Swisscom-CEO Urs Schaeppi. (Foto: Swisscom)
Bern – Die Swisscom hat in den ersten neun Monaten des Jahres 2015 beim Umsatz stagniert und unter dem Strich gut ein Fünftel weniger verdient. Das Management bestätigt die Ziele für das Gesamtjahr und relativiert den härteren Wettbewerb.
Auf dem Schweizer Telekommarkt ist mehr los als auch schon. Jüngst sorgte zum Beispiel der Mobilfunkanbieter Salt mit einer Preisrunde für Aufsehen. Swisscom-CEO Urs Schaeppi sprach am Donnerstag denn auch von einem «intensiveren Wettbewerb» im dritten Quartal.
Die konkreten Verkaufszahlen zeigen jedoch keine dramatischen Veränderungen. So stieg der Umsatz zwischen Januar und September sogar leicht um 0,3% auf 8,65 Mrd CHF an. Im dritten Quartal für sich betrachtet nahmen die Verkäufe zwar um 1,2% ab, bereinigt (in LW, ohne Firmenzu- und -verkäufe) wären sie jedoch auf Vorjahreshöhe zu liegen gekommen.
Stabile Einnahmen pro Kunde
Auch andere Kennzahlen zeigen, dass sich die Folgen des härteren Wettbewerbs in Grenzen halten. So blieb zum Beispiel im Mobilfunkbereich der durchschnittliche Umsatz pro Kunde in den letzten Quartalen stabil – «und zwar auf hohem Niveau», wie CEO Schaeppi betonte. Dies sei trotz der gesenkten Roamingtarife erreicht worden. Den negativen Effekt daraus auf den Jahresumsatz bezifferte er auf über 100 Mio CHF.
Die neusten Zahlen liessen nicht auf eine beschleunigte Wettbewerbsdynamik schliessen, wie sie teilweise befürchtet worden sei, hiess es zum Beispiel in einem Kommentar der ZKB. Auch die UBS-Experten schrieben von einem «limitieren» Effekt.
Auf Wachstumskurs ist das Unternehmen abgesehen davon nach wie vor mit Kombiangeboten, mit denen seit Anfang Jahr ein 17% höherer Umsatz generiert wurde. Ein Renner sind zudem unverändert die TV-Angebote (13% mehr Anschlüsse). Und die Italientochter Fastweb entwickelt sich ebenfalls gut (+4,6% in LW), wobei sich dieses Plus wegen der Wechselkursturbulenzen nicht eins zu eins niederschlägt.
Verbesserte Profitabilität
Weniger gut sieht es weiter unten in der Erfolgsrechnung aus: So brach der operative Gewinn (EBITDA) um 8,1% auf 3,10 Mrd CHF ein. Ein wesentlicher Faktor dafür war die Rückstellung von 186 Mio CHF, die nach der Niederlage vor Bundesverwaltungsgericht im sogenannten ADSL-Streit getätigt wurde. Gemäss dem Urteil von Anfang Oktober hatte sich Swisscom in früheren Zeiten im Geschäft im Geschäft mit schnellem Internet wettbewerbswidrig verhalten.
Auf vergleichbarer Basis – also ohne die Busse, ohne weitere Spezialeffekte sowie ohne Wechselkurseinflüsse – hätte gemäss der Mitteilung ein 2,2% höherer EBITDA resultiert. Somit wurde die Profitabilität gesteigert.
Unter dem Strich weist Swisscom für die ersten drei Quartale einen 22% tieferen Reingewinn von 1,06 Mrd CHF aus. Das Unternehmen begründet dies in erster Linie mit den Sondereffekten.
Ziele bestätigt
Die Ziele für das Gesamtjahr gelten unverändert. Es wird ein Umsatz von «über 11,5 Mrd CHF» und ein EBITDA von «über 4,0 Mrd CHF» angepeilt. Investiert werden sollen «über 2,3 Mrd CHF». Werden diese Ziele erreicht, winkt den Aktionären eine Dividende auf Vorjahreshöhe von 22 CHF.
Geplant sind ausserdem kleinere Reorganisationen. So werden Vertrieb/Service sowie die Produktentwicklung für Privatkunden und KMU sowie das Digitalgeschäft in je einer Einheit zusammengefasst. «Wir rechnen dabei auch mit Arbeitsplatzveränderungen», sagte CEO Schaeppi. Insgesamt erwarte er für 2016 einen leicht tieferen Stellenbestand.
Im Rahmen dieser Veränderungen wird Dirk Wierzbitzki als Leiter des neuen Bereichs «Products&Marketing» Einsitz in der Konzernleitung nehmen, der heutige KMU-Chef Roger Wüthrich-Hasenböhler wird neuer Chef des Segments «Digital Business» und scheidet damit aus der Konzernleitung aus.
Analysten nahmen die neusten Zahlen mehrheitlich positiv auf. Es war von einem «soliden» Resultat die Rede. An der Schweizer Börse schlossen die Swisscom-Papiere am Donnerstag mit +0,1% kaum verändert. (awp/mc/upd/ps)