Biel – Das Geschäft des Uhrenkonzerns Swatch hat sich 2018 nach gutem Beginn in der zweiten Jahreshälfte überraschend stark abgeschwächt. Konzernchef Nick Hayek blickt dennoch gewohnt optimistisch in die Zukunft. Für Zuversicht sorgt die gute Nachfrage in China.
«China ist für uns eine grosse Chance», sagte Hayek an der Bilanzmedienkonferenz vom Donnerstag am neu gebauten Hauptsitz in Biel. Insbesondere die Verkäufe der teureren Uhren von Marken wie Longines oder Omega erfreuen sich ihm zufolge einer nach wie vor «sehr guten» Nachfrage. Zulegen könne man aber auch in anderen Märkten, wie etwa den USA, Grossbritannien oder in der Schweiz.
Mit chinesischen Kunden erzielt Swatch geschätzt rund die Hälfte des Gruppenumsatzes, der im letzten Jahr trotz Baisse im Weihnachtsgeschäft um gut 6 Prozent auf 8,48 Milliarden Franken gestiegen war. Konsumfreudige Chinesen kaufen Schmuck und Uhren nicht nur im eigenen Land, sondern vor allem auch auf ihren Reisen.
Gelbwesten-Proteste belasten
Das Geschäft mit Touristen geriet zuletzt jedoch in Frankreich ins Stocken. Der Grund sind die Gelbwesten-Proteste, die sich gegen die Politik von Präsident Emmanuel Macron richten und vor allem in Paris zu Strassenblockaden und Ausschreitungen mit der Polizei führten.
Auf Verlangen der französischen Sicherheitskräfte habe man seit Mitte November die Geschäfte etwa an der berühmten Avenue des Champs-Elysées während mehrerer Samstage schliessen und gar verbarrikadieren müssen, sagte Hayek. «Die Proteste dauern weiter, und unsere Umsätze in Frankreich gehen noch immer zurück.»
Probleme in der Produktion
Zu schaffen machen Swatch nebst den Unruhen in Frankreich und der nachlassenden Nachfrage nach günstigeren Uhren auch Kapazitätsengpässe in der Produktion bestimmter Komponenten. Dies führte im letzten Jahr besonders bei Longines und Omega zu Lieferrückständen und der Gruppe ging dadurch ein Umsatzvolumen von rund 300 Millionen Franken verloren.
Als vollständig vertikal organisiertes Unternehmen, das alle Uhrenkomponenten in verschiedenen Gesellschaften selbst herstellt, gehe Swatch das Risiko von Lieferengpässen ein, erklärte Hayek. Man habe aber die nötigen Massnahmen ergriffen, und die Situation in der Produktion werde sich im Verlauf des ersten Halbjahres deutlich verbessern, versprach er.
Die Produktionsprobleme drückten auch aufs Ergebnis. Dennoch kletterte der operative Gewinn im letzten Jahr um gut 15 Prozent auf 1,15 Milliarden Franken und der Reingewinn um knapp 15 Prozent auf 867 Millionen. Die Aktionäre sollen je Inhaberaktie eine Dividende von 8,00 Franken (+50 Rappen) und je Namenaktie von 1,60 Franken (+10 Rappen) erhalten.
«Erfolgreicher» Start mit «Swatch Pay»
Um in Zukunft bei der jungen Käuferschaft zu punkten, hat Swatch im Januar in der Schweiz die «Swatch Pay» lanciert. Das ist eine Uhr mit Bezahlfunktion, wobei die eigene Kreditkarte hinterlegt wird und mit einem NFC-Chip (Near Field Communication) am Kreditkartenterminal rasch bezahlt werden kann.
Der Verkauf der «Swatch Pay»-Uhr, die in China bereits seit gut anderthalb Jahren erhältlich ist, sei hierzulande sehr gut angelaufen, erklärte Hayek ohne konkrete Zahlen zu nennen. Dabei habe man bei den Banken, welche die Zahlvorgänge verantworten, einiges an Überzeugungsarbeit leisten müssen. Bis auf Postfinance habe man sich mit den meisten Banken einigen können.
Schwieriger gestalte sich die geplante Einführung in anderen europäischen Märkten wie Deutschland, Italien oder Grossbritannien, fuhr Hayek fort. Dort gebe es vonseiten der Banken grösseren Widerstand. (awp/mc/ps)