Zürich – Die Corona-Pandemie hat im ersten Quartal 2020 tiefe Bremsspuren im Ergebnis der Fluggesellschaft Swiss hinterlassen. Die Airline muss einen operativen Verlust von 84,1 Millionen Franken nach einem Gewinn von 48,3 Millionen im Vorjahr hinnehmen. Für das Gesamtjahr macht Swiss keine Prognosen.
Konkret brach der Umsatz im Berichtszeitraum um 20 Prozent auf 923 Millionen Franken ein, wie die Swiss am Mittwoch mitteilte. Transportiert wurden mit 2,99 Millionen Personen 21,4 Prozent weniger Passagiere als im Vergleichszeitraum 2019. Die Auslastung der Flüge (SLF) ging um 5,3 Prozentpunkte zurück und lag bei durchschnittlich 73,3 Prozent.
Wegen der praktisch gänzlichen Stilllegung der Flotte im März ging die Zahl der durchgeführten Flüge um rund einen Fünftel zurück. Entsprechend waren auch die angebotenen Sitzkilometer rückläufig.
Lohnverhandlungen mit Gewerkschaften abgeschlossen
Aufgrund der ausbleibenden Ticketerträge hat Swiss verschiedene Kostensenkungsmassnahmen eingeleitet: Zum einen wurden geplante Investitionen gestoppt und zum anderem wurde über das gesamte Unternehmen hinweg Kurzarbeit eingeführt und ein Einstellungsstopp verhängt. Die Swiss hatte bereits Anfang Mai angekündigt, dass sie ihre Kosten angesichts der Coronakrise um ungefähr 20 Prozent senken wolle.
Ab Juli will die Gesellschaft ausserdem den Lohn ihrer Angestellten in Kurzarbeit nicht mehr wie bis anhin auf das gewohnte Lohnniveau ausgleichen, wie ebenfalls bereits bekannt war. Die diesbezüglich geführten Gespräche mit den Sozialpartner Kapers (Kabine) und Aeropers (Cockpit) wurden abgeschlossen, wie die Pressestelle auf Anfrage von AWP schrieb. Weitere Angaben dazu wolle man zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen.
Des Weiteren wird die Swiss ihre Flottengrösse verkleinern. Dies geschieht einerseits durch die verzögerte Entgegennahme von bestellten Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen und andererseits wird die vorgezogene Ausmusterung älterer Flugzeuge geprüft. Zudem hat die Airline Staatshilfe beantragt, um den dennoch drohenden Liquiditätsengpass zu überbrücken. Swiss werde «alle Anstrengungen unternehmen, um die Kredite zuzüglich Zinsen so schnell wie möglich zurückzuzahlen», wird Finanzchef Markus Binkert in der Mitteilung zitiert.
Sukzessiver Ausbau des Angebots
Um die finanzielle Situation zu verbessern will die Airline ihren stark reduzierten Flugplan wieder hochfahren. Im Zuge der Lockerung von Reisebeschränkungen in Europa soll das Angebot ab Zürich und Genf ab Juni sukzessive erhöht werden, ergänzte CEO Thomas Klühr. Dabei sollen im Juni 15 bis 20 Prozent des ursprünglichen Programms angeboten werden – in der Krise hielt die Lufthansa-Tochter lediglich 3 Prozent des normalen Flugangebots aufrecht.
Über die Sommermonate ist ein weiterer Ausbau des Angebots geplant. Insgesamt werde der schrittweise Aufbau aber «zwei bis drei Jahre dauern», dämpfte Klühr die Erwartungen.
Vorsichtig fällt auch der finanzielle Ausblick aus. Eine Ergebnisprognose lasse sich aufgrund der nach wie vor sehr unberechenbaren weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie nicht abgeben, hiess es in der Mitteilung. «Den Umsatz des Jahres 2019 dürften wir wohl erst wieder im Jahr 2023 erreichen», sagte Swiss-Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour vor kurzem gegenüber der Presse. Der Reiseverkehr hinke der wirtschaftlichen Erholung hinterher. Er gehe als erster zurück und komme als letzter wieder hoch, so Goudarzi Pour weiter.
Lufthansa mit Millardenverlust
Auch die Muttergesellschaft der Swiss, die Lufthansa, schrieb im ersten Quartal wegen der Corona-Krise tiefrote Zahlen. Unter dem Strich resultierte ein Verlust von 2,1 Milliarden Euro nach einem saisontypischen Minus von 342 Millionen ein Jahr zuvor. Der Konzernumsatz verminderte sich um 18 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro.
Lufthansa: Hilfskredite aus Nachbarländern werden auf Rettungspaket angerechnet
Bei der Vorlage der Quartalszahlen in Frankfurt erklärte Lufthana-Chef Carsten Spohr, der Konzern müsse sich staatliche Hilfsgelder für Töchter im Ausland voraussichtlich auf das Rettungspaket der deutschen Bundesregierung anrechnen lassen. Wenn der Konzern aus der Schweiz, Österreich und Belgien zusammen staatlich garantierte Kredite von zwei Milliarden Euro erhalte, würden diese von den geplanten neun Milliarden Euro aus Deutschland abgezogen, sagte Spohr. Die Summe gehe dann von dem Kredit der deutschen Staatsbank KfW ab, der sich auf drei Milliarden Euro belaufen soll.
Die Bundesregierung könne zwar auf diese Anrechnung verzichten, sagte Spohr. Allerdings benötige der Konzern keine elf Milliarden Euro. «Wir müssen nur das Geld ziehen, was wir wirklich brauchen.» Die Schweiz, wo die Lufthansa mit ihren Töchtern Swiss und Edelweiss vertreten ist, hat bereits einen Hilfskredit zugesagt. Mit den Regierungen in Wien und Brüssel ist der Konzern wegen seiner Töchter Austrian und Brussels im Gespräch.
Spohr zufolge könnte die Lufthansa auch mit weniger als neun Milliarden Euro Hilfe überleben. Ziel des Rettungspakets sei aber, dass der Konzern stark und wettbewerbsfähig aus der Krise hervorgehe. (awp/mc/pg)