Swatch blickt zuversichtlich in die Zukunft – Starke Nachfrage aus China
Biel – Die Swatch Group blickt nach einem schwachen Jahr 2016 wieder zuversichtlich in die Zukunft. Wie die gesamte Branche, erfreuen sich auch die Marken des grössten Herstellers von Schweizer Uhren einer steigenden Nachfrage aus China. Das Festhalten an einer langfristig ausgelegten Strategie scheint sich zu bewähren.
«Die Nachfrage nach unseren Produkten hat sich in den ersten zweieinhalb Monaten des neuen Jahres erfreulich entwickelt – insbesondere in Asien», erklärte Swatch-CEO Nick Hayek am Donnerstag vor den Medien. «Im Gesamtjahr zielen wir nun auf ein Wachstum in Lokalwährungen von 7, 8, 9 oder gar 10% ab.» Dies dürfte auch mit Blick auf die ziemlich tiefe Vergleichsbasis aus dem Vorjahr möglich sein, wie Hayek im Video-Interview mit AWP einräumte.
Wachsender Konsum in China
Besonders gut läuft das Geschäft in Festlandchina. «Wir haben in China einen Marktanteil von über 60% und wurden dafür auch schon kritisiert», so der Swatch-CEO. Nun könne man von der starken Marktposition profitieren, sowohl die Mittel-, als auch die Oberklasse konsumiere mehr. Und bereits hätten Marken wie Omega, Longines oder Blancpain Mühe, Produkte zu liefern, sagte Hayek im AWP-Video.
Den wiedererwachten Konsumhunger aus China bekommen auch andere Märkte zu spüren. «Die chinesischen Kunden reisen wieder vermehrt nach Hongkong, nach Südostasien oder Grossbritannien.» Zudem habe sich die Marktlage auch in einigen europäischen Staaten deutlich verbessert, während auch der Mittlere Osten und der US-Markt wachsen würden.
Gut verkaufen lassen sich unter anderem auch teure Uhren. «Der Jahresstart ist bei meinen Marken um einiges besser geglückt als 2016», sagte Marc Hayek, Chef der Luxusmarken Blancpain, Bréguet oder Harry Winston. Der Sohn von VR-Präsidentin Nayla Hayek hofft auf Wachstum im zweistelligen Bereich, was die vor vier Jahren übernommene Harry Winston im Uhrensegment bereits 2016 erreicht habe. «Die für die ersten fünf Jahre in Aussicht gestellte Umsatzmilliarde haben wir mit Harry Winston aber noch nicht erreicht», ergänzte sein Onkel Nick.
Strategie treu geblieben
Trotz rückläufigen Umsätzen und schmelzenden Margen bleibe man bei der Swatch den strategischen Schwerpunkten treu, wurde Nayla Hayek im ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht zitiert. Dazu zähle, in schwierigen Phasen die Arbeitsplätze zu bewahren oder auf Partner und Retailer keinen Druck auszuüben. Zudem lege man für die künftige Entwicklung grosses Vertrauen ins «Savoir faire» und ins «Swiss Made».
Die Swatch Group will 2017 weiter in die markeneigenen Retail-Netzwerke investieren. 100 bis 120 neue Shops dürften neu eröffnet werden. Der Verkauf der Uhren über das eigene Filialnetz verspreche mehr Wachstum und höhere Margen als der Verkauf über Uhrenhändler. Auch sei man, je nach Preissegment, schon seit Jahren im Onlinehandel aktiv – etwa mit den Marken Swatch oder Tissot. Bei den Luxusmarken hingegen mache e-Commerce aufgrund der beschränkten Produktions- und Verkaufszahlen wenig Sinn.
In Sachen Lieferzwang von ETA-Uhrwerken an Konkurrenten, der 2020 wegfällt, bestätigte Hayek im Video-Interview früher gemachte Aussagen: «Wir sind bereit, im Interesse der Schweizer Uhrenindustrie weiter an langjährige Kunden zu liefern. Aber wir wollen selber entscheiden können und nicht dazu gezwungen werden.»
Umsatz und Profitabilität unter Druck
Die Kennzahlen fürs Jahr 2016 sind seit Februar bekannt: So ist der Nettoumsatz um 11% auf 7,55 Mrd CHF zurückgefallen. Der Betriebsgewinn brach um 45% auf 805 Mio CHF ein bei einer Marge von nur noch 10,7% (VJ 13,2%). Unter dem Strich ging der Reingewinn um knapp die Hälfte auf 593 Mio CHF zurück. Die Dividende senkt der Konzern um 10% auf 6,75 CHF je Inhaber- sowie auf 1,35 CHF je Namenaktie.
An der Börse gehörten die Swatch-Aktien nach den zuversichtlichen Worten Hayeks mit einem Plus von 1,1% zu den grössten Gewinnern im SMI, der um 0,25% nachgab. (awp/mc/upd/ps)