Swissgas-Präsident: «Gasversorgung im Winter ist gefährdet»
Zürich – Nach Ansicht von Swissgas-Präsident André Dosé braucht es im kommenden Winter nur ganz wenig, dass die Gasversorgung knapp wird. Die Schweiz sei sich nicht bewusst, wie gefährlich die Situation sei, sagte Dosé in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung».
Die Krise bei Gas und Strom sei grösstenteils selbst verschuldet. Die Energiestrategie sei eine Träumerei. Der Ukraine-Krieg zwinge die Schweiz nun, auf dramatische Weise umzudenken. Alles, was helfe, die Energielücke zu schliessen, müsse geprüft werden – von der Förderung von Erdgas im Inland bis hin zur Geothermie.
Ein schlechtes Zeugnis stellt Dosé dem Bund aus. Er sehe Parallelen zwischen der drohenden Energieknappheit und dem Untergang der Swissair, sagte der ehemalige Konzernchef der Swiss, der heute als Präsident von Swissgas sowie des Gasverbundes Mittelland eine Schlüsselrolle in der Gasversorgung der Schweiz inne hat.
In beiden Fällen habe sich gezeigt, dass das politische System nicht gut darin sei, Krisen zu bewältigen. Das gutschweizerische Vorgehen, bei dem alle Entscheide möglichst breit abgestützt sein müssten, funktioniere dann nicht, sagte Dosé im Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» weiter.
Die Branche stosse bei der Finanzierung der Gasgeschäfte zunehmend an Grenzen. Weil die Gaspreise so stark gestiegen seien, verlangten die Lieferanten mittlerweile astronomisch hohe finanzielle Garantien für die Optionen auf zusätzliche Gaslieferungen. Der Bund müsse Staatsgarantien abgeben, um die Gasbeschaffung abzusichern. (awp/mc/ps)