Bern – Die Swisscom hat im vergangenen Jahr stabile Kennzahlen erwirtschaftet. Innerhalb des Telekomkonzerns hielten die beiden gegenläufigen Trends jedoch an: Das Schweizer Kerngeschäft schrumpfte, während das Italiengeschäft wuchs. In der Schweiz wird der Sparkurs nun verschärft.
Die Swisscom-Zahlen 2017 sind auf den ersten Blick unspektakulär. CEO Urs Schaeppi sprach denn auch von einem «soliden und stabilen Ergebnis». Beim Umsatz wuchs das Unternehmen um marginale 0,2% auf 11,66 Mrd CHF, und der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA verharrte bei 4,30 Mrd CHF.
Unter dem Strich ging der Reingewinn zwar um 2,2% auf 1,57 Mrd CHF zurück. Der Hauptgrund dafür war aber, dass die Vorjahreszahl durch einen Veräusserungsgewinn aufgebessert worden war, wie Finanzchef Mario Rossi sagte. Die Dividende wird in der Folge bei 22 CHF pro Titel belassen.
Trends setzen sich fort
Auf den zweiten Blick zeigen sich aber sehr wohl grössere Veränderungen. So setzten sich die Trends bei der Swisscom fort. In der Schweiz ist die Branchenführerin wegen des härteren Wettbewerbs unter Druck, in Italien kann sie hingegen mit ihrer Tochtergesellschaft Fastweb stark zulegen.
Marktanteile gehalten
Konkret bildete sich der Umsatz im Schweizer Kerngeschäft um 2,1% zurück. Vor allem im Privatkundensegment zeigte sich der härtere Wettbewerb. Roamingeffekte hätten sich mit 50 Mio CHF negativ ausgewirkt, ausserdem seien bei Bündelprodukten Rabatte von 40 Mio CHF gewährt worden, sagte CFO Rossi. Dazu kommt, dass immer mehr Leute wegen der pauschalen Mobilfunktarife auf einen Festnetzanschluss verzichten, was den Umsatz zusätzlich um 80 Mio CHF geschmälert habe. CEO Schaeppi vermutet jedoch, dass die Swisscom ihre hohen Marktanteile verteidigte. Dafür spreche nicht zuletzt eine «gute Marktperformance im vierten Quartal».
Deutlich besser als in der Schweiz lief das Geschäft in Italien, wo der Umsatz in der Berichtswährung Euro um 8,3% zunahm. Im Breitbandgeschäft nahm die Zahl der Kunden um 4,1% zu, im Mobilfunksegment von tiefem Niveau aus gar um 58%.
Höheres Sparziel – 700 Stellen sollen abgebaut werden
Beim EBITDA ging die Schere zwischen der Schweiz und Italien noch stärker auseinander. In der Schweiz nahm er um 2,4% ab, in Italien um 15% zu. Positiv wirkten sich in der Schweiz immerhin Kosteneinsparungen aus. Unter anderem sank der Personalbestand in der Schweiz im Vorjahresvergleich um 3,7% oder 684 Stellen.
Nun will das Management noch etwas stärker an der Kostenschraube drehen. «Wir müssen fitter werden», sagte Schaeppi. Neu sollen im Zeitraum 2018 bis 2020 jährlich 100 Mio CHF eingespart werden, bislang lautete das Ziel 60 Mio pro Jahr. Eine konkrete Sparmassnahme im laufenden Jahr ist der Abbau von rund 700 Stellen.
2018 wie 2017
Der Ausblick auf das Geschäftsjahr 2018 für den Gesamtkonzern ist dann wieder unspektakulär. So werden ein Umsatz von rund 11,6 Mrd CHF, ein EBITDA von rund 4,2 Mrd CHF und Investitionen von weniger als 2,4 Mrd CHF in Aussicht gestellt – und damit Zahlen auf Vorjahreshöhe. Ausserdem wird eine erneut unveränderte Dividende von 22 CHF versprochen, sollten die Ziele erreicht werden.
Urs Schaeppi betonte jedoch, dass wegen des schrumpfenden Geschäfts in der Schweiz neue Wachstumsquellen erschlossen werden sollen. Mit der immer stärkeren Wandlung von einem Telekom- zu einem IT-Anbieter seien dafür Grundlagen geschaffen worden. Im Geschäftskundensegment seien die Auftragseingänge denn auch ermutigend.
An der Börse gehören die Swisscom-Papiere zu den grössten Gewinnern. Um 15.15 Uhr ziehen sie um 3,5% an, während der SMI 1,0% im Plus steht. Analysten loben das Management insbesondere für die höheren Sparziele. (awp/mc/pg)