem vom letzten Jahr. Beim Umsatz hatte Swatch ein Minus von 12% in Aussicht gestellt. Letztlich belief es sich auf rund 11%, der Umsatz betrug damit noch 3,7 Mrd CHF. Dies sei «im gegebenen Umfeld ein ansehnliches Resultat», schreibt Swatch.
Positiv sei, dass Festlandchina wieder wächst, kommentiert die ZKB am Donnerstag. Dies könne kann jedoch nicht das wichtige Geschäft mit den chinesischen Touristen in Europa und Hongkong kompensieren.
Fernbleiben der Touristen
Dass das Unternehmen weniger Uhren und Schmuck verkauft hat, liegt unter anderem am Fernbleiben ausländischer Gäste. Denn Swatch verkauft in der Schweiz und Europa einen Grossteil seiner Waren an Touristen. Insbesondere die Chinesen und Russen reisten weniger nach Europa, erstere wegen der schlechten biometrischen Visaerteilung in China, letztere wegen der Sanktionen gegen Russland. Dazu kamen die Attentate in Frankreich und Belgien, die weitere Touristen fernhielten.
In Frankreich und Belgien dürfte die Situation schwierig bleiben, prognostiziert der Konzern. In anderen Teilen Europas, in Südostasien sowie in China rechnet das Unternehmen jedoch mit einer anziehenden Nachfrage im zweiten Halbjahr. In den ersten drei Juliwochen habe Swatch in China bereits «ein sehr gutes Wachstum» erzielt.
Partner der Olympischen Spiele
Hoffnungen setzt Swatch zudem auf die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro, die am 5. August beginnen. Die zur Swatch Group gehörende Luxusuhrenmarke Omega ist offizieller Zeitmesser der Spiele. Dies werde Omega weltweit Auftrieb verleihen, schreibt Swatch.
Allerdings gab es im Vorfeld der Spiele auch Probleme: Die Vorbereitungen hätten sich als äusserst schwierig und aufwendig erwiesen, schreibt Swatch. Um Zeitmessung, Resultatangaben und Datenverarbeitung perfekt zu garantieren, seien viel mehr Ressourcen notwendig gewesen als bei früheren Olympischen Spielen. Dadurch sei ein Mehraufwand in zweistelliger Millionenhöhe entstanden. Diesen habe man im ersten Halbjahr geleistet und verbucht. (awp/mc/upd/pg)