Swisscom wird von Weko mit 71,8 Mio CHF gebüsst

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(Foto: Fotolia/Andrey Burmakin)

Bern – Die Wettbewerbskommission (Weko) hat gegen die Swisscom eine Busse in der Höhe von 71,8 Mio CHF verhängt. Der Telekomkonzern soll bei der Übertragung von Live-Fussball- und -Eishockeyspielen im Bezahl-TV ein Foul an seinen Konkurrenten begangen haben. Die Swisscom will den Entscheid weiterziehen. Die aktuell laufenden Ausschreibungen werden wie geplant weitergeführt.

Die Swisscom habe sich in «unzulässiger Weise einen Vorteil im Wettbewerb unter den TV-Plattformen verschafft», teilte die Weko am Dienstag mit. Einigen Konkurrenten habe die Swisscom jegliches Angebot für die Ausstrahlung von Live-Sport auf deren Plattform verweigert, anderen nur ein reduziertes Sportangebot gewährt.

Fussball- und Eishockeyfans, die das vollständige Sportangebot der Swisscom-Tochter Teleclub beziehen wollten, müssten daher Swisscom TV wählen. Für die konkurrierenden TV-Plattformen sei dadurch ein Nachteil entstanden, den sie nicht selber wettmachen könnten.

Die Swisscom bietet auf ihrem Swisscom-TV beispielsweise die Übertragung sämtlicher Schweizer Eishockeyspiele an. Die Konkurrenz wie der Kabelnetzanbieter UPC Cablecom schauen dabei in die Röhre. Auf ihren Netzen sind jeweils nur wenige Eishockeyspiele live zu sehen. Deshalb hatten Kabelnetzbetreiber bei der Weko geklagt.

Swisscom sieht kein Fehlverhalten
Die Swisscom wies die Vorwürfe zurück. Dass sie der Konkurrenz gewisse Spiele vorenthalten hat, ist aus ihrer Sicht gerechtfertigt. «Wir haben die Sportrechte im freien Wettbewerb ersteigert und massiv in die Übertragung der Spiele investiert», schreibt Swisscom-Sprecher Armin Schädeli auf Anfrage. «Dies rechtfertigt eine teilweise Exklusivität der Inhalte.»

Die Swisscom-Tochter Cinetrade hatte 2012 unter anderem die Übertragungs- und Vermarktungsrechte für die obersten beiden Ligen der Schweizer Fussballmeisterschaft für mindestens 140 Mio CHF gekauft. Das Nachsehen hatten Kabelnetzbetreiber, die gemeinsam mit der SRG ebenfalls um die Rechte geboten hatten. Die Swisscom will den Weko-Entscheid ans Bundesverwaltungsgericht und falls nötig ans Bundesgericht weiterziehen.

Busse halbiert
Ursprünglich hatte der Swisscom wegen der Sport-Übertragungen eine doppelt so hohe Busse gedroht. Das Weko-Sekretariat hatte 143 Mio CHF beantragt. Die Weko habe insbesondere gewürdigt, dass Swisscom überhaupt erst Wettbewerb in den TV-Plattformmarkt gebracht habe, sagte Direktor Rafael Corazza.

Dass die Swisscom die Sportrechte in einem offenen Verfahren ersteigert hat, spiele hingegen keine Rolle. «Es ist egal, wie ein Konzern zu einer marktbeherrschenden Stellung kommt, er darf sie nicht missbrauchen», so Corazza.

Marktbeherrschend ist die Swisscom mit ihren Tochtergesellschaften Cinetrade und Teleclub nach Ansicht der Weko bei der Live-Übertragung von Schweizer Fussball- und Eishockeyspielen sowie bei den Fussballspielen der deutschen Bundesliga, der italienischen Serie A, der spanischen Primera División und dem spanischen Cup.

Konkurrenz halb zufrieden
UPC Cablecom und der Verband der Kabelnetzbetreiber, Suissedigital, begrüssten den Entscheid im Grundsatz. Sie zeigten sich jedoch enttäuscht darüber, dass die Swisscom nicht zu einer sofortigen Änderung ihrer Praxis verpflichtet wurde.

Corazza begründete dies damit, dass derzeit die Auktionen für die Übertragungsrechte ab 2017/18 laufen – was zu neuen Marktbedingungen führen könnte. «Falls wieder eine marktbeherrschende Stellung entsteht, weiss der betroffene Konzern, wie die Weko die Situation einschätzt», betonte er.

Laufende Ausschreibung läuft weiter
Die Swiss Football League (SFL) und die Swiss Ice Hockey Federation (SIHF) wollen ihre Ende April und Anfang Mai gestarteten Ausschreibungsverfahren für die Übertragungsrechte ab 2017/18 wie geplant durchführen, wie Verbandssprecher sagten.

Bekannt ist, dass die Swisscom erneut für die Rechte bieten will. Zudem hat Suissedigital angekündigt, er bewerbe sich für die Rechte. Angeführt wird dieses Konsortium von UPC Cablecom. Offen ist das Verhalten von Sunrise.

An der Börse hinkten die Swisscom-Papiere mit +0,6% dem Gesamtmarkt (SMI: +1,1%) hinterher. Das Anbieten von exklusiven Fernsehinhalten sei ein wichtiges Differenzierungsmerkmal für Swisscom-TV, schreibt die Bank Vontobel. Bis zu einem endgültigen Gerichtsentscheid würden aber wahrscheinlich noch Jahre vergehen. Die ZKB wertete die Reduktion der ursprünglichen Bussenhöhe um rund die Hälfte als «Zwischenerfolg» für die Swisscom. (awp/mc/upd/ps)

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