(Foto: Swissmem)
Zürich – Der Branchenverband Swissmechanic erwartet eine sich weiter verschärfende Situation für seine Mitgliedsunternehmen, sollte sich der Franken zum Euro nicht abschwächen. Seit der Aufgabe des Euro-Mindestkurses durch die SNB im Januar haben die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) des MEM-Branchenverbandes geschätzt rund 2’000 Stellen abgebaut. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Mitgliederumfrage, die Swissmechanic am Freitag in Zürich präsentierte.
«Mit der SNB-Entscheidung haben sich quasi über Nacht Produktion und Dienstleistungen um bis zu 15% verteuert», sagte Roland Goethe, Präsident von Swissmechanic. «Die KMU der MEM-Branche stehen mit ihrem hohen Exportanteil dabei im Epizentrum.» Die Konsequenzen werden bei unveränderter Lage erst zeitverzögert einsetzen und in den kommenden Monaten Auswirkungen haben, so der Verbands-Chef weiter.
«Die Lage bei unseren Mitgliedsfirmen ist sehr heterogen», sagte Swissmechanic-Direktor Oliver Müller. Während einige mit der Situation gut umgehen könnten, sei die Lage bei anderen Mitgliedern prekär. «Insbesondere die Lohnfertiger werden bei einer anhaltender Frankenstärke Probleme bekommen», fügte der Verbands-Präsident Goethe hinzu.
Stimmungseinbruch nach Franken-Aufwertung
Die Stimmung in den Unternehmen habe durch die Franken-Aufwertung deutlich gelitten. Der Anteil der Firmen, welche die Umsatzsituation als «nicht befriedigend» bewertet, stieg in der jüngsten Umfrage auf 36% von 31% im Vorquartal. Mit «gut» wird die Situation nur noch von 25% (VQ 30%) bewertet und als befriedigend von stabilen 40% (39%). Bei den Margen liegt der Anteil der Antworten für «nicht befriedigend» bei 63% (51%). «Befriedigend» empfinden 29% die Situation und «gut» nur 9%.
16 % der Firmen haben bereits Entlassungen vorgenommen
Deutlicher seien die Auswirkungen bei der Personal- und Investitionsplanung. Der starke Franken zwinge die bereits zuvor unter geringen Margen leidenden Unternehmen zu drastischen Massnahmen. So gaben 16% der befragten Firmen an, bereits Entlassungen vorgenommen zu haben. Massnahmen wie die Erhöhung der Wochenarbeitszeit (15%), Kurzarbeit (5%) oder die Auslagerung von Bereichen und Produktionsoptimierungen gehören zu den Reaktionen auf die veränderte Lage. 4% der Befragten gaben an, Lohnreduktionen vereinbart zu haben, bei 12% sind diese in Planung.
Auch Verlagerungen ins Ausland gehören offenbar zu den Optionen, die von den Unternehmen in Betracht gezogen werden. Rund 18% erwägen die Verlagerung von Arbeiten ins Ausland, 11% planen die Produktion – oder Teile davon – zu verlagern.
Forderungen an die Politik
«Wir hoffen, dass wir Unterstützung von Seiten der Politik bekommen», sagte Oliver Müller. Zu den Massnahmen, die von dieser Seite die Lage für die MEM-KMUs verbessern könnte, sei die Reduktion von Abgaben und Regulierungskosten. Auch eine aktive Exportförderung explizit für KMU wird von Swissmechanic gefordert. Zudem müssten die Importeure die durch den niedrigeren Euro erzielten Preisvorteile weitergeben. Auch gegenüber der Erbschaftssteuerinitiative ist der Verband ablehnend eingestellt.
Die Unternehmen würden sich von Seiten der Politik eine «aktive Solidarität» für den Werkplatz Schweiz wünschen. Man treffe zwar auf Verständnis, spüre aber oft die Haltung: «Ihr seid so innovativ, ihr schafft das schon.»
Swissmechanic vertritt KMU in der MEM-Branche (Maschinen-, Elektro- und Metall) und hat rund 1’400 Mitglieder. Die angeschlossenen Betriebe beschäftigen rund 70’000 Mitarbeitende und 6’000 Lernende und generieren den Angaben zufolge ein jährliches Umsatzvolumen von rund 15 Mrd CHF. (awp/mc/pg)