Swisscom-CEO Carsten Schloter.
Bern – Die Swisscom hat im Geschäftsjahr 2010 einen knapp stabilen Umsatz erzielt, aber weniger Gewinn gemacht. Dabei entwickelte sich die einst dynamische Tochter Fastweb zum Klotz am Bein – ohne die italienische Gesellschaft wäre der Umsatz gestiegen. Ausserdem lastet eine Rückstellung für Fastweb auf der Erfolgsrechnung. Für 2011 erwartet der Telekomkonzern einen rückläufigen Umsatz, auch weil es in Italien ein «Übergangsjahr» ist.
Der Umsatz des Blauen Riesen blieb 2010 mit 11’988 Mio CHF in etwa auf Vorjahreshöhe. Auf Basis konstanter Währungen erhöhte sich der Umsatz um 2,1%. Der EBITDA sank um 1,9% auf 4’597 Mio CHF und der Reingewinn ging um 7,1% auf 1’786 Mio CHF zurück, wie der Telekomkonzern am Donnerstag mitteilte. Damit wurden die Erwartungen der Analysten nicht ganz getroffen.
102 Mio Franken Rückstellungen für Fastweb
Auf den Gewinnzahlen lastet allerdings ein Sondereffekt. Im ersten Quartal 2010 gab es eine Rückstellung für das Mehrwertsteuerverfahren bei der italienischen Tochtergesellschaft Fastweb in Höhe von 102 Mio CHF. Ausserdem wirkten sich Währungseffekte bei der Umrechnung von Euro in Franken negativ aus.
Fastweb mit fast 50% mehr Reinverlust
Fastweb steigerte den Umsatz in lokaler Währung um 1,5% auf 1,88 Mrd EUR. Unter dem Strich weist der zweitgrösste italienische Anbieter von Breitbanddiensten aber mit -72,4 Mio EUR einen fast doppelt so hohen Reinverlust aus wie im Vorjahr. In den Büchern der Swisscom reduzierte sich die Werthaltigkeit der Tochter gegenüber dem Vorjahr um mehr als 400 Mio CHF auf 2’210 Mio CHF.
Wachstum gleicht Preiserosion aus
Der Umsatz ohne Fastweb entwickelte sich positiver – er stieg um 2,3% auf 9,4 Mrd CHF. Dies liegt laut Swisscom vor allem an der konjunkturellen Erholung, Firmenkäufen von Swisscom IT Services sowie dem Wachstum im Mobilfunk und bei Bündelangeboten. Das Wachstum bei Kunden und Volumen konnte die Preiserosion im Kerngeschäft mehr als ausgleichen.
Mobilfunkkunden um 4% zugenommen
Die Zahl der Mobilfunkkunden in der Schweiz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 4% auf 5,8 Mio. Swisscom verkaufte 1,38 Mio Handys, davon waren rund die Hälfte Smartphones. Der Umsatz mit mobiler Datenübertragung bei den eigenen Kunden stieg um 33% auf 435 Mio CHF, während die Preise im Mobilfunk im Vergleich zum Vorjahr um rund 13% zurückgingen.
81,5% mehr Swisscom TV-Abonnenten
Der Bestand an Swisscom TV-Abonnenten stieg innert Jahresfrist um 81,5% und lag Ende 2010 bei 421’000. Im vierten Quartal kamen 63’000 Kunden dazu. Für Bündelangebote aus Telefonie, Internet und TV entschieden sich bis Ende Jahr 327’000 Kunden. Der Bestand entbündelter Festnetzanschlüsse stieg innert Jahresfrist um 102’000 auf 255’000.
Dividende von 21 CHF je Aktie
Die Investitionen der Swisscom gingen vor allem wegen Währungseffekten um 4,2% auf 1,9 Mrd CHF zurück. Der für die Ausschüttung relevante Operating Free Cash Flow sank um 6,4% auf 2’512 Mio CHF. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 21 CHF je Aktie erhalten, nach 20 CHF im Vorjahr. Ein Teil davon – insgesamt 466 Mio CHF – kommt aus den Reserven aus Kapitaleinlagen. Dieser Teil der Ausschüttung unterliegt in der Schweiz weder der Verrechnungs- noch der Einkommenssteuer.
Loosli tritt VRP-Posten am 1. September an
Coop-Chef Hansueli Loosli übernimmt das Präsidium des Swisscom-Verwaltungsrats per 1. September 2011, wie die Swisscom weiter bekannt gab. Der heutige Präsident des Verwaltungsrats, Anton Scherrer, stellt sich an der Generalversammlung zur Wahl noch als Präsident bis 31. August 2011 zur Verfügung. Ausserdem soll der scheidende Holcim-Finanzchef Theophil Schlatter Verwaltungsrat werden.
Nettoumsatz von mindestens 11,8 Mrd Franken erwartet
Für das laufende Geschäftsjahr 2011 erwartet der Telekomkonzern einen Nettoumsatz von mindestens 11,8 Mrd CHF, einen EBITDA von über 4,6 Mrd CHF sowie Investitionen von unter 2,0 Mrd CHF. Fastweb soll nach einem Übergangsjahr 2011 – ohne Umsatzwachstum, aber mit leicht höherem EBITDA – in den Folgejahren aufgrund von Vermarktungsinitiativen und Effizienzsteigerungen ein starkes Umsatz- und Cash-Flow-Wachstum erzielen.
Resultate der Mobilfunkfrequenzen-Auktion schwer abzuschätzen
Beim Ausblick zu den Investitionen sind keine Ausgaben für die im Jahr 2011 geplante Auktion der Mobilfunkfrequenzen enthalten, da laut Swisscom derzeit keine verlässliche Schätzung des Ergebnisses und der Preise möglich ist. Aus dem gleichen Grund verzichtet der Telekomkonzern auf eine Prognose zur Höhe des Operating Free Cash Flows. Auch verweist das Unternehmen auf die unsichere Währungsentwicklung. Bei Erreichen der finanziellen Ziele will die Swisscom für das Geschäftsjahr 2011 eine Dividende von mindestens 21 CHF pro Aktie vorschlagen. (awp/mc/ss)