Die neue Smartwatch Swatch Touch Zero One. (Foto: Swatch)
Corgémont – Auch die Swatch Group will in Zukunft in der Welt der Smartwatches Fuss fassen. In den kommenden Monaten soll mit der «Near Field Communication»-Technologie vor allem den Trägern von Swatch-Uhren verschiedenste Applikationen, insbesondere das kontaktlose Bezahlen, zugänglich gemacht werden. Ziel ist es, «nützliche Funktionen in schöne Uhren zu integrieren». Gleichzeitig sieht CEO Nick Hayek die Gruppe trotz «Franken-Schock» auf Wachstumskurs.
«Wir wollen nicht das Mobiltelefon an den Arm bringen, sondern unsere Uhren mit den wichtigsten Funktionen ausrüsten», umriss CEO Nick Hayek am Donnerstag vor den Medien die Smartwatch-Strategie im Vergleich zu jenen der Technologieriesen Apple und Samsung. «Bei unserem Ansatz braucht es lediglich eine Antenne sowie einen Chip und für den Betrieb muss nicht Energie von innerhalb der Uhr angezapft werden», zählte Hayek die Vorteile auf.
Ausserdem könne der Kunde die Uhr individuell mit den gewünschten Funktionen, die er braucht, bequem zu Hause programmieren. Zu den Applikationen zähle beispielsweise eine Bezahlfunktion, für die man bereits mit der Kreditkartenorganisation China Union Pay eine Partnerschaft eingefädelt habe. In der Schweiz habe man das Gleiche mit einer noch nicht genannten Bank getan. Zudem werde eine der grossen Kreditkartengesellschaften kooperieren, so Hayek. Die Uhren sollen künftig etwa auch als Türöffner in Hotels dienen oder für Social Media-Dienste verwendet werden können.
Günstige Integration
Die «NFC»-Technologie könne sowohl bei Swatch-Uhren mit günstigen Preisen von 60 bis 70 CHF, als auch im höhermargigen Segment, etwa bei Omega-Uhren mit antimagnetischen Uhrwerken, angewendet werden. Der Einbau der Technologie sei günstig und koste pro Uhr lediglich rund 2 CHF. Die Lancierung der Technologie werde «in den kommenden Monaten» erfolgen, Hayek.
In einem ersten Schritt wird der Uhrenhersteller im Sommer die «Swatch Touch Zero One» mit Beach Volleyball-Funktionen zum Preis von 135 CHF lancieren. Die bereits Ende Februar präsentierte Uhr hat eine Reihe von Funktionen, die beim Beach-Volleyball Informationen liefert. So misst die Uhr beispielsweise die Intensität des Trainings oder die Schlagkraft bei einem Smash.
Im Winter folgt dann die «Ski-Freeride»-Version («Swatch Touch Zero Two») und später sind etwa noch ein «Kochmodell» oder eine Uhr zu den olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro 2016 auf dem Plan. Ob allerdings neue Modelle einer anderen Produktlinie auf Basis der «NFC»-Technologie entwickelt werden, liess Hayek offen.
Guter Start ins Jahr 2015
Mit dem Start ins Jahr 2015 zeigte sich Hayek äusserst zufrieden, dies trotz «Franken-Schock». «Die Nachfrage nach unseren Produkten ist weltweit gross und wir haben in den ersten beiden Monaten des Jahres sehr gute Umsätze erzielt, sowohl in Lokalwährungen als auch in Franken.». Auch der Gewinn entwickle sich gut und Hayek rechnet, ohne ein konkretes Ziel zu nennen, mit einem «guten» weiteren Geschäftsverlauf. «Glücklicherweise haben sich einige Währungen, darunter insbesondere der US-Dollar oder der chinesische Renminbi, zum Franken deutlich erholt.»
Im vergangenen Jahr hat die Swatch Group mit dem Umsatz erstmals in der Geschichte der Firma die 9-Milliarden-Marke geknackt: Der Bruttoumsatz legte um 4,6% auf 9,22 Mrd CHF zu, in Lokalwährungen belief sich der Anstieg auf 6,1%. Im Jahr davor war die Gruppe in Franken um 8,3% und 2012 um 14% gewachsen.
Bei den Gewinnzahlen zeigte sich dagegen eine stark rückläufige Entwicklung. Auf Stufe EBIT wurden 1,75 Mrd CHF erwirtschaftet, entsprechend einem Minus von 24% im Vergleich zum Vorjahr. Allerdings profitierte Swatch im Jahr 2013 von einer Schadenersatzzahlung des ehemaligen Kooperationspartners Tiffany’s. Der Entscheid des niederländischen Schiedsgerichts wurde nun von einem anderen Gericht wegen Formfehler aufgehoben und Swatch ist in dagegen Berufung gegangen.
Der Reingewinn sank 2014 um fast 27% auf 1,42 Mrd CHF. Dennoch soll den Aktionären eine unveränderte Dividende von 7,50 CHF je Inhaber- und von 1,50 CHF je Namenaktie ausbezahlt werden.
An der Börse klettern die Swatch-Inhaber am führen Nachmittag mit den guten Aussichten und den Smartwatch-Plänen um 2,2% auf 430,10 CHF in die Höhe (SMI: +0,1%). (awp/mc/upd/ps)