Swiss will 2022 aus der Verlustzone herauskommen

A320neo der Swiss. (Foto: Airbus)

Kloten – Die Fluggesellschaft Swiss ist im vergangenen Jahr erneut tief in der Verlustzone gelandet. Nun strebt das Unternehmen wieder ein profitables Jahr an, auch dank umfangreicher Restrukturierungen. Doch mit dem Ukraine-Krieg kommt bereits ein neuer Unsicherheitsfaktor auf die Airline zu.

Nachdem die Swiss 2020 noch in jedem Quartal tief in den roten Zahlen gelegen hatte, gelang es der Airline im dritten Quartal 2021, wieder einen kleinen Gewinn zu verbuchen. Im Schlussquartal konnte sie zwar nicht mehr daran anschliessen und erlitt im Gesamtjahr einen operativen Verlust von knapp 428 Millionen Franken. Doch das ist immerhin ein Drittel weniger Verlust als im Vorjahr.

So zeigte sich Finanzchef Markus Binkert für 2022 denn auch positiv: «Wir haben im zweiten Halbjahr 2021 bereits grosse Fortschritte gemacht. Das zeigt, dass unsere Restrukturierungsmassnahmen greifen», sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.

Dank des im letzten Jahr lancierten Restrukturierungsplans mit dem Titel «Reach» spart die Swiss jährlich 500 Millionen Franken an Kosten ein. Zum Programm gehört etwa die Verkleinerung der Flotte um 15 Prozent, aber auch der Personalabbau.

100 bis 150 Impfverweigerer entlassen
Bislang hat die Airline 1700 Vollzeitstellen abgebaut. Davon zwei Drittel durch natürliche Fluktuation und Frühpensionierungen, ein Drittel durch Entlassungen.

Inzwischen muss die Airline aber sogar wieder neue Leute einstellen. Das Angebot der Frühpensionierungen sei besser angenommen worden als vermutet, sagte Firmenchef Dieter Vranckx am Hauptsitz der Swiss in Kloten. Und später kamen noch die zusätzlichen Entlassungen von etwa 100 bis 150 Impfverweigerern hinzu, die man anfangs nicht eingerechnet hatte.

Im Rahmen der Restrukturierung überprüfte die Swiss aber auch ihr Netzwerk und leitete zahlreiche weitere Massnahmen ein, etwa zur Digitalisierung oder zur Effizienzsteigerung mittels künstlicher Intelligenz.

Zusätzlich zum Sparprogramm sorgte auch das weiterhin sehr starke Frachtgeschäft für das geringere Defizit im Gesamtjahr. «Wenn es so weiter geht, sollten wir im Laufe des Jahres 2022 Verluste vermeiden können», sagte Finanzchef Binkert.

Ukraine-Krieg als Unsicherheitsfaktor
Doch ob es so weitergeht, bleibt aufgrund der jüngsten Ereignisse fraglich. Denn kaum ist ein Ende der Coronakrise in Sicht, ist in der Ukraine Krieg ausgebrochen. Das war denn auch eines der vorherrschenden Themen an der Medienkonferenz der Fluggesellschaft. «Ich wäre gerne mit Worten der Zuversicht in diese Präsentation gestartet», sagte Vranckx. «Doch die aktuelle Situation beunruhigt und schockiert uns sehr.»

Die Swiss beschäftigt in der Ukraine und in Russland eigene Mitarbeitende. Das Unternehmen sei mit ihnen in ständigem Kontakt, betonte Vranckx. «Und wir unterstützen sie, wo immer wir können», sagte er. Hilfsgüter habe die Airline bisher noch keine in das Kriegsgebiet geflogen, sagte Vranckx. Man sei derzeit aber daran, Hilfsaktionen innerhalb der Lufthansa-Gruppe abzustimmen.

Doch der Krieg trifft die Airline auch wirtschaftlich. Am Montag beschloss die Swiss, die Ukraine und Russland nicht mehr anzufliegen. Das heisst, dass etwa 4500 Passagiere wöchentlich wegfallen. So viele Fluggäste hatte die Swiss vor dem Krieg jede Woche von und nach Russland oder in die Ukraine transportiert.

Höhere Ticketpreise
Dass der russische Präsident Wladimir Putin als Reaktion auf die Sanktionen der EU und der Schweiz den Luftraum für deren Flugzeuge gesperrt hat, führt zudem zu massiv längeren Langstreckenflügen nach Asien. Dafür muss die Swiss, genauso wie die Airlines der Konzernmutter Lufthansa, nun die südliche Route nehmen, die länger dauert und mehr Treibstoff verbraucht.

Zu berechnen, was das für Zusatzkosten mit sich bringe, sei allerdings schwierig. Man müsse Faktoren wie neue Überflugsrechte, zusätzliche Treibstoffe, tiefere Frachtkapazität wegen höherer Treibstoffvorräte an Bord und weitere Faktoren beachten, sagte er. Die Swiss-Teams seien derzeit mit Hochdruck daran, gute Lösungen zu finden.

Der Kriegsausbruch hat auch den ohnehin schon hohen Treibstoffkosten noch weiteren Auftrieb gegeben. Darum muss die Swiss künftig ihre Tickets teurer verkaufen. «Wir müssen das tun, um unsere finanziellen Ziele zu erreichen», sagte Binkert. (awp/mc/ps)

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