Swisscom-CEO Urs Schaeppi. (Foto: Swisscom)
Bern – Swisscom hat im ersten Halbjahr etwas mehr Umsatz und etwas weniger Gewinn erzielt als im Vorjahreszeitraum. Die Ziele für das Gesamtjahr erhöht das Management leicht, weil der Euro-Franken-Kurs sich etwas besser entwickelt hat als ursprünglich erwartet. An der Börse sind die Swisscom-Papiere unter Druck.
«Das Umfeld ist schwieriger geworden», sagte Swisscom-CEO Urs Schaeppi am Mittwoch zu den Halbjahreszahlen. So habe die Konkurrenz ihre Marketingaktivitäten erhöht. Sunrise gewinne dabei mit «spezifischen Preissenkungen» einzelne Geschäftskunden. Und auch Salt sei dynamischer geworden. Dazu kommt laut dem Konzernchef die Frankenstärke: So würden Firmenkunden wegen der ungewisseren Geschäftsaussichten zögern, Investitionen in die IT zu tätigen.
Trotz all dem weist die Nummer eins auf dem Schweizer Telekommarkt für das erste Halbjahr einen 1% höheren Umsatz von 5,76 Mrd CHF aus. Zu konstanten Währungen und ohne Firmenzu- und -verkäufe hätte sogar ein Plus von 1,8% resultiert.
Gefragte Kombiangebote
Ein Grund für das leichte Wachstum ist der Erfolg der Bündelangebote, die Festnetztelefonie, Mobilfunk, TV und Internet kombinieren. Der entsprechende Umsatz stieg im ersten Semester um knapp 19% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. «Ich bin überzeugt, dass wir eine gute Entwicklung in dritten und vierten Quartal haben werden», meinte der CEO zu Befürchtungen, die Dynamik könnte nun etwas nachlassen.
Sehr gut läuft es auch im Fernsehbereich, wo sich die Anzahl Anschlüsse um 14% auf 1,24 Mio erhöhte. Und auch im Mobilfunk nahm die Anzahl der Kunden mit einem Pauschalabo (Infinity) nochmals zu. Auf der anderen Seite wirken sich im Mobilfunk die Preissenkungen für das Telefonieren im Ausland (Roaming) aus: CFO Mario Rossi bezifferte die Mindererträge für das erste Halbjahr auf 45 Mio CHF.
Die italienische Tochtergesellschaft Fastweb steuerte zwar weniger zum Umsatz bei als im Vorjahreszeitraum. Der Grund dafür war allerdings der veränderte Euro-Franken-Kurs. In Euro betrachtet machte das Unternehmen Fortschritte und steigerte den Umsatz um 6,9%.
Tieferer Reingewinn
Weiter unten in der Erfolgsrechnung sind die Zahlen weniger gut: So verringerte sich der EBITDA gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 2,2% auf 2,13 Mrd CHF. Als Gründe erwähnte das Management die Wechselkurssituation, aber auch Einmalkosten. Auf vergleichbarer Basis hätte laut den Angaben ein Plus von 1,9% resultiert. Unter dem Strich weist Swisscom einen 2,7% tieferen Reingewinn von 784 Mio CHF aus. «Über alles gesehen haben wir ein sehr gutes erstes Halbjahr hinter uns», bilanzierte CEO Schaeppi.
Die drohende Busse der Wettbewerbskommission (Weko) in Sachen TV-Sportübertragungen hat in der Erfolgsrechnung bislang keine Spuren hinterlassen. Für einen Entscheid, Rückstellungen zu bilden, sei es viel zu früh, sagte Schaeppi. Denn aktuell liege erst ein Entwurf der Weko vor, und Swisscom könne noch Stellung nehmen. «Wir sehen den Sachverhalt komplett anders», bekräftigte der CEO früher gemachte Aussagen. Im Raum steht eine Busse von 143 Mio CHF.
Euro/Franken-Kurs von 1,05 erwartet
Im Ausblick auf das Gesamtjahr bestätigt das Management die Erwartungen für den Geschäftsverlauf. Gleichwohl gelten nun aber wegen der Wechselkursveränderungen leicht höhere Ziele: Der Konzern kalkuliert neu mit einem Euro-Kurs von 1,05 CHF – bisher ging man von Parität aus. Auf dieser neuen Basis rechnet das Management nun mit einen Nettoumsatz von über 11,5 Mrd (bisher über 11,4 Mrd) und einem EBITDA von über 4,2 Mrd (bisher rund 4,2 Mrd).
Unverändert bleiben dagegen die Angaben des Managements zur Dividende: Die Aktionäre sollen 22 CHF pro Papier erhalten, sofern die Ziele erreicht werden.
Für die Analysten fielen die Halbjahreszahlen im Rahmen der Erwartungen aus. Einige hatten sich allerdings etwas ambitioniertere Ziele erhofft. Dies sei ein Grund, weshalb die Swisscom-Papiere an der Börse relativ stark nachgeben. Die Titel schlossen in einem schwachen Gesamtmarkt (SMI -1,4%) um 2,5% tiefer auf 551,50 CHF. (awp/mc/pg)